Kommentar: Reisende sollten Antikörper-Abbau im Auge behalten

Koffer mit Impfpass (Foto: Robert Spohr).
Koffer mit Impfpass (Foto: Robert Spohr).

Kommentar: Reisende sollten Antikörper-Abbau im Auge behalten

Koffer mit Impfpass (Foto: Robert Spohr).
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Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Österreich die Gültigkeit des Status „vollständig gegen Covid-19 geimpft“ auf 12 Monate aufbläst. Gleichzeitig kann man sich bereits für eine Auffrischungsimpfung, die als „off label“ durchgeführt wird, anmelden.

Die Vorgehensweise Österreichs ist durchaus problematisch, weil diese sowohl Warnungen der Hersteller als auch wissenschaftliche Erkenntnisse schlichtweg missachtet. Die Problematik liegt darin, dass die mRNA-Impfstoffe nicht das halten was versprochen wurde. Die „Haltbarkeit“ der Antikörper ist wesentlich geringer als ursprünglich von den Produzenten prognostiziert.

Genau das ist ein großes Problem, denn beispielsweise beim Vakzin von Biontech/Pfizer sinkt die Anzahl der Antikörper innerhalb von sechs Monaten nach der zweiten Impfung stark ab. Kein Wunder: Pfizer empfiehlt, dass nach einem halben Jahr eine Auffrischungsimpfung, die von manchen Politikern auch als „Booster“ bezeichnet wird, vorgenommen werden sollte.

Antikörper-Pegel kann im Labor bestimmt werden

Wie stark der Abbau der Antikörper sein kann, ergibt sich in einem österreichischen Labor durchgeführten Antikörper-Tests, die eine mit Biontech/Pfizer geimpfte Person zur Verfügung gestellt hat. Die erste Testung wurde am 20. Mai 2021, exakt 18 Tage nach der zweiten Impfung vorgenommen, und weist 1381.0 BAU/ml aus. Zu diesem Zeitpunkt war das Niveau also sehr hoch.

Ausschnitt aus einem Antikörper-Test, der 18 Tage nach der zweiten Pfizer-Impfung vorgenommen wurde.

Selbige Person hat am 10. September 2021 einen weiteren „Antikörper-Check“ in selbigem Labor vornehmen lassen. Der Pegel ist auf 300 BAU/ml abgesunken. Damit liegt man zwar immer noch im „guten Bereich“, jedoch ist das Absinken durchaus stark. Unter der Annahme, dass die Reduktion linear stattfindet, könnte es innerhalb der nächsten zwei Monate „knapp“ werden.

Selbige Person, die am 2. Mai 2021 die zweite Pfizer-Impfung erhalten hat, weist am 10. September 2021 obigen Antikörper-Spiegel auf.

Ein Arzt, der in diesem Zusammenhang beratend konsultiert wurde, wies darauf hin, dass der Abbau der Antikörper nicht linear stattfinden muss und dass es weitere Kriterien gibt, die ebenfalls eine Rolle spielen können. Die neutralisierenden Antikörper alleine wären nicht alles, denn die Immunantwort des Körpers ist wesentlich komplexer. Auch sind seiner Ansicht nach die fallenden Titer nicht bei allen Personen gleich.

Es erscheint aber problematisch, dass Österreich die Gültigkeit der Corona-Impfungen (1x Johnson&Johnson bzw. 2x andere Impfstoffe) auf 12 Monate aufbläst und das mit vollem Wissen, dass die neutralisierenden Antikörper – zumindest bei den mRNA-Impfstoffen – innerhalb eines halben Jahres stark abbauen. Wissenschaftlich nicht belegt ist diese These: Theoretisch ist es möglich, dass innerhalb eines Jahres überhaupt keine Antikörper mehr vorhanden sind, dennoch ist die Person aufgrund der aktuellen gesetzlichen Lage von Tests und Quarantäne ausgenommen.

Israel verlangt nach sechs Monaten die dritte Impfung für die Einreise

In Israel hat man diese Problematik nicht nur erkannt, sondern kämpft innerhalb des Landes bereits länger damit. Man hat frühzeitig mit Auffrischungsimpfungen begonnen und gleichzeitig beschränkt man bei der Einreise die Gültigkeit der „vollständigen Impfung“ auf sechs Monate. Konkret bedeutet das, dass Israel explizit vorschreibt, dass man nach sechs Monaten eine dritte Impfung (bzw. zweite Impfung bei Johnson&Johnson) braucht. Andernfalls darf man nicht einreisen.

Ob man sich impfen lassen möchte oder nicht, steht in diesem Kommentar gar nicht zur Diskussion. Jeder sollte selbst entscheiden. Personen, die für Impfungen entschieden haben, sollten ihre Antikörper im Auge behalten und gleichzeitig auch auf Veränderungen der Einreisebestimmungen verschiedenster Länder achten. Das Beispiel Israel zeigt, dass es Tendenzen gibt, dass in absehbarer Zeit drei Impfungen (bzw. zwei Impfungen bei Johnson&Johnson) zur Grundvoraussetzung für die Einreise werden könnten.

Geimpfte Reisende sollten die Entwicklungen im Auge behalten

Noch verhält sich Österreich mit dem Aufblasen auf 12 Monate gänzlich abweichend, jedoch steht der Winter bevor und die Ereignisse seit dem Beginn der Corona-Pandemie haben gezeigt, dass nichts in Stein gemeißelt ist und die Politik äußerst kurzfristige Veränderungen vornehmen kann. Das Vorschreiben einer dritten Impfung nach sechs Monaten wäre im Winter ein Mittel, um den Reiseverkehr „eindämmen“ zu können.

Zumindest ein Indiz hierfür sind die Durchführungsbestimmungen des „off label use“, die vom österreichischen Gesundheitsministerium erlassen wurden. Nur Risikogruppen sowie ältere Menschen in Heimen bzw. über 80 Jahren haben offiziellen Zugang zur dritten Impfung und zwar wird empfohlen diese zwischen sechs und neun Monaten nach der zweiten durchführen zu lassen. Alle anderen sollen zwischen neun und zwölf Monaten nachimpfen lassen. Angesichts des starken Abbaus von Antikörpern kann dies problematisch werden. Insofern sollten Reisende die Entwicklungen und Erkenntnisse der Wissenschaft im Zusammenhang mit Covid-19-Impfungen und die Einreisebestimmungen für Geimpfte im Auge behalten. Es ist absolut nicht auszuschließen, dass es über den Winter in diversen Staaten zu Verschärfungen kommen könnte und „die Dritte“ als Grundvoraussetzung vorgeschrieben werden könnte. Man sollte sich nicht in Sicherheit wiegen, dass man mit zwei Impfungen bzw. einer von Johnson&Johnson auf Dauer seine Ruhe vom Thema Corona hat.

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