Lauda-Chef warnt Mitarbeiter vor Wien-Schließung

Airbus A320 von Lauda Europe (Foto: Jan Gruber).
Airbus A320 von Lauda Europe (Foto: Jan Gruber).

Lauda-Chef warnt Mitarbeiter vor Wien-Schließung

Airbus A320 von Lauda Europe (Foto: Jan Gruber).
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Jene Mitarbeiter, die mit den Beschäftigungskonditionen von Lauda Europe unzufrieden sind, werden von Firmenchef David O’Brien aufgefordert ihre Kündigung einzureichen und das Unternehmen zu verlassen. Dies geht aus einem Aviation Direct vorliegenden Anschreiben an die Besatzungen der Basis Wien hervor.

Hintergrund des von O’Brien unterschriebenen Briefs ist, dass einige Lauda-Europe-Mitarbeiter die Bezahlung laut Kollektivvertrag von Laudamotion einfordern. Auch ist eine von der Arbeiterkammer organisierte Klage auf Feststellung eines Betriebsübergangs gerichtlich anhängig. Laut Gewerkschaft hätte ein Urteil zu Gunsten der Arbeitnehmer zur Folge, dass der Kollektivvertrag Laudamotion fortwirkt, Lauda Europe diesen anwenden muss und obendrein auch Nachzahlungen leisten muss. Das in der Sache zuständige Landesgericht Korneuburg hat jedoch noch nicht entschieden.

Im Frühjahr 2020 wollte die Geschäftsleitung der damaligen Laudamotion unter großem öffentlichen Druck einen neuen Kollektivvertrag durchsetzen. Gedroht wurde mit der Schließung der Basis Wien. Auch hat man die Airbus-A320-Jets öffentlichkeitswirksam ausgeflogen. Die Sozialpartner einigten sich zwar und unterzeichneten ein Eckpunktepapier, jedoch kam es nicht zum formellen Abschluss eines Kollektivvertrags, denn der Kontakt zum Unternehmen soll abgerissen sein.

Die Laudamotion-Geschäftsleitung forderte alle Mitarbeiter der Basis Wien zur Akzeptanz des “neuen Kollektivvertrags” auf. Wer die Zustimmung nicht erteilte oder ein vom Betriebsrat vorgeschlagenes Wording verwendete, erhielt kurz darauf in der ersten Kündigungswelle den “blauen Brief”. Nur wenige Tage später stellte Lauda-Geschäftsführer David O’Brien den maltesischen Nachfolger Lauda Europe Ltd vor. Dieser übernahm ab September 2020 schrittweise den Flugbetrieb der österreichischen Laudamotion, die im Oktober 2020 ihren letzten Flug durchgeführt hat. Im Dezember 2020 wurden das AOC und die Betriebsbewilligung an die Austro Control bzw. das österreichische Verkehrsministerium zurückgegeben.

Klage auf Betriebsübergang anhängig

Lauda Europe übernahm jene Lohntabelle, der die Laudamotion-Mitarbeiter Anfang Juni 2020 zuzustimmen hatte. Auf die Arbeitsverhältnisse findet kein Kollektivvertrag Anwendung. Ob diese Vorgehensweise korrekt ist, wird ohnehin aufgrund der Klage der Arbeiterkammer das Landesgericht Korneuburg klären. Der Arbeitgeberwechsel zur maltesischen Lauda Europe betraf nur jene Personen, die direkt bei Laudamotion angestellt waren. Jene, die über die Leiharbeitsfirma Crewlink angestellt sind, hatten keine gesonderte Zustimmung zu erteilen, da sich für diese der Arbeitgeber nicht geändert hat, lediglich sind sie nun an Lauda Europe verleast. Die Mitarbeiter der Personalleasingfirma befinden sich derzeit in Kurzarbeit.

Der Umfang der Lauda-Basis Wien soll im Sommerflugplan 2021 auf maximal fünf Flugzeuge reduziert werden. Auch wird die Belegschaft zur Inanspruchnahme ihrer Jahresurlaube oder unbezahlter Urlaube bis inklusive Juni 2021 ersucht. Firmenchef David O’Brien wandte sich in einem Brief auch an Bundeskanzler Sebastian Kurz und teilte seine Bedenken in Sachen der von Verkehrsministerin Leonore Gewessler geplanten Mindestpreise mit. Im Gespräch mit Aviation Direct erklärte er auch wo wie viele Lauda-Flugzeuge stationiert werden sollen.

Verhalten einzelner Mitarbeiter könnte zur Base-Schließung führen

Laut dem vorliegenden Rundschreiben, das von David O’Brien unterzeichnet ist, sollen sich in den letzten Tagen zumindest drei Lauda-Europe-Mitarbeiter an die Geschäftsleitung gewandt haben und die Bezahlung laut altem Kollektivvertrag eingefordert haben. Dies wurde vom Airline-Chef, der in Personalunion auch die Konzernschwester Malta Air leitet, abgelehnt. Er schreibt dazu, dass die Höhe der Bezüge im September 2020 mit dem Eintritt bei Lauda Europe vereinbart wurde und “der Kollektivvertrag einer anderen Fluggesellschaft nicht für Lauda Europe anwendbar ist”.

Weiters warnt er die Belegschaft vor ähnlichen Vorstößen: “Die Lauda-Europe-Basis Wien erhält keine Kurzarbeits-Unterstüzung vom österreichischen Staat. Die Ryanair Group stellt die Finanzmittel, die für die Bezahlung der Löhne benötigt werden, leihweise zur Verfügung. Weitere Maßnahmen in diese Richtung, die absolut unbegründet und unehrlich sind, könnten dazu führen, dass die Lauda-A320-Basis Wien unwirtschaftlich wird und von Ryanair geschlossen werden könnte”. Weiters weist O’Brien mehrfach darauf hin, dass die Beschäftigungskonditionen im September 2020 mit den Vertragsunterschriften von allen Mitarbeitern akzeptiert worden wären. Daher kann er die jüngste Aufregung nicht nachvollziehen.

Abschließend ersucht O’Brien die Belegschaft der Basis Wien beim Kosteneinsparen mitzuwirken und in eine gemeinsame gute Zukunft zu fliegen und diese nicht für Einzelinteressen zu opfern. “Viele von Ihnen, die sich dieser unehrlichen Anfragen“ bewusst geworden sind, haben sich über das rücksichtslose Verhalten einer kleinen Anzahl unserer Kollegen geäußert, die jetzt die Arbeitsplätze aller Besatzungsmitglieder in Wien bedrohen. Wir teilen Ihre Empörung und Besorgnis darüber, dass dieses Verhalten dazu geeignet ist zur Schließung der A320-Basis Lauda Europe in Wien führen zu können”.

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