Die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hatte die moderne kommerzielle Luftfahrtindustrie abrupt zum Stillstand gebracht. Während sich Fluggesellschaften und Flughäfen weltweit in den folgenden Jahren wieder erholten und eine starke Nachfrage verzeichneten, kämpfen einige mit der Bedienung dieses Booms aufgrund von Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Flugzeuge. Dies zwingt Fluggesellschaften dazu, ältere Maschinen länger im Dienst zu halten oder sogar Flugverbindungen zu streichen.
Der multinationale europäische Flugzeugbauer Airbus ist ein Beispiel für einen Hersteller, der von diesen Lieferverzögerungen betroffen ist. Ähnlich wie viele Unternehmen weltweit sieht sich Airbus mit Problemen in der Lieferkette konfrontiert, die zu einem erheblichen Produktionsrückstand geführt haben. Jüngste Berichte deuten nun darauf hin, daß die Auswirkungen dieser Schwierigkeiten noch mehrere Jahre anhalten werden.
Drei weitere Jahre Lieferverzögerungen erwartet
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat Airbus seine Kunden, darunter Fluggesellschaften und Leasingfirmen, gewarnt, daß die Auslieferungen seiner Flugzeuge voraussichtlich noch bis zu drei weitere Jahre von Verzögerungen beeinträchtigt sein werden. Das Unternehmen soll die Betreiber auf einer kürzlich abgehaltenen Kundenveranstaltung am französischen Hauptsitz in Toulouse über die Situation informiert haben.
Reuters berichtet unter Berufung auf Branchenkenner, daß Flugzeuge, deren Auslieferung bis ins Jahr 2027 und sogar 2028 geplant war, aufgrund des erheblichen Produktionsrückstands, der durch die branchenweiten Probleme in der Lieferkette entstanden ist, von Verzögerungen betroffen sein könnten. Eine andere Quelle habe nach einer kürzlichen Präsentation geäußert, daß es „kein wirkliches Zeichen der Besserung“ gebe. Airbus selbst gab gegenüber Reuters an, mit seinen Zulieferern zusammenzuarbeiten, um die Auswirkungen der aktuellen Situation auf seine Kunden zu mildern.
Fortbestehende Engpässe trotz teilweiser Besserung
Es ist erwähnenswert, daß Airbus zwar in einigen Bereichen der Lieferkette Verbesserungen verzeichnen konnte, wo Engpässe bei Teilen und Arbeitskräften nun weniger ausgeprägt sind als zuvor. Allerdings bleiben strukturelle Komponenten und Triebwerke weiterhin kritische Engpässe, was, wie die jüngsten Zahlen zeigen, zu einem Rückgang der Auslieferungen im Mai dieses Jahres geführt hat. Während das Analyseunternehmen Cirium prognostiziert, daß die Auslieferungszahl für den Mai die Marke von 40 erreichen könnte, läge dies immer noch deutlich unter dem Wert des Vorjahres. Im Mai 2024 lieferte Airbus noch 53 Flugzeuge aus, verglichen mit bisher 32 im Mai 2025.
Ein ähnlicher Rückgang war bei den Auslieferungen von Airbus-Flugzeugen in den ersten vier Monaten des Jahres zu beobachten, wobei die Gesamtlieferzahl des Flugzeugbauers von Januar bis April um etwa fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank. Dennoch bekräftigte Airbus sein Ziel einer jährlichen Steigerung von sieben Prozent auf insgesamt 820 Auslieferungen für das Gesamtjahr, was darauf hindeutet, daß ein Großteil der Auslieferungen in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 stattfinden soll.
Lieferverzögerungen als anhaltendes Problem
Beobachter der kommerziellen Luftfahrtindustrie wissen, daß Airbus bereits seit geraumer Zeit mit Lieferverzögerungen zu kämpfen hat. Bereits im Juli 2024 zitierte die BBC den Vorstandsvorsitzenden von Airbus, Guillaume Faury, mit den Worten, daß das Unternehmen angesichts der Engpässe in der Flugzeugproduktion und bei den Auslieferungen „mehr Nachfrage als Lieferfähigkeit“ habe. Er äußerte sich damals auf der Farnborough International Airshow 2024.
Die Verzögerungen betreffen nicht nur die Fluggesellschaften, sondern auch die Passagiere, da bestimmte Strecken gestrichen oder mit älteren Flugzeugen bedient werden müssen, während die Fluggesellschaften mit den verlängerten Lieferzeiten ihrer neuen Flotten umgehen. Darüber hinaus mußte Airbus auch sein geplantes wasserstoffbetriebenes Flugzeug über den ursprünglichen Zeitrahmen von 2035 hinaus verschieben. Auch die neuen Frachtflugzeuge des Unternehmens, insbesondere die A350F, sind von Verzögerungen betroffen, deren Markteinführung sich ebenfalls verzögern wird. Die anhaltenden Probleme in der globalen Lieferkette stellen somit eine erhebliche Herausforderung für Airbus und die gesamte Luftfahrtindustrie dar.