Immer wieder kündigen Fluggesellschaften neue Routen an, die noch vor dem Erstflug sang- und klanglos wieder abgesagt werden. Oder aber nach wenigen Umläufen ist schon wieder Schluss. Der zweite Fall ist bei Air Albania auf der Route Tirana-Wien eingetreten, denn nach nur drei Rotationen war es schon wieder vorbei mit der neuen Route.
Der Flugverkehr zwischen Österreich und Albanien gilt als wettbewerbsintensiv, denn mehrere Anbieter sind auf dieser Route regulär unterwegs. Gleichzeitig gelten Visit-Friends-and-Relatives-Passagiere als ausgesprochen preisintensiv und schrecken nicht davor zurück bei zu hohen Ticketpreisen auf Fernbusse von Flixbus und kleinen lokalen Anbietern auszuweichen, auch wenn die Reisezeit dadurch erheblich länger ist. Billigflieger wie Ryanair und Wizzair wissen nur zu gut, dass auf derartigen Südost-Europa-Strecken der Hauptkonkurrent nicht Austrian Airlines ist, sondern Flixbus und dessen Mitbewerber.
Ungünstige Flugtage bei scharfem Wettbewerb
Umso überraschender kam die vergleichsweise kurzfristige Ankündigung von Air Albania, dass man ab Mitte Feber 2025 zweimal wöchentlich zwischen Wien und Tirana fliegen wird. Noch unverständlicher waren dann die Flugtage, denn mit Donnerstag und Sonntag können Wochenpendler und Heimatbesucher, aber auch Touristen nur wenig anfangen, es sei denn man möchte sich an Freitagen einen Urlaubstag nehmen. Wenig überraschend kam dann, dass Air Albania auf den drei Umläufen, die man durchgeführt hat, eine desaströse Auslastung hatte. Da halfen auch die im direkten Vergleich mit dem Mitbewerb höheren Ticketpreise nichts. Die Vorausbuchungszahlen sollen, wie man unter vorgehaltener Hand mit dem Zusatz „bitte mich nicht namentlich zitieren“ hört defacto nicht vorhanden gewesen sein.
Warum nimmt man eine neue Strecke auf und lässt sich traditionell vom Wiener Flughafen feiern, wenn man bereits vor dem Erstflug wusste, dass die Route wirtschaftlich nicht vertretbar ist, da man nur sehr wenige Buchungen an Land ziehen konnte? Nach nur drei Umläufen zog das Management von Air Albania den Stecker. Das Wien-Abenteuer hat viel Geld gekostet, denn wirtschaftlich erfolgreich war keine einzige Rotation. Zuverlässigkeit und Planbarkeit für Passagiere sehen komplett anders aus, denn auf der Website wirbt man noch immer für die „neue Wien-Strecke“, die man aber nicht mehr bedient. Immerhin: Tickets verkauft man keine mehr.
Kosten für Umbuchungen in eng gesteckten Grenzen
Passagiere haben auch dann, wenn die Fluggesellschaft die Streichung mindestens 14 Tage vor dem geplanten Abflug kommuniziert, das Recht auf eine Ersatzbeförderung mit einer anderen Airline oder aber einem alternativen Verkehrsmittel. Die 14-Tage-Frist einzuhalten hat lediglich einen Einfluss darauf, ob zusätzlich eine Entschädigung – je nach Entfernung zwischen 250 Euro und 600 Euro – bezahlt werden muss oder nicht. Für Air Albania dürften sich die Kosten für die Umbuchungen der Gäste auf der eingestellten Route in eng gesteckten Grenzen halten, denn man konnte kaum Flugscheine absetzen.
Ist es strategisch sinnvoll sich auf eine Route zu setzen, auf der sich die Billigflieger Ryanair und Wizzair einen Preiskampf liefern? Derzeit werden vom pinkfarbenen Anbieter zwei Umläufe pro Woche angeboten und ab Mitte Mai fährt man zunächst auf vier Rotationen und ein paar Wochen später auf fünf hoch. Der Konkurrent Ryanair fliegt bereits jetzt täglich. Die beiden Lowcoster sprechen in erster Linie Point-to-Point-Passagiere an, der Mitbewerber Austrian Airlines hingegen hat auf dieser Strecke überwiegend Umsteiger an Bord. In gewisser Weise haben sich die drei Carrier den Markt unter sich aufgeteilt, wobei es dennoch einen durchaus harten Preiskampf gibt.
Vom Markt nicht angenommen
Air Albania kam da mit zwei Rotationen pro Woche, die noch dazu nur sehr eingeschränkt für Wochenend-Reisen genutzt werden konnten und preislich über jenen der Billigkonkurrenz lagen, wohl sprichwörtlich wie bestellt und nicht abgeholt. Der Markt hat das Angebot offensichtlich nicht angenommen und das Management musste nach nur drei Umläufen die Notbremse ziehen.
Doch hat man das nicht schon vor dem Erstflug gewusst, dass Tirana-Wien-Tirana aufgrund sehr mangelnder Buchungen ein wirtschaftliches Desaster wird, dass man aus wirtschaftlichen Gründen eigentlich noch vor dem feierlichen Erstflug hätte abblasen müssen? Natürlich wusste man das, aber wie so oft hat man wohl spekuliert, dass alles irgendwie werden wird und die Buchungen anziehen wird. Das ist nicht eingetreten und so ganz und gar nicht überraschend: Niemand von Air Albania wollte diese Frage beantworten oder überhaupt etwas offizielles zur verkorksten Wien-Aufnahme sagen. Nur so viel: Man behält sich ein Comeback vor, aber wie was wann wo, weiß man noch nicht.
Angesichts dessen, dass Wizz Air auf fünf Umläufe pro Woche hochfahren wird, Ryanair und Austrian Airlines auf dieser Route ebenfalls hochfrequent unterwegs sind, ist es wahrscheinlicher, dass Wizz Air irgendwann täglich fliegen wird, als dass Air Albania ein Wien-Comeback versucht und sich dann auch noch dauerhaft wirtschaftlich erfolgreich auf dieser Strecke behaupten kann. Gerade im Point-to-Point-Verkehr ist der Wettbewerb mit Flixbus und lokalen Anbietern aus Albanien sehr scharf und nicht gerade wenige Reisende neigen dazu, dass wenn bei Ryanair, Wizz Air oder Austrian Airlines das Ticket minimal teurer ist als der Fernbus, dass dann eben auf dem Landweg gereist wird. Alternativ gibt es ja auch die Möglichkeit sich mit Freunden, Bekannten und Verwandten eine Fahrgemeinschaft zu organisieren und die KFZ-Kosten zu teilen. Auch Air Albania musste lernen, dass der Patriotismus auf Routen, auf denen man häufig unterwegs ist und folglich möglichst wenig Geld ausgeben möchte, nicht vorhanden ist. Allein die Faktoren Preis und für die Bedürfnisse passende Reisezeiten zählen und nicht wo der Anbieter seinen Firmensitz hat.