ABTA: Geschäftsreisen legten “vor Corona” stark zu

Sitze an Bord eines A320neo von Easyjet (Foto: Robert Spohr).
Sitze an Bord eines A320neo von Easyjet (Foto: Robert Spohr).

ABTA: Geschäftsreisen legten “vor Corona” stark zu

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Das letzte Jahr „vor Corona“ war im Bereich der Geschäftsreisen besonders stark. Zu diesem Schluss kommt Austrian Business Travel Association in einer aktuellen Studie, die unter anderem auf Zahlen der Statistik Austria basiert. Allerdings hat Corona so ziemlich alles verändert.

Verbandspräsident Andreas Gruber, der hauptberuflich Head of Travel bei Siemens Österreich ist, kommt daher zum Schluss: „Im Jahr 2019 haben wir noch einmal einen ordentlichen Aufschwung vor der Krise erlebt“. Insgesamt wurden im Jahr 2019 8,1 Millionen Geschäftsreisen gezählt. Das sind 400.000 mehr als 2017, dem letzten Berichtsjahr. Österreichische Unternehmen haben 3,4 Milliarden Euro für Geschäftsreisen aufgewendet, ein Plus von mehr als 250 Millionen Euro. Davon entfallen 1,5 Milliarden Euro auf Flugtickets und knapp 900 Millionen Euro auf Hotels. Pro Reisetag sind 173 Euro Kosten angefallen gegenüber 166 Euro im Jahr 2017. Reisen sind also teurer geworden.

Bei der zum dritten Mal erschienenen ABTA-Geschäftsreisestudie wurden zwei Datenquellen verknüpft: Die von der Statistik Austria regelmäßig erstellte Erhebung „Urlaubs- und Geschäftsreisen“, die das Reisevolumen erfasst, sowie Brancheninformationen, die der ABTA von einem Unternehmenspool anonymisiert zur Verfügung gestellt wurden. Für die Entwicklung der Flugticket-Preise wurden beispielsweise rund 450.000 Tickets in die Analyse einbezogen. Studien-Autor Wilfried Kropp (Kropp Kommunikation): „Die starke Datenbasis verleiht der ABTA-Studie eine besondere Aussagekraft.“

Im Berichtsjahr reisten mehr Unternehmensmitarbeiter als je zuvor. Die Reiseintensität, also der Anteil der Geschäftsreisenden an der Gesamtbevölkerung über 15 Jahre stieg kräftig von 17,2 % (2017) auf 19,5 % im Jahr 2019. Insgesamt wurden mehr Auslandsreisen (+ 5,0 %) mit mehr Übernachtungen (+ 14 %) gezählt. Die Zahl der Übernachtungen im Inland sank dagegen um 10 %.

Kostenentwicklung: Mehr Reisen, höhere Preise

Dass die Anbieter, vorwiegend Fluglinien und Hotels, die steigende Nachfrage auch für Preiserhöhungen genutzt haben, lässt sich pauschal daraus schließen, dass die Kostensteigerungen mit 8,8 % rund doppelt so hoch ausfielen wie das Wachstum der Geschäftsreisen insgesamt. Besonders deutlich ist das im Flugbereich zu sehen. Hier stellt die ABTA gegenläufige Entwicklungen fest. Die Durchschnittskosten pro Ticket für Europa-Flüge sanken von 452 Euro auf 388 Euro (minus 4,2 %). Hier übte wohl der starke Wettbewerb am Flughafen Wien Druck auf die Ticketpreise aus. Dagegen stiegen die Kosten für Interkontinental-Flüge von 1.299 Euro auf 1.330 Euro (plus 2,4 %). In Hotels verbrachten österreichische Geschäftsreisende 7,9 Millionen Nächte. Das entspricht einem Plus von 48.000 Nächten gegenüber 2017. Hotels konnten in diesem Zeitraum eine Erhöhung der durchschnittlichen Zimmerpreise von 4,9 % durchsetzen.

Neue Geschäftsmodelle bei Travel Management Companies

Die ABTA nimmt die Geschäftsreiseanalyse zum Anlass, auch auf einige strukturelle Branchenentwicklungen einzugehen und Probleme im Vertrieb von Geschäftsreisen aufzuzeigen. Sorgen bereitet den Experten die verstärkten Bemühungen der Airlines, den Direktvertrieb zu forcieren. Das sei zwar kein neuer Trend, aber mit neuen Instrumenten wie etwa dem „Continuous Pricing“ (zusätzliche Tarifangebote zwischen den bestehenden Buchungsklassen) und weiterer Produktdifferenzierung werden Kunden auf die direkten digitalen Buchungskanäle der Airlines gelenkt.

Den Travel Management Companies (auf Geschäftsreisen spezialisierte Reisebüros), die im Auftrag ihrer Kunden Flüge buchen, entstehe dadurch hoher organisatorischer und technischer Aufwand, weil sie damit gezwungen werden, alternative technische Systeme einzuführen. Bedingt durch die Corona-Krise 2020/2021 gerate auch das auf Transaktionen beruhende derzeitige Geschäftsmodell der Travel Management Companies ins Wanken.

Die ABTA skizziert zwei neue Modelle, die derzeit zwischen Unternehmen und Travel Management Companies besprochen werden: Ein „Subscription“-Modell, mit dem eine bestimmte Auftragsmenge zu einem Pauschalpreis vereinbart wird. Alternativ dazu wird eine „Network Access Fee“ diskutiert, bei dem – ähnlich wie bei Mobilfunkverträgen – eine niedrige Grundgebühr pro Reisenden verrechnet wird, um den Basis-Service nutzen zu können. Buchungen oder Premium-Leistungen werden in diesem Modell gesondert verrechnet. Peter Tolinger, Geschäftsführer der Verkehrsbüro Business Travel GmbH und ABTA-Vorstandsmitglied, ist optimistisch: „Die Unternehmen, mit denen wir die Folgen der Corona-Krise besprechen, sind durchaus aufgeschlossen für ein neues, kooperatives Modell, weil sie gerade in der Krise gemerkt haben, wie wichtig der persönliche Zugang zu Experten ist“.

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