Das US-Verkehrsministerium hat Air Canada mit einer Geldstrafe in Höhe von 250.000 US-Dollar belegt, da die Fluggesellschaft gegen Sicherheitsrichtlinien verstoßen und Flüge über den irakischen Luftraum durchgeführt hat.
Dieser Verstoß ereignete sich im Rahmen eines sogenannten Air-Sharing-Abkommens mit United Airlines, in dessen Rahmen Flugzeuge der US-amerikanischen Airline für Flüge von Air Canada genutzt wurden. Die Verstöße geschahen in einem Zeitraum von Oktober 2022 bis Januar 2023 und stellen eine Missachtung eines Verbots der Federal Aviation Administration (FAA) dar, das US-Fluggesellschaften aus Sicherheitsgründen untersagt, den irakischen Luftraum zu überfliegen.
Hintergrund: Das Verbot und die Sicherheitslage im irakischen Luftraum
Die FAA hat seit Jahren strenge Sicherheitsrichtlinien für den Überflug bestimmter Länder erlassen, darunter auch den Irak. Der irakische Luftraum wird seit den militärischen Auseinandersetzungen und politischen Instabilitäten im Nahen Osten als Hochrisikogebiet eingestuft. Zahlreiche Luftfahrtbehörden weltweit haben ähnliche Überflugverbote verhängt, um die Sicherheit von Passagieren und Besatzung zu gewährleisten. In diesen Gebieten besteht eine erhöhte Gefahr von militärischen Auseinandersetzungen und potenziellen Raketenabschüssen, wie es bereits in der Vergangenheit vereinzelt geschehen ist.
Für US-amerikanische Fluggesellschaften und deren Partnerunternehmen gilt das Verbot der FAA uneingeschränkt. Es erstreckt sich nicht nur auf Flugzeuge mit US-Kennzeichen, sondern auch auf Flugzeuge, die im Rahmen von Code-Sharing-Abkommen betrieben werden. Genau hier liegt der Kern des Problems für Air Canada. Da die Fluggesellschaft von Oktober 2022 bis Januar 2023 Flugzeuge von United Airlines im Rahmen eines Air-Sharing-Abkommens nutzte, unterlagen diese Maschinen den FAA-Bestimmungen, auch wenn Air Canada die operierende Fluggesellschaft war.
Die Vorfälle und ihre Hintergründe
Die Ermittlungen des US-Verkehrsministeriums zeigten, dass Air Canada eine „erhebliche“ Anzahl von Flügen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten (Dubai) und Kanada mit Flugzeugen von United Airlines durchführte. Dabei nutzte die kanadische Airline die Boeing 777-300, was zu einer längeren Flugzeit und einem Überflug des irakischen Luftraums führte. Normalerweise wird auf dieser Route die Boeing 787 eingesetzt, die eine andere Flugleistung aufweist. Air Canada erklärte in einer Stellungnahme, dass der Austausch des Flugzeugtyps aufgrund von betrieblichen Notwendigkeiten erfolgte und die Verstöße „ungeplant, unbeabsichtigt, zahlenmäßig begrenzt und von kurzer Dauer“ gewesen seien.
Trotz dieser Erklärung stellte das US-Verkehrsministerium klar, dass Air Canada gegen die Bestimmungen der Betriebsgenehmigung verstoßen habe. Diese erfordert, dass alle Operationen, die im Zusammenhang mit US-amerikanischen Fluggesellschaften stehen, den US-Sicherheitsbestimmungen entsprechen. Die Nutzung des irakischen Luftraums durch Flugzeuge von United Airlines – auch unter Air Canadas Kontrolle – war ein klarer Verstoß gegen die geltenden Vorschriften.
Die Folgen: Eine Geldstrafe und ein Vergleich
Nach einer formellen Untersuchung durch das US-Verkehrsministerium entschied die Behörde, Air Canada eine Strafe von 250.000 US-Dollar aufzuerlegen. Die Strafe wurde am 27. September 2024 offiziell verhängt. Im Rahmen eines Vergleichs wurde vereinbart, dass Air Canada innerhalb von 60 Tagen die Hälfte der Strafe zahlen muss. Der verbleibende Teil der Strafe wird ausgesetzt, unter der Bedingung, dass Air Canada in den nächsten 12 Monaten keine weiteren Verstöße begeht.
Der Vorfall wirft ein Licht auf die Komplexität internationaler Flugoperationen, insbesondere im Rahmen von Code-Sharing-Abkommen zwischen Fluggesellschaften verschiedener Länder. Air Canada und United Airlines betreiben seit Jahren ein solches Abkommen, das es den beiden Gesellschaften ermöglicht, Flüge im Namen der jeweils anderen durchzuführen. Dies bringt jedoch auch mit sich, dass die strengen Vorschriften der jeweils anderen Behörde beachtet werden müssen.
Die Bedeutung für die Luftfahrtbranche
Der Vorfall zeigt, wie wichtig die Einhaltung internationaler Sicherheitsvorschriften in der Luftfahrt ist, insbesondere wenn verschiedene Fluggesellschaften und Länder involviert sind. Die FAA, als eine der weltweit führenden Luftfahrtbehörden, hat ihre Vorschriften nicht ohne Grund erlassen. Der irakische Luftraum gilt nach wie vor als gefährdet, was Luftfahrtunternehmen zwingt, alternative Routen zu wählen, selbst wenn dies längere Flugzeiten oder höhere Betriebskosten bedeutet.
Für Air Canada könnte dieser Vorfall auch reputationsschädigend sein. Zwar räumt die Fluggesellschaft ein, dass die Verstöße unbeabsichtigt waren, doch in der hochregulierten Luftfahrtindustrie gibt es kaum Raum für Fehler, wenn es um die Sicherheit geht. Zudem müssen Airlines in der Lage sein, komplexe betriebliche Herausforderungen zu bewältigen, ohne dabei gegen internationale Vorschriften zu verstoßen.
Ein Vorfall mit weitreichenden Folgen
Der Vorfall verdeutlicht die Bedeutung einer genauen Einhaltung internationaler Flugvorschriften und Sicherheitsbestimmungen, besonders in Krisenregionen wie dem Nahen Osten. Für Air Canada bedeutet die Geldstrafe eine Mahnung, zukünftig bei der Planung und Durchführung von Flügen unter Code-Sharing-Abkommen noch sorgfältiger vorzugehen. Obwohl der Fall durch die verhängte Strafe und den Vergleich vorerst abgeschlossen ist, bleibt die Möglichkeit weiterer rechtlicher oder regulatorischer Konsequenzen bestehen, sollte sich ein ähnlicher Vorfall wiederholen.