Das ägyptische Tourismusministerium will, dass Egyptair eine Low-Cost-Abteilung oder –Tochter ins Leben ruft, die ab Urlauber aus Europa und dem Mittleren Osten beispielsweise nach Marsa Alam, Hurghada, Sharm El Sheikh und Taba bringt.
Tourismusminister Khaled Al-Anani und Luftfahrtminister Mohamed Manar kündigten an, dass der neue Billigflieger mit bestehenden Charterangeboten in den direkten Wettbewerb treten soll. Man will mehr Individualtouristen ins Land bringen und sich damit von Pauschalreiseveranstaltern unabhängiger machen.
Wie das genau funktionieren soll, sagten die beiden Regierungsmitglieder nicht. Naheliegend wäre, dass die Tochtergesellschaft Ai Cairo diese Aufgabe übernehmen könnte, doch das wurde explizit ausgeschlossen. Dieser Carrier soll weiterhin das Chartergeschäft bedienen. Auch wurde die Frage, ob Egyptair für das Lowcost-Projekt eine neue Tochtergesellschaft samt eigenem AOC gründen wird oder lediglich ein paar Flugzeuge unter einer anderen Marke betreiben wird, nicht beantwortet.
Interessant ist auch, dass Taba explizit als Destination genannt wurde. Der Badeort befindet sich direkt an der Grenze zu Eilat (Israel) und hat seine besten Zeiten offensichtlich hinter sich. Der Ort ist sehr klein und besteht überwiegend aus Hotels und Spielcasinos. Der Airport verfügt über zwei 4.000 Meter lange Pisten und ist durchaus verschlafen, da es auch vor der Corona-Pandemie nur wenig Flugverkehr gab. Der Flughafen wurde allerdings nicht überdimensioniert, sondern ist eine Hinterlassenschaft Israels, denn bis zur Rückgabe der Sinai-Halbinsel bestand hier die Luftwaffenbasis Etzion.
Staat will von geschlossenen Grenzen profitieren
Ägypten will sich mit dem geplanten Lowcoster auch in Sachen Tourismus-Reaktivierung in eine Pole-Position bringen. Die Regierungsmitglieder rechnen damit, dass im Sommer 2021 zahlreiche bei Europäern beliebte Urlaubsländer ihre Grenzen geschlossen lassen werden. Davon will man profitieren und als preiswerte Alternative am Start sein.
Allerdings könnten die europäischen Staaten dieser Ansicht einen Strich durch die Rechnung machen, denn auch wenn Ägypten Urlaube ohne Quarantäne, Impfungen oder Tests zulassen sollte, könnte bei der Rückkehr in die Heimat die Absonderung drohen. Im Sommer 2020 wurden beispielsweise Spanien-Urlauber von plötzlicher Quarantänepflicht im Heimatland, beispielsweise Österreich, Deutschland und Vereinigtes Königreich, überrascht. Aufgrund der im Winter 2020/21 hohen Infektionszahlen waren die „Sommermaßnahmen“, die wegen nur wenigen Infizierten ergriffen wurden, eine regelrechte Farce.