German Airways-Ultimatum an Green Airlines: 800.000 Euro auf den Tisch oder 11,3-Millionen-Euro-Klage

German Airways-Ultimatum an Green Airlines: 800.000 Euro auf den Tisch oder 11,3-Millionen-Euro-Klage

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Bis Ende dieser Woche muss der Ticketverkäufer Green Airlines bei German Airways 800.000 Euro auf den Tisch legen oder aber die Zeitfracht-Tochter wird eine Klage über 11,3 Millionen Euro einreichen. Aus einem Anwaltsschreiben, aus dem Airliners.de zitiert, geht hervor, dass German Airways aufgrund von Zahlungsverzug fristlos die Flugdienstleistungen eingestellt hat.

Das bedeutet aber nicht, dass Green Airlines damit die Zahlungsverpflichtungen, die man mit Abschluss des Chartervertrags eingegangen ist, los ist. German Airways pocht über die Anwaltskanzlei darauf, dass der Vertrag weiterläuft. Man weist auch darauf hin, dass sowohl Mindestabnahme als auch –laufzeit vereinbart wurden.

Green Airlines wäre, so die anwaltliche Zahlungsaufforderung, aus der Airliners.de zitiert, den vereinbarten wöchentlichen Vorauszahlungen nicht mehr nachgekommen. Diese wären als Garantie ausgemacht gewesen und German Airways fliege nur deshalb nicht mehr, weil sich der Ticketverkäufer in Zahlungsverzug befinden soll. Auch der Umstand, dass man nach dem “blauen Brief” den Ticketverkauf unter Flugnummern von German Airways hat weiterlaufen lassen, kam wohl bei der Zeitfracht-Tochter gar nicht gut an.

Wie bereits erwähnt pocht der Rechtsanwalt von German Airways darauf, dass im Chartervertrag eine Mindestanzahl von Flugstunden, die pro Monat abgenommen werden müssen, vereinbart wurden. Auch soll sich Green Airlines dazu verpflichtet haben zwei Embraer 190 für mindestens neun Monate zu chartern. Dann wird auch die Rechnung aufgemacht: 11,3 Millionen Euro werden gefordert.

Zahlungsverzug soll Nicht-Fliegen ausgelöst haben

German Airways argumentiert auch, dass für das Nicht-Fliegen, das ein Resultat des Zahlungsverzugs sein soll, Vorhaltekosten entstehen. Allein diese machen 2,7 Millionen Euro aus. „Unterstellt, dass eine einvernehmliche Vertragsaufhebung (…) stattfindet, könnten die Flugzeuge (…) nebst Crew ggf. (…) anderweitig eingesetzt werden (…). Jedenfalls sind jedoch Kosten für einen Zeitraum von etwa 2,7 Monaten (…) entstanden“, zitiert Airliners.de aus dem Anwaltsschreiben. Daraus soll ein Aufwand in der Höhe von 1,5 Millionen Euro entstanden sein.

Bemerkenswert ist auch, dass sich das anwaltliche Aufforderungsschreiben sowohl an Geschäftsführer Stefan Auwetter als auch an den Airline-Trolleys-Verkäufer Daniel Sander richtet. Letzterer erklärte vor rund einem Jahr gegenüber Business Insider, dass er Gründer von Green Airlines wäre. Laut Handelsregister ist aber Auwetter alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer des Tickethändlers.

German Airways macht den beiden Managern ein Angebot: Wenn Green Airlines bis Ende dieser Woche 800.000 Euro auf den Tisch legt, werde man auf die Geltendmachung der 11,3 Millionen Euro verzichten. Andernfalls reicht man Klage gegen den Tickethändler auf. Allein die Anwalts- und Gerichtskosten dürften bei dieser Forderungshöhe enorm sein. Die Zeitfracht-Tochter ist nicht der einzige Ex-Partner, der Vorwürfe gegen das Ticketverkaufsunternehmen erhebt. Alk Air zog nach nur wenigen Umläufen eine Boeing 737-300 ab und monierte anschließend die Zahlungsmoral von Green Airlines. Die Charterfluggesellschaft Just Us Air kam erst gar nicht und verwies darauf, dass man nie einen Vertrag abgeschlossen habe und war verwundert darüber, dass Tickets unter deren Flugnummern verkauft wurden. Green Airlines präsentierte zuvor in einer Medienmitteilung den rumänischen Carrier als “zusätzlichen Partner”.

Was sagt der Ticketverkäufer Green Airlines zur Forderung, die German Airways erhebt? Nichts. Man will sich dazu nicht äußern und verweist darauf, dass es sich um vertrauliche Vertragsinhalte handeln würde, so eine Sprecherin gegenüber Airliners.de.

Bislang nur 52 Bäume gepflanzt – einige „Partner“ haben keine Spenden bekommen

Auch an der „Umweltfront“ hat Green Airlines offensichtlich Probleme. Der Verein „Äpfel und Konsorten e.V.“, der zuvor verwundert war, dass man als Partner auf der Homepage des Ticketverkäufers gelistet war, erklärte gegenüber Airliners.de, dass man keine Zusammenarbeit mehr mit diesem Unternehmen unterhält. Man wolle nicht mit Greenwashing in Verbindung gebracht haben. Geld hatte der Verein eigenen Angaben nach ohnehin nie bekommen.

Ähnlich verhält es sich mit den Naturefund-Projekten „Streuobstwiese Wiesbaden in Hessen“ und „Hamberger Moor in Niedersachsen“. Diese wurden ebenfalls als Umweltprojekte angeführt, jedoch soll es nicht einen Cent von Green Airlines gegeben haben. Die Recherchen von Airliners.de haben einen großem Medienwirbel ausgelöst und zwischenzeitlich hat man diese „Partner“ von der Homepage entfernt.

Laut Airliners.de soll es auch beim einzigen noch auf der Green-Airlines-Seite ersichtlichen Projekt „Aufforstung in Costa Rica“ nicht so ganz transparent zugehen. So schreibt das deutsche Fachmedium, dass bislang lediglich 52 Bäume gespendet worden sein sollen. Green Airlines verlinkt auf die allgemeine Projektseite, auf der 29.728 Bäume angeführt sind. Würde man aber auf das „Blue Planet Certificate“ von Green Airlines verlinken, würden die Besucher der Homepage gleich sehen, dass nur 52 Bäume gespendet wurden. Das ist –im Anbetracht der Kohlenstoffdioxid-Menge, die durch die Positionierungsflüge kreuz und quer durch Europa und schwache Auslastung der Sylt-Flüge – ziemlich wenig. „Stattdessen suggeriert der Link auf die generelle Projekt-Webseite ein weitaus größeres Engagement der selbsternannten Umwelt-Airline“, schreibt dazu Airliners.de.

Offensichtlich passt Green Airlines so ganz und gar nicht in den Kram, wenn Medien unschöne Seiten der „klimafairen Airline“ aufdecken. So versuchte man mittels Anwaltsbriefen die Berichterstattung über ein Ermittlungsverfahren, das die Staatsanwaltschaft Karlsruhe gegen einen Green-Airlines-Manager führt, unterbinden zu lassen. Unter anderem Aviation Direct ist dem aber nicht nachgekommen, denn die Wahrheit ist die Wahrheit.

In die Jahre gekommene Chalair-Flotte wird als „Grüne Turbo Flotte“ dargestellt

Offensichtlich ist es für Green Airlines momentan gar nicht mehr so einfach Flüge unter dem IATA-Two-Letter-Code von Chalair länger als wenige Tage vorher zu verkaufen. Dies lässt vermuten, dass die französische Airline auf Vorauskasse pochen könnte und erst nach Zahlungseingang den Vertrieb von Tickets zulässt. Jedenfalls hindert das den deutschen Ticketverkäufer nicht daran Flüge mit fiktiven IATA-Two-Lettercodes zu verkaufen. Mittlerweile wurde auch ein entsprechender Hinweis, dass man noch gar nicht weiß wer der Operating Carrier ist, entfernt.

Aus dem von der Flexflight-Tochter Wordticket gemieteten Reservierungssystem geht hervor, dass am Wochenende Chalair mit dem Maschinentyp Beech 1900D fliegen auf Paderborn-Sylt-Paderborn fliegen soll. Am vergangenen Wochenende war eine ATR42 im Einsatz, jedoch war auch diesmal der Ladefaktor sehr schwach. Angesichts der wenigen Passagiere und des Umstands, dass das Fluggerät aus dem tiefsten Frankreich eingeflogen werden muss, kann von „grünen und klimafairen Flügen“ keine Rede sein.

Beech 1900D und ATR 42-500 (Foto: Chalair).

Ein Blick auf die Flotte von Chalair Aviation zeigt auch, dass diese definitiv nicht mehr sonderlich jung ist. Green Airlines stellt die Muster ATR42/72 als besonders umweltfreundlich und „klimafair“ dar. Dabei verzichtet man offenbar bewusst auf die Angabe der genauen Ausführung, denn es handelt sich nicht um die modernen -600er-Modelle, die deutlich weniger Kerosin als ihre in die Jahre gekommenen Vorgänger der -300er- bzw. -500er-Serie verbrauchen. Genau aus diesem Grund tauschen viele ATR-Operators ihre älteren Flugzeuge gegen die neuesten 600er-Maschinen aus. Da diese weniger Kerosin durch die Turboproptriebwerke blasen, sind auch die Kohlenstoffdioxid-Emissionen geringer.

TypAnzahldurchschn. Alter in Jahren
ATR42-300128,8
ATR42-500324,5
ATR72-500120,7
Beech 1900D822,6
GESAMT1324,15

Green Airlines bezeichnet auf der Homepage die Muster als „Grüne Turbo Flotte“ bzw. „Eine grüne Flotte“. Man weist aber nicht darauf hin, dass es sich um veraltete Varianten der ATR42/72 handelt. Auch die Beech 1900D, die nicht mehr gelistet ist, ist nicht mehr jung. Die Produktion wurde im Jahr 2002 mangels Nachfrage eingestellt. Entwickelt wurde dieses 19-sitzige Muster in den 1980er-Jahren und bis zur Aufgabe nicht nennenswert weiterentwickelt.

1 Comment

  • Mike , 24. August 2021 @ 14:30

    Wer bei diesem mehr als ominösen Unternehmen bucht hast das Nachsehen und ist selber Schuld.

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  • Mike , 24. August 2021 @ 14:30

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