Aber nur, wenn es gratis ist: Tomatensaft, bitte!

Unverarbeiteter Tomatensaft (Foto: Engin Akyurt/Unsplash).
Unverarbeiteter Tomatensaft (Foto: Engin Akyurt/Unsplash).

Aber nur, wenn es gratis ist: Tomatensaft, bitte!

Unverarbeiteter Tomatensaft (Foto: Engin Akyurt/Unsplash).
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In der Welt der Flugreisen gibt es viele unerklärliche Phänomene: vom Jetlag bis zur Bewunderung der Wolken aus dem Fenster. Doch eines der mysteriösesten und weniger bekannten Phänomene ist die bemerkenswerte Neigung der Passagiere, während des Fluges Tomatensaft zu trinken – und das nur, wenn er kostenlos angeboten wird. 

Ein erstaunlicher Aspekt dieses Phänomens ist, dass viele Menschen, die im täglichen Leben kaum oder gar keinen Tomatensaft trinken, diesen in großer Menge während des Fliegens bestellen, insbesondere wenn er von der Fluggesellschaft ohne zusätzliche Kosten angeboten wird. Ein kostenloser Tomatensaft wird scheinbar zu einer begehrten Delikatesse in der Luft, während die Nachfrage abrupt einbricht, sobald Passagiere zur Kasse gebeten werden. 

Billigfluggesellschaften haben diesen seltsamen Trend zur Kenntnis genommen und reagieren darauf, indem sie Tomatensaft von ihren Verkaufsmenüs streichen. Der Grund dafür liegt in der tatsächlich geringen Nachfrage, wenn Passagiere für das rote Getränk bezahlen müssen. 

Wenn es nix kostet: Tomatensaft, bitte! 

Kaum steigt das Flugzeug in die Lüfte, nehmen viele Reisende plötzlich einen ungewöhnlichen Durst nach Tomatensaft wahr, den sie im normalen Alltag kaum verspüren. Doch das Kuriose daran ist, dass diese seltsame Vorliebe nur dann auftritt, wenn die Fluggesellschaft den Tomatensaft kostenfrei anbietet. Sobald die Passagiere für das Getränk zahlen müssen, verschwindet das Interesse ebenso schnell, wie es gekommen ist. Dieses Phänomen hat dazu geführt, dass einige Billigfluggesellschaften den Tomatensaft gänzlich aus ihren Getränkekarten gestrichen haben. 

Die Rätsel hinter der Tomatensaft-Mystik 

Es gibt verschiedene Theorien, die dieses seltsame Verhalten erklären könnten: 

Geschmacksveränderung in der Luft: Die trockene Kabinenluft und der geringe Luftdruck während des Fluges können den Geschmackssinn beeinflussen. Einige glauben, dass dies den Appetit auf herzhaftere und umami-reiche Aromen wie Tomatensaft steigert. 

Erinnerungen an Urlaub: Tomatensaft wird oft mit Urlaubs- und Ferienerinnerungen in Verbindung gebracht. Der Geruch und Geschmack könnten Erinnerungen an sonnige Tage und Entspannung wecken. 

Sozialer Druck und Gewohnheit: Wenn andere Passagiere den Tomatensaft bestellen, könnten einige Reisende diesem Beispiel folgen, um nicht aus der Menge herauszustechen. 

Die Kostenfrage: Kostenfreie Getränke an Bord sind oft begrenzt. Die Wahrnehmung von “Gratis” könnte dazu führen, dass die Passagiere mehr bestellen, als sie es normalerweise tun würden. 

Mehrere Millionen Liter werden pro Jahr ausgegeben 

Nach Schätzungen werden jährlich Millionen Liter Tomatensaft von Fluggesellschaften weltweit ausgeschenkt. Einige Fluggesellschaften, wie etwa American Airlines, veröffentlichen Statistiken über ihren Tomatensaftverbrauch. Laut Angaben von American Airlines wurden 2019 über 1,7 Millionen Liter Tomatensaft an Bord serviert.  

Den Herstellern dürfte mit der Einführung des Paid-Caterings auf der Kurz- und Mittelstrecke in der Economy-Class der Lufthansa Group einer der größten europäischen Abnehmer weggebrochen sein. Der Konzern war dafür bekannt besonders viel Tomatensaft für die Passagiere zu benötigen. So bekannt, dass sich selbst TV-Dokumentationen damit befasst haben. 

Während vor dem Start der kostenpflichtigen Speisen und Getränke auf so ziemlich jedem Flug einige Passagiere Tomatensaft haben wollten, hält sich nun die – kostenpflichtige – Nachfrage in sehr eng gesteckten Grenzen. Somit spart der Konzern so einiges an Geld ein, jedoch ist es gleichzeitig nicht gelungen die einst hohe Tomatensaft-Laune der Kunden zu einem profitablen Geschäft zu machen. 

Kaum Nachfrage für Tomatensaft gegen Bezahlung 

Einige Fluggesellschaften haben sich jedoch dazu entschlossen, den kostenpflichtigen Tomatensaft aus ihren Angeboten zu streichen. Beispielsweise bieten die Billigfluggesellschaften Ryanair und Easyjet keinen Tomatensaft zum Verkauf an Bord an. Dies zeigt, dass die Wirtschaftlichkeit in diesem Fall die kuriosen Geschmacksvorlieben der Passagiere übertrumpft. 

Die genannten Lowcoster sind kein Einzelfall. Viele Carrier, die von inkludierten Speisen und Getränken auf Paid-Catering umgestellt haben, hatten kurz nach der Einführung selbstverständlich auch Tomatensaft auf der Karte. Mangels Nachfrage ist dieser dann sang- und klanglos verschwunden, nicht bei allen Airlines, aber doch bei vielen. 

In einer Welt, in der Flugreisen immer komplexer werden, bleibt das Phänomen des Tomatensafts an Bord ein faszinierendes Rätsel. Ob es nun an den Veränderungen des Geschmackssinns, den Erinnerungen an Urlaub oder der Macht des Gratis-Angebots liegt, eines ist sicher: Der Tomatensaft hat in 10.000 Metern Höhe eine ganz besondere Anziehungskraft, wenn er kostenlos ist und offenbar überhaupt keine, wenn dafür bezahlt werden muss. 

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