In einer aktuellen Umfrage des Europäischen Verbraucherzentrums (EVZ) sprechen sich 56 Prozent der Befragten für einen gesetzlichen Insolvenzschutz für Flugreisende aus. Dieser Schutz soll sicherstellen, dass Fluggäste im Falle einer Airline-Pleite den Ticketpreis erstattet bekommen. 31 Prozent der Befragten lehnen eine solche Regelung jedoch ab. Angesichts der zahlreichen Insolvenzen von Fluggesellschaften in den letzten Jahren gewinnt dieses Thema zunehmend an Bedeutung und ruft die Politik zum Handeln auf.
In den vergangenen zehn Jahren mussten mindestens 15 Fluggesellschaften in der EU Insolvenz anmelden. Die Leidtragenden waren dabei oft die Passagiere, die nicht nur ihre bereits bezahlten Flugtickets verloren haben, sondern im Durchschnitt 430 Euro pro Person einbüßten. Besonders betroffen sind Urlauber, die während ihres Aufenthalts im Ausland plötzlich ohne Rückflug dastehen und hohe Zusatzkosten für neue Flüge und Unterkünfte tragen müssen.
Karolina Wojtal, Co-Leiterin des EVZ Deutschland, zieht Parallelen zu den seit Anfang der 1990er Jahre abgesicherten Pauschalreisen: „Dort sind Anbieter gegen Insolvenzen abgesichert. Die Preise sind dadurch kaum gestiegen, die Sicherheit für Verbraucher aber deutlich gestiegen.“ Diese Absicherung bei Pauschalreisen zeigt, dass ein Insolvenzschutz für Flugreisende nicht nur machbar, sondern auch notwendig ist, um die Verbraucherrechte zu stärken und das Vertrauen in die Luftfahrtbranche zu erhöhen.
Die Forderung des EVZ, einen Insolvenzschutz für Flugreisende in das von der EU-Kommission angekündigte „Mobilitätspaket“ aufzunehmen, wird von vielen Verbraucherschützern und Experten unterstützt. Das Mobilitätspaket soll die Reisegesetzgebung reformieren und bietet eine Gelegenheit, die dringend benötigten Schutzmaßnahmen für Flugreisende zu implementieren. Die Entscheidung über die Aufnahme des Insolvenzschutzes liegt nun beim neuen Europaparlament, welches das Paket diskutieren und verabschieden wird.
Das Meinungsforschungsinstitut Civey, das die repräsentative Umfrage im Auftrag des EVZ durchgeführt hat, befragte 2.500 Bundesbürger ab 18 Jahren. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass das Thema Insolvenzschutz für Flugreisende in der breiten Bevölkerung auf großes Interesse stößt und viele Menschen eine gesetzliche Regelung wünschen. Auch in anderen EU-Ländern dürften die Meinungen ähnlich ausfallen, da die Problematik von Airline-Pleiten und den damit verbundenen finanziellen Verlusten viele europäische Bürger betrifft.
Die EU-Kommission und das Europaparlament stehen nun vor der Herausforderung, eine Lösung zu finden, die sowohl die Interessen der Verbraucher als auch der Fluggesellschaften berücksichtigt. Eine mögliche Einführung eines Insolvenzschutzes könnte zunächst auf Widerstand der Luftfahrtbranche stoßen, da befürchtet wird, dass zusätzliche Kosten entstehen könnten. Allerdings zeigt das Beispiel der Pauschalreisen, dass eine solche Absicherung nicht zwangsläufig zu höheren Preisen führen muss.
Fluggesellschaften könnten durch einen Insolvenzschutz sogar profitieren, indem das Vertrauen der Kunden gestärkt wird und somit mehr Menschen bereit sind, Flugreisen zu buchen. Eine bessere Absicherung könnte auch zu einer stärkeren Marktregulierung führen und verhindern, dass finanziell instabile Airlines weiterhin operieren und so die Branche insgesamt destabilisieren.
Verbraucherschützer und Experten betonen, dass eine schnellstmögliche Umsetzung des Insolvenzschutzes für Flugreisende notwendig ist, um die Rechte der Passagiere zu schützen und ihnen eine sorgenfreie Reise zu ermöglichen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Europaparlament die Dringlichkeit dieses Anliegens erkennt und entsprechende Maßnahmen im Mobilitätspaket verankert.