Malta-Air-Max-200: “Umgefärbte” Ryanair-Kabine mit zu kleinen Toiletten

Boeing 737 Max 200 (Foto: Jan Gruber).
Boeing 737 Max 200 (Foto: Jan Gruber).

Malta-Air-Max-200: “Umgefärbte” Ryanair-Kabine mit zu kleinen Toiletten

Boeing 737 Max 200 (Foto: Jan Gruber).
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Seit einigen Wochen ist die Ryanair-Tochter Malta Air auch in eigener Livery unterwegs. Die Maschinen des Typs Boeing 737-Max-200 tragen als erste Flottenmitglieder ein eigenes Malta-Air-Farbenkleid. Derzeit sind die Flugzeuge, die der irische Konzern aus Marketinggründen „Gamechanger“ nennt, im italienischen Bergamo stationiert.

Laut Konzernchef Michael O’Leary hat der Konzern derzeit Boeing 737 Max 200 in London-Stansted, Bergamo und Krakau stationiert. Bei Buzz soll die nächste „Max-Station“ am Flughafen Warschau-Modlin entstehen. Wann die ersten „Gamechanger“ in Österreich – betrieben von Buzz – oder Deutschland – Malta Air – stationiert werden, ist noch völlig offen. O’Leary meinte dazu, dass man sich noch nicht festgelegt hat.

Vor einigen Wochen erklärte Malta-Air- und Lauda-Europe-Geschäftsführer David O’Brien im Gespräch mit Aviation Direct, dass sich die Firmengruppe zunächst für Stansted und Bergamo entschieden habe, weil an diesen Airports eigene Technikbetriebe samt Mechanikern und Ingenieuren vorhanden sind, die für das Muster ausgebildet und geschult sind. Dem Vernehmen nach bildet Ryanair Engineering in Stansted und Bergamo auch Techniker für andere Line-Stationen aus, so dass die „Verteilung“ der Boeing 737 Max 200 spätestens im kommenden Jahr rasch voranschreiten wird.

Noch haben Ryanair-Flüge in Maschinen mit Buzz- oder Malta-Air-Lackierung Seltenheitswert, weil es nur wenige derartige Boeing 737 Max 200 gibt. Das wird sich nach und nach ändern, aber laut David O’Brien werden sowohl bei Buzz als auch bei Malta Air die meisten „Gamechanger“ das Farbenkleid der Ryanair DAC tragen. Wie viele in der Livery der Tochter fliegen werden, sagte auch Konzernchef Michael O’Leary nicht. Das deutet ein wenig darauf hin, dass man sich möglicherweise noch nicht entschieden hat.

Malta Air B737 Max 200 = Ryanair in anderem Farbenkleid

Wer erwartet, dass Ryanair bezüglich der Boeing 737 Max 200, die in den Farben von Malta Air bzw. Buzz fliegen, das Rad neu erfunden hat, wird enttäuscht. Die Kabinen sind eins zu eins ident mit jenen der Ryanair DAC. Lediglich die farbliche Gestaltung und die angebrachten Firmenlogos sind anders. So dominiert bei Malta Air auf den Sitzen knallrotes Plastik. Auf den Overhead-Bins und an diversen anderen Stellen ist Malta Air statt Ryanair zu lesen.

An anderen Stellen, beispielsweise im Bereich der Galley ist aber das Logo der Konzernschwester Ryanair omnipräsent. Im Gegensatz zu ihren Kollegen von Buzz und Lauda Europe tragen die Malta-Air-Flugbegleiter Uniformen von Ryanair. Somit ist die Optik ein wenig verwirrend, denn man fliegt unter FR-Flugnummer, steigt in eine Boeing 737 Max 200 ein, auf der überdimensional Malta Air zu lesen ist und das Personal trägt blaue Ryanair-Uniformen.

Der irische Konzern nimmt das aber seit einiger Zeit in Kauf, denn beispielsweise tragen die Buzz-Flugbegleiter auch in den Boeing 737-800 in Ryanair-Livery die Dienstkleidung des polnischen Ablegers. Bei Lauda Europe werden ebenfalls eigene Uniformen getragen. Aber sonderlich viel Kreativität steckt darin nicht, denn die Dienstkleidung ist baugleich, lediglich die Farben und Logos unterscheiden sich. Vereinfacht gesagt: Ryanair-Uniform in anderer Farbe und anderem Logo drauf.

Die Boeing 737 Max 200 ist eine spezielle Ausführung der Max 8. Diese hat mehr Sitze verbaut, was ganz im Sinne von Ryanair ist. Der irische Konzern ist Erstkunde dieser Ausführung, die von Boeing auch als „Billigfliegervariante“ vermarktet wird. Die für den Passagier spürbaren Unterschiede zwischen der Boeing 737-800 mit Space-Cabin und der 737 Max 200 sind so minimal, dass sie fast nicht erwähnenswert sind. Man kann sogar frech behaupten, dass Wenigflieger höchstens bei einem Blick auf die in Augenhöhe aufgeklebten Safety-Cards bemerken, dass sie in einer Max sitzen. Vielflieger, Spotter und fachlich kundige Reisende merken natürlich spätestens beim Boarding, dass ein so genannter „Gamechanger“ am Hof steht.

Exit-Rows erinnern an Konkurrenzmodell A321

Die Notausgänge der Boeing 737 Max 200 sind signifikant anders als jene der B737-800. Diese erinnern stark an das Konkurrenzmuster Airbus A321. So sind auch Plätze für Flugbegleiter in Exit-Rows vorhanden. Die Notausgänge sind vergleichsweise weit hinten positioniert.

Die Positionierung der Waschräume erinnert an den A321neo, denn zwei befinden sich hinten direkt im Heck. Dabei handelt es sich um einen Trend, denn seit einigen Jahren lassen Fluggesellschaften ihre WC-Anlagen in diesem ansonsten ungenutzten Raum positionieren. Dadurch gewinnt man Platz für zusätzliche Sitze. Die Folge daraus ist aber auch, dass die Galley deutlich kleiner ausfällt und nur noch in etwa die Hälfte des Raums in Anspruch nehmen kann.

Der rote Farbton wirkt subjektiv empfunden nicht ganz so grell wie das von Ryanair ansonsten verwendete gelb. Der Sitzabstand ist nicht megaeng, auch nicht außergewöhnlich weit, sondern genau Mittelfeld und damit in Ordnung. Die Befürchtungen, dass Ryanair die ultraengen Abstände aus der Vergangenheit („klassische“ Kabine mit den „dicken“ Sitzen) zurückbringt, sind völlig unbegründet.

Es wirkt aber befremdlich, dass die auf dem Flug ab Bergamo eingesetzte Boeing 737 Max 200 noch nicht ganz zwei Monate im Liniendienst steht und dennoch zeigen sich auf diversen Panels in der Kabine schon sichtbare Haarrisse. Diese sind nicht sicherheitsrelevant, da es sich lediglich um Verkleidungen und Abdeckungen handelt. Dennoch sollte sowas bei einem brandneuen Verkehrsflugzeug nach so kurzer Zeit nicht vorkommen.

Die Leap-Triebwerke der Boeing 737 Max 200 sorgen in der Kabine dieses Musters subjektiv empfunden während dem Start für einen deutlich höheren Geräuschpegel. Die Konkurrenzmuster der A320neo-Reihe ist dafür bekannt im Innenraum besonders leise zu sein. Unterhalten im Flüsterton ist in der Max 200 während dem Startvorgang nicht möglich. Ob diese aber lauter oder leiser als die Boeing 737 Max 800 ist, dürfte eine total subjektive Wahrnehmung sein.

Toiletten viel zu klein geraten

Einen markanten Unterschied gibt es aber an einem Ort, an dem man es nicht erwarten würde. Die Toiletten der Boeing 737 Max 200 fallen gegenüber dem 800er-Modell spürbar kleiner und enger aus. Gerade in Zeiten von Corona ist Händewaschen eine wichtige Sache, aber in der Max-200 ist das Waschbecken wohl eher eine Fehlkonstruktion. Es ist nicht vor viel zu klein dimensioniert, sondern das Wasser spritz auch überall hinaus und kann den Passagier treffen. Das Becken kann man wohl am ehesten mit jenen in Baustellen-Dixi-Klos vergleichen.

Ob die Boeing 737 Max 200 die Versprechen des Herstellers und die hohen Erwartungen von Ryanair-Chef Michael O’Leary erfüllen kann, wird sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen. Für den Passagier gibt es – abgesehen vom viel zu klein dimensionierten Waschraum – kaum spürbare Unterschiede. Bezüglich Sitzabstand ist man auf dem Niveau des Vorgängermodells mit Space-Cabin. Die Sitze sind exakt ident und unterscheiden sich je nach Operator-Livery nur farblich bzw. durch das Logo auf der Safety-Card.

Wer also erwatet, dass in einer Boeing 737 Max 200 in Malta Air-Lackierung für Passagiere viele Neuigkeiten zu entdecken sind oder gar eine „komplett neue Airline“ fliegt, wird enttäuscht. Die für den Reisenden wahrnehmbaren Unterschiede sind minimal und im wahrsten Sinne des Wortes am deutlichsten am stillen Örtchen wahrnehmbar.

Mini-Waschbecken in der Boeing 737 Max 200 (Foto: Robert Spohr).

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