Die deutsche Bundesregierung muss erst eine Task-Force bilden, die von Andreas Scheuer (CSU) und Jens Spahn (CDU) geleitet wird, um Corona-Schnelltests zu beschaffen. Weiters muss noch diskutiert werden wo überhaupt kostenlose Schnelltestungen angeboten werden oder Testkits gratis abgegeben werden. Aldi, Lidl und Co sollen in der Zwischenzeit das langsame Tempo der deutschen Regierung richten.
Es wäre fast unvorstellbar, dass Schwangerschaftstests an der Aldi-Kasse gekauft werden können. Corona-Tests für den Eigengebrauch werden seit Samstag in den Filialen des Discounters direkt an der Kassa verkauft. Der Preis ist für deutsche Verhältnisse niedrig: 24,99 Euro sind für einen Fünferpack des Schnelltests „AESKU.RAPID SARS CoV-2“ zu berappen. Andere Discounter und Drogerieketten wollen in den nächsten Tagen nachziehen.
Somit sollen Aldi, Lidl und Co. das langsame Tempo der deutschen Bundesregierung kompensieren, denn kostenlose Testungen in Apotheken bzw. die Abgabe von Testkits für die Eigentestung werden wohl nicht vor April 2021 kommen. Gesundheitsminister Spahn wollte ursprünglich ermöglichen, dass sich die Einwohner ab 1. März 2021 in Apotheken kostenlos testen lassen können. Aus dem Versprechen wurde bislang nicht mehr als heiße Luft.
Testkits in Österreich kostenlos, aber künstliche Verknappung
Im Nachbarland Österreich ist die Situation gänzlich anders, denn im Gegensatz zu Deutschland gibt es flächendeckende Testmöglichkeiten der Länder, Gemeinden und Apotheken. Mit wenigen Ausnahmen werden die Kosten vom Staat übernommen, wobei die Verrechnung über die Krankenkassen erfolgt. Das hat leider zur Folge, dass Versicherte der Krankenfürsorgeanstalten und Personen ohne Krankenversicherung zumindest in den Apotheken derzeit selbst bezahlen müssen. Manche KFA ermöglichen jedoch die Erstattung der Rechnung.
Wer zum Friseur will, braucht in Österreich einen Testbefund, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Selbst-Tests sind momentan nicht anerkannt. In Zukunft soll das Betreten von Schanigärten der Gastronomie nur mit negativem Befund erlaubt sein. Über diesen Einfall der österreichischen Regierung wird kontrovers diskutiert.
Während die kostenlosen Testungen durch Apotheken und die Stationen der Länder und Gemeinden weitgehend problemlos funktionieren, gibt es bei den Gratis-Heimtests ernsthafte Engpässe. Diese waren schon am Montag in den meisten Apotheken vergriffen. Die Nachfrage ist sehr groß, was dazu führt, dass schon nach wenigen Stunden keine mehr abgeholt werden konnten. Dazu kommt der diskriminierende Umstand, dass Personen, die sich von ELGA abgemeldet haben, von der Abgabe der kostenlosen Testkits ausgenommen sind. Dies wird von der Opposition und von Konsumentenschützern heftig kritisiert.
Ein durchaus spannendes Phänomen ergab aber eine Rundrufaktion, die Aviation Direct am Freitag in stichprobenartig ausgewählten Apotheken durchgeführt hat. Keine einzige hatte die kostenfreien Kits der Regierung vorrätig und man konnte auch keinen Termin für die nächste Lieferung nennen. Bemerkenswerterweise wären jedoch gegen Bezahlung überall solche Selbsttests abholbereit gewesen. Die Preise wurden zwischen sechs und 8,10 Euro angegeben. Auf die Frage warum man denn diese nicht als Gratis-Tests abgibt, antworteten die Inhaber der Apotheken mehr oder weniger einheitlich, dass es sich um selbstbeschaffte Kits handeln würde und die kostenlosen vom Bund gestellt werden. Man dürfe diese aufgrund der Vorgaben der Regierung nicht miteinander vermischen. Mit anderen Worten: Österreichs Regierung schafft mit bürokratischen Maßnahmen künstlich einen Engpass, der zu langen Warteschlangen und enttäuschten Gesichtern führt.