Seit einigen Jahren wird um die Erweiterung des Flughafens London-Heathrow heftig gestritten. Sowohl der Betreiber als auch vor Ort tätige Airlines wollen, dass eine dritte Start- und Landebahn gebaut wird. Nun wendet sich Virgin Atlantic, bislang ein glühender Unterstützer des Projekts, überraschend ab.
Vor der Corona-Pandemie galt der größte Airport des Vereinigten Königreichs als chronisch überlastet. Unter Fluggesellschaften wurden Start- und Landerechte teuer gehandelt. Mittlerweile liegt das Kapazitätsproblem aber nicht mehr auf der Piste, sondern am simplen Umstand, dass sowohl der Flughafen als auch die vor Ort tätigen Dienstleister unter akutem Personalmangel leiden.
Vom Tisch ist das Projekt „dritte Runway“ aber nicht. Der Widerstand seitens der Anwohner, aber auch seitens Umweltschützer, ist ungebrochen. Nun erklärte Virgin-Atlantic-Chef Shai Weiss während einer Konferenz überraschend, dass man das Projekt nicht mehr unterstützt. Bislang war die Airline, die zum Imperium von Richard Branson gehört, ein besonders aktiver Befürworter des Heathrow-Ausbaus.
Hinter dem Sinneswandel steckt aber nicht, dass sich Virgin Atlantic plötzlich auf die Seite der Umweltschützer geschlagen hat, sondern man ist auf das Heathrow-Management stinksauer. Dieses hat die Gebühren wiederholt kräftig angehoben und die Errichtung der dritten Runway soll über abermals höhere Nutzungskosten finanziert werden. Das passt Virgin so ganz und gar nicht in den Kram, denn man fühlt sich regelrecht ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Man hofft, dass die Nicht-Errichtung der geplanten dritten Runway zwangsläufig zu mehr Wettbewerb unter den Airports der britischen Hauptstadt und damit zu niedrigeren Preisen führen wird.
Interessanterweise hat Virgin Atlantic erst vor wenigen Wochen das Comeback der Langstreckenflüge ab London-Gatwick neuerlich auf die lange Bank geschoben. Man will sich zunächst auf Heathrow konzentrieren und erst zu einem späteren Zeitpunkt das Angebot, das man vor der Corona-Pandemie ab dem zweitgrößten Flughafen der britischen Hauptstadt hatte, reaktivieren. Umso überraschender kommt daher die 180-Grad-Wende in Sachen dritter Heathrow-Piste.