Während in Europa immer mehr Fluggesellschaften den „freien Mittelsitz“ als zusätzliche Einnahmequelle entdecken, hat Delta Air Lines dafür bislang nichts verlangt. Nun teilte das Unternehmen mit, dass diese Praxis bis zumindest März 2021 beibehalten werden soll.
Die EASA empfiehlt den Fluggesellschaften, dass die Mittelsitze, sofern es die Auslastung zulässt, frei bleiben sollen. Es handelt sich aber nur um eine Empfehlung und es gibt auch keinerlei Vorschrift dafür dies tatsächlich umzusetzen. In zahlreichen Staaten, darunter Österreich, ist in den Corona-Verordnungen festgelegt, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln – inklusive Luftfahrt – der Mindestabstand unterschritten werden darf.
In der Praxis scheren sich in Europa die wenigsten Fluggesellschaften um das Bedürfnis nach mehr Abstand. Gelegentlich kommt es selbst bei sogenannten „Premium-Airlines“ vor, dass die Passagiere im hinteren Teil der Kabine „zusammengepfercht“ werden, während der Rest der Kabine leer bleibt. Das hat seinen guten Grund, wie ein Berufspilot gegenüber Aviation Direct erklärt: Die meisten Maschinentypen können so bei geringer Auslastung besonders treibstoffeffizient betrieben werden und die Airline spart damit Geld. Das ist jedoch nicht bei jedem Flugzeugtyp ratsam und hängt sehr stark davon ab wie viele Fluggäste es tatsächlich sind. Der Pilot führte auch aus, dass „zum Beispiel“ bei der DHC Dash 8-400 das ab etwa zehn Passagieren nicht mehr möglich ist, sondern diese sind aus technischen Gründen gleichmäßig durch die Kabine zu verteilen.
Bei Delta Air Lines wird man wohl das Chaos der Europäer mit ein wenig Unverständnis sehen, denn die meisten Flüge sind ohnehin schwach ausgelastet, so dass das Blockieren des Mittelsitzes – sofern der Flugzeugtyp überhaupt einen hat – gar nicht ins Gewicht fällt. Der U.S.-Carrier zeigt, dass es möglich ist in den Maschinen ohne Aufpreis für mehr Abstand zu sorgen. In Europa fehlt den Airlines dazu offensichtlich jeglicher Wille und wenn es denn unbedingt sein muss, dann soll dafür bezahlt werden. Momentan ist das zumeist nicht mal notwendig, da viele Verbindungen so schwach ausgelastet sind, dass die wenigen Reisenden – nach Absprache mit der Kabinenbesatzung – sich meist nach Belieben umsetzen können und so selbst für mehr Abstand sorgen können.