Austrian Airlines “vergisst” kostenloses Wasser

Embraer 195 (Foto: Jan Gruber).
Embraer 195 (Foto: Jan Gruber).

Austrian Airlines “vergisst” kostenloses Wasser

Embraer 195 (Foto: Jan Gruber).
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Vor wenigen Tagen betonte Austrian-Airlines-CCO Michael Trestl, dass ungeachtet des Paid-Caterings auch weiterhin kostenloses Wasser an die Passagiere ausgeschenkt wird. In der Praxis scheinen die Ankündigungen des Vorstands und die tatsächliche Umsetzung weit auseinander zu gehen.

So wurde am Sonntag auf Austrian-Airlines-Flug OS187, durchgeführt mit Embraer 195, kein Gratis-Wasser angeboten. Auch auf Nachfrage von verschiedenen Passagieren hieß es, dass Snacks und Getränke nur gegen Bezahlung erhältlich sind. Das vermeintlich kostenlose Wasser gab es zumindest auf diesem AUA-Flug nicht. Ob die Crew die aktuellen Bestimmungen ihres Arbeitgebers missverstanden hat oder ob eine Systematik dahinter steckt, wird sich noch zeigen.

Ein Sprecher der Austrian Airlines sagte unter Vorhalt des nicht vorhandenen kostenlosen Wassers gegenüber Aviation Direct: “Wasser an Bord ist und bleibt kostenlos. Wir stellen es auf Nachfrage zur Verfügung”. Aus dieser Äußerung lässt sich interpretieren, dass den Reisenden das Gratis-Getränk nicht proaktiv angeboten werden soll, sondern nur wenn danach gefragt wird. Genau das taten auf besagtem AUA-Flug einige Reisenden, erhielten jedoch die Auskunft, dass Snacks und Getränke nur noch gegen Bezahlung erhältlich sind.

Auch Inhaber “alter Tickets” müssen bezahlen

Eine andere Problematik ergibt sich mit Tickets, die bereits vor der Umstellung auf Paid-Catering erworben wurde. Während dem Buchungsprozess wurden hier inkludierte Getränke – im unter dem Corona-Deckmantel reduzieren Ausmaß – ausgewiesen. Auch diese Passagiere, die eigentlich aufgrund ihres Beförderungsvertrags einen Rechtsanspruch auf Wasser, Tee oder Kaffee ohne Zuzahlung hätten, sollen zur Kasse gebeten werden. Die AUA spekuliert hier offensichtlich auf “vergessen”, denn nur wenn betroffene Reisenden aktiv reklamieren, werde man sich die “Einzelfälle” ansehen. Da in den letzten Monaten aufgrund der Pandemie eher kurzfristig gebucht wurde, scheint es durchaus möglich, dass tatsächlich nur wenige AUA-Kunden davon betroffen sein könnten. Die Coronakrise führte dazu, dass Flugscheine meistens sehr kurzfristig gekauft werden.

“Das Snackversprechen wurde aufgrund der erforderlichen Serviceanpassungen durch die Pandemie bereits vor einiger Zeit aus unserer Buchungsstrecke entfernt. Sollte es dennoch vereinzelt Passagiere geben, die bei ihrer Flugbuchung noch ein Snackversprechen inkludiert hatten, schauen wir uns diese Fälle individuell an”, so ein Sprecher der Austrian Airlines gegenüber Aviation Direct.

Es bleibt also abzuwarten, ob betroffene Reisende die Umstellung akzeptieren oder aber vor Gericht ziehen. Das gab es in Deutschland tatsächlich, denn die Kürzung des Smarttarifs seitens Eurowings führte dazu, dass ein verärgerter Passagiere, der an Bord weder Brötchen noch Getränk erhalten hat, obwohl er vor der Umstellung gebucht hat, eine Klage gegen die Lufthansa-Tochter eingereicht hat. Vor Gericht obsiegte er und Eurowings hatte ihm anteilsmäßig die ursprünglich in den Ticketpreis einkalkulierten Kosten für Snacks und Getränke zurückzuzahlen.

Sitz eines Embraer 195 (Foto: Jan Gruber).

AUA verkauft nicht auf eigene Rechnung

Der Bordverkauf bei Austrian Airlines erfolgt übrigens nicht auf eigene Rechnung. Im Kleingedruckten der Speisekarte ist zu lesen, dass dieser “im Namen und auf Rechnung von Retail inMotion GmbH” erfolgt. Das bedeutet, dass das wirtschaftliche Risiko an das deutsche Unternehmen ausgelagert ist. Im Verkaufskatalog wird auch deutlich, wenn auch kleingedruckt, darauf hingewiesen, dass eventuelle Reklamationen bezüglich der Qualität der Speisen und Getränke ausschließlich an eine deutsche Postadresse sowie eine E-Mail-Adresse von Retail inMotion zu richten sind. Auf den Umstand, dass die AUA ihr Catering nicht auf eigene Rechnung verkauft, wies die Lufthansa-Tochter in der offiziellen Kommunikation nicht hin.

Retail inMotion ist für verschiedene Airlines als Catering-Verkäufer tätig. Ein ähnliches Geschäftsmodell bietet auch Gate Gourmet an. Zum Beispiel greift Wizz Air auf deren Dienstleistungen zurück. Die Ryanair Group hingegen tritt in der Kabine selbst als Verkäufer der Speisen, Getränke und Waren auf. Dennoch läuft auf den Verkaufsgeräten der Besatzung Software von Retail inMotion, wobei der Billigflieger in dieser Konstellation lediglich die Software zugekauft hat.

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