Alexandre de Juniac, Chef der IATA, warnt davor, dass den Airlines das Geld ausgeht. Es muss dringend Hilfe von den Staaten her.
Noch vor wenigen Wochen ahnte man beim Weltluftfahrtverband IATA Schlimmes. Das Geld reiche nicht aus und Hilfe müsse her – besonders der Staat müsse einspringen und die Luftfahrtindustrie am Leben halten. Jetzt kam es anders: „Zwar haben wir einige Unternehmen den Bach runtergehen sehen, dennoch waren es nur eine Handvoll“, so Brian Pearce, Chefökonom des Verbands.
Schätzungsweise 123 Milliarden US-Dollar seien an angeschlagene Carrier geflossen. Doch nicht alle konnten gerettet werden, denn Staatshilfen seien äußerst ungleichmäßig verteilt worden. „Auffallend ist, dass in Entwicklungsländern weniger geholfen wird“, so Pearce. Das meiste der geschätzten 123 Milliarden US-Dollar würde an Fluglinien in Nordamerika und Europa fließen – nämlich mehr als 30 Prozent. Verglichen mit diesen Werten würde der Anteil, der in Ländern wie Brasilien, Mexiko oder Südafrika gewährt wird, unter einem Prozent liegen. Dies würde es den dortigen Unternehmen, die ohnehin schon geschwächt seien, noch schwerer machen, mit der Konkurrenz mitzuhalten oder sich gar noch über Wasser zu halten, wie man am Beispiel Thai Airways sehen würde.
Stirnrunzeln verursache auch der Umstand, dass mehr als die Hälfte der Hilfen zusätzliche Verbindlichkeiten erzeugen würde. Damit kritisiert man die Art der Hilfe. Allein 67 Milliarden US-Dollar, die krisenbedingt freigeschaltet wurden, würde den Schuldenberg bei den Airlines nur noch weiter erhöhen, die diese Kredite später zinserhöhend zurückzahlen müssten. Da nicht so rasch mit einer Erholung der Branche zu rechnen sei, würde das eine enorme Belastung darstellen. Zumal das Flugangebot aufgrund der sinkenden Nachfrage nach unten angepasst werden müsse und nur wenige ihre Eigenkapitalquote auf einem „gesunden“ Niveau halten könnten. Ohnehin seien Airlines mit enormen Schulden behaftet – Ende 2019 betrugen diese noch 430 Milliarden US-Dollar. Dieser Wert würde in diesem Jahr schätzungsweise um 120 Milliarden US-Dollar steigen – und viele in die Knie zwingen.
IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac zeigt sich froh über die staatlichen Hilfeleistungen. Doch auch er findet mahnende Worte: „Regierungen müssen sich bewusst werden, dass diese Art von Staatshilfen weitreichende Konsequenzen mit sich ziehen wird.“ Das ziehe die Krise nur noch weiter in die Länge und mache sie noch belastender, als sie ohnehin schon sei. Außerdem kritisiert er das nationalstaatliche Durcheinander und appelliert, einheitlicher zu agieren.
In diesem Sinne arbeite die IATA derzeit auch an Richtlinien, die sicheres fliegen trotz Corona gewährleisten sollen.