Schock für tausende Urlauber und Airlines: Europas drittgrößter Reiseveranstalter FTI Touristik, Mutterkonzern der FTI Group, hat am 3. Juni Insolvenz beim Amtsgericht München angemeldet. Die Auswirkungen der Firmenpleite werden europaweit spürbar sein.
In einer ersten Stellungnahme erklärte das Unternehmen, dass zunächst nur die Marke FTI Touristik direkt von der Insolvenz betroffen sei. Allerdings sollen in Kürze Insolvenzanträge weiterer Konzernfirmen folgen. Auf dem Insolvenzportal des Unternehmens heißt es nun allerdings, dass sämtliche über FTI Touristik gebuchten Reisen betroffen seien. Dazu zählen neben FTI Touristik in Deutschland, Österreich und den Niederlanden auch die deutschen Marken 5vorFlug und BigXtra Touristik sowie die Mietwagenanbieter DriveFTI, Cars&Campers und Meeting Point Rent-a-Car.
Nicht betroffen sind dagegen Reisen, die über die Webseiten von FTI Touristik bei anderen Reiseveranstaltern wie TUI, Alltours, DER Touristik oder vtours gebucht wurden. Auch das Luxusreiseunternehmen Windrose Finest Travel mit der Marke Windrose kann seinen Geschäftsbetrieb fortsetzen.
Charterfluggesellschaften rechnen mit Einbußen
Besonders hart von der Pleite getroffen werden voraussichtlich verschiedene europäische Charterfluggesellschaften, die im nahenden Sommer mit zahlreichen Flügen für FTI Touristik beauftragt waren. Dazu zählen unter anderem Condor, SunExpress, Corendon Airlines, SmartLynx Airlines und Marabu.
Ein Sprecher der Fluggesellschaft Condor bedauerte die Entwicklungen bei FTI. “Condor und FTI arbeiten seit Jahren zusammen. In letzter Zeit war das Volumen der Kontingente zurückgegangen, sodass davon auszugehen ist, dass die Lücke, die durch die FTI-Insolvenz entsteht, auch kurzfristig vom Markt geschlossen werden kann. Zu den detaillierten Kapazitäten von FTI bei Condor äußern wir uns jedoch nicht.”
Weiterhin betonte der Sprecher: “Condor darf, wie alle anderen Airlines auch, keine Passagiere mit einer gebuchten und nun stornierten FTI-Pauschalreise zum Urlaubsort befördern. Alle Gäste können jedoch ihren gebuchten Rückflug wie geplant antreten. Condor wird alle Gäste wieder nach Hause bringen.”
FTI Touristik nennt Gründe für die Insolvenz
Als Gründe für die Insolvenz nennt FTI Touristik verpasste Buchungszahlen und Forderungen von Lieferanten nach Vorauszahlungen. “Nach einem langen und komplexen Investorenprozess war im April 2024 der Einstieg eines Investorenkonsortiums verkündet worden. Seitdem blieben die Buchungszahlen jedoch hinter den Erwartungen zurück. Zudem bestanden zahlreiche Lieferanten auf Vorauszahlungen. In der Folge ergab sich ein erhöhter Liquiditätsbedarf, der bis zum Abschluss des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte. Daher ist die Anmeldung der Insolvenz aus rechtlichen Gründen erforderlich geworden”, heißt es in einer Presseerklärung des Unternehmens.
Unterstützung für betroffene Reisende
FTI Touristik versichert, die Unterstützung der von der Insolvenz betroffenen Reisenden zu priorisieren. Dafür wurde eine spezielle Webseite mit Informationen und eine Hotline eingerichtet. Reisen, die bereits begonnen haben und unter den gesetzlichen Sicherungsschutz des Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) fallen, sollen nach Möglichkeit fortgeführt werden. Andernfalls werde eine Rückreise zum ursprünglichen Abfahrtsort organisiert.
Für Reisen mit Reisebeginn ab dem 4. Juni könne es zu “Beeinträchtigungen” kommen, so FTI Touristik. Man arbeite mit einem Insolvenzverwalter zusammen, um einen Plan zur Information der Reisenden und zur Umsetzung notwendiger Maßnahmen zu entwickeln.
Medien berichten von zehntausenden betroffenen Urlaubern
Die deutsche Zeitung Die Zeit geht von bis zu 65.000 Urlaubern aus, die sich zum Zeitpunkt der Insolvenz auf Reisen mit FTI Touristik befunden haben könnten. Nach Angaben der Zeitung rechnet die Bundesregierung nicht mit einem staatlichen Rückholungsprogramm in großem Stil, wie es nach der Pleite der Thomas Cook Group im Jahr 2019 notwendig war. Grund dafür sei die Absicherung der meisten FTI-Pauschalreisen durch den Deutschen Reisesicherungsfonds.
Vorgeschichte der FTI-Pleite
Laut der Bild-Zeitung soll sich das Münchner Unternehmen bereits vor der Covid-19-Pandemie in einer wirtschaftlichen Krise befunden haben. Am Laufen gehalten wurde es demnach durch Finanzspritzen in Höhe von insgesamt EUR 875 Millionen (USD 951 Millionen)