AUA-Chef Hoensbroech: “Wir schulden Kunden Geld”

AUA Chef Alexis von Hoensbroech (Foto: Austrian Airlines/Michèle Pauty).
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AUA-Chef Hoensbroech: “Wir schulden Kunden Geld”

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Ein Branchen-Kollektivvertrag ist in den Augen des Generaldirektors von Austrian Airlines keine Universallösung. Die Konkurrenz würde dann die Mitarbeiter aus dem Ausland einfliegen.

Austrian-Airlines-Chef Alexis von Hoensbroech ist der Ansicht, dass das von ihm geleitete Unternehmen mit dem rund 600 Millionen Euro schweren Hilfspaket dauerhaft gerettet ist. Im Gespräch mit der Tageszeitung „Der Standard“ verweist er darauf, dass Austrian Airlines sieben Jahre lang in der Gewinnzone war.

Zur Erlangung der Staatshilfe musste man sämtliche Aktien und jene 40 Flugzeuge, die sich im Eigentum von Austrian Airlines befinden, an die Republik Österreich verpfänden. Die kommentierte der Manager wie folgt: „Wenn man Geld braucht, muss man alles hergeben, was man hat.“

Bezüglich dem Mitarbeiter-Überhang sagte von Hoensbroech gegenüber dem „Standard“: „Unser Ziel sind 80 Prozent der früheren Unternehmensgröße im Jahr 2022. Da hätten wir dann aus jetziger Sicht 1100 Mitarbeiter zu viel. Wir planen zwei Jahre Kurzarbeit, so lange kann es keine Kündigungen geben, und wir gehen davon aus, dass wir einen großen Teil des Abbaus bis 2022 über die Fluktuation erreichen. Nur zum Vergleich: Ohne Hilfspaket wären wir in eine Sanierung mit Eigenverwaltung oder in eine echte Insolvenz gerutscht. Bei der Sanierung hätten wir 2500 Mitarbeiter sofort kündigen müssen, bei einem Konkurs den Großteil der Mitarbeiter. Das Hilfspaket ist ein großer gemeinschaftlicher Kraftakt von Mitarbeitern, Banken, Regierung, Lieferanten, Flughafen, Lufthansa, Steuerzahlern. Wir sind sehr dankbar dafür.“ Das Personal werde nach der Kurzarbeit auf durchschnittlich 15 Prozent verzichten. Dies gelte auch für den Vorstand, wobei er selbst auf die Hälfte seines Gesamteinkommens verzichten wird.

Angesprochen auf die Nichtrückzahlung von Tickets, die aufgrund der Streichungen nicht genutzt werden konnte, meinte der Austrian-Airlines-Generaldirektor, dass es sich um einen zweistelligen Millionenbetrag handeln würde. „Wir sind in Verzug geraten, denn wir haben Zehntausende von Anträgen bekommen, und gleichzeitig waren unser Mitarbeiter in Kurzarbeit. Jetzt arbeiten die Servicecenter auf Hochdruck, wir zahlen wöchentlich Millionen zurück. Aber es wird noch viele Wochen dauern, bis wir alles abgearbeitet haben“, erklärte Alexis von Hoensbroech.

Für neue Flugzeuge habe Austrian Airlines derzeit kein Geld. In Aussicht gestellt ist, dass bis 2030 eine Flottenerneuerung angepackt werden könnte. An die Drei-Stunden-Regel der Bundesregierung will man sich halten: „Gibt es eine Zugverbindung direkt zum Flughafen Wien, die deutlich unter drei Stunden liegt, wollen wir die Strecke einstellen. Das betrifft derzeit nur Salzburg–Wien. Sobald wir unseren Flugbetrieb wieder aufnehmen, tun wir das ohne Salzburg. Graz, Klagenfurt, Innsbruck fliegen wir weiterhin. Wenn Semmering- und Koralmtunnel fertig sind, kann es auch Graz und Klagenfurt treffen. Das wird aber erst 2027 der Fall sein.“

Angesprochen auf das Ringen um den neuen Lauda-Kollektivvertrag und einen möglichen Branchen-KV sagte Alexis von Hoensbroech gegenüber dem „Standard“, dass „die Wirkung stark überschätzt“ wird. Er geht davon aus, dass die Carrier dann eben billigere Mitarbeiter aus Polen oder Bulgarien von außen einfliegen würden. Weiters: „Anderseits hielte ich es für richtig, würden für in Österreich angestelltes Personal Mindeststandards gelten. Ein Branchen-KV wäre ein Weg, den es nirgendwo sonst gibt. Aber die österreichische Regierung ist auch die einzige, die für Flugtickets ein Anti-Dumping-Gesetz einführt, also eine Mindestpreisregelung. Ich begrüße das sehr, das kann ein sehr wirkungsvoller Schritt sein. Denn bei den Flugticketpreisen gab es in unserer Branche zuletzt echte Exzesse, die weder ökonomisch noch ökologisch noch politisch klug sind.“

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