Austrian Airlines hat “Generalprobe vor den Ferien” vermasselt

Boeing 777 (Foto: Jan Gruber).
Boeing 777 (Foto: Jan Gruber).

Austrian Airlines hat “Generalprobe vor den Ferien” vermasselt

Boeing 777 (Foto: Jan Gruber).
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Auch am Montag setzte sich das „Streichkonzert“ bei Austrian Airlines fort. Erneut sind enorm viele Passagiere in Wien und an anderen Flughäfen, die von der österreichischen Lufthansa-Tochter angeflogen werden, gestrandet. Wegen Personalmangel musste die AUA bereits am Wochenende zahlreiche Flüge absagen.

Neben den Streichungen gab es in den letzten Tagen auch einige AUA-Kurse, die erheblich verspätet waren. Bis zu elf Stunden später waren zwei Kurse unterwegs. Angesichts dessen, dass AUA-Chefin Annette Mann noch vor wenigen Tagen, zuletzt am Samstag im Ö1-Morgenjournal, behauptete, dass man alles im Griff hat und es keinen Personalmangel gibt, steht die Glaubwürdigkeit des Unternehmens durchaus in Frage. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es immer mehr Passagiere gibt, die behaupten, dass Austrian Airlines das Thema Passagierrechte mancherorts sehr mangelhaft einhalten würde. Konkret geht es um den gesetzlichen Anspruch auf Ersatzbeförderung, denn mehrere gestrandete Fluggäste haben unabhängig voneinander berichtet, dass Umbuchungen auf Verfügbare Flüge anderer Airlines, die nicht der Lufthansa Group bzw. Star Alliance angehören, verweigert worden sein sollen. An manchen Airports sollen die von Austrian Airlines beauftragten Bodendienstleister lediglich Zettel mit der Telefonnummer der Hotline ausgeteilt haben. Diese soll stark überlastet gewesen sein und in vielen Fällen keine kurzfristige Lösung gewesen sein.

Der Fairness halber muss man Austrian Airlines aber auch zu Gute halten, dass Fälle vorliegen, in denen Passagiere sowohl die angebotene Ersatzbeförderung als auch Hotels abgelehnt haben. Beispielsweise argumentierten Reisende damit, dass sie einen „Direktflug“ (ohnehin falsch, den „Direktflüge“ können im Gegensatz zu „Nonstopflügen“ Zwischenstopps haben) gebucht hätten und nicht „irgendwo“ umsteigen wollen. Oder aber das Hotel wäre ihnen zu weit von der Unterkunft entfernt. In diesen Fällen können Passagiere mit Zustimmung der Austrian Airlines auf eigene Kosten buchen und anschließend die Rechnung einreichen. Es handelt sich dabei um eine Kulanz des Carriers, denn wenn eine zumutbare Unterkunft bzw. zumutbare Ersatzbeförderung ohne triftigen Grund abgelehnt werden, ist die Fluggesellschaft quasi aus dem Schneider.

Allerdings muss Austrian Airlines eine Ersatzbeförderung zum frühestmöglichen Zeitpunkt stellen und das auch mit einer anderen Fluggesellschaft. Hierzu kassierte die AUA übrigens vor einiger Zeit eine Schlappe vor dem Obersten Gerichtshof, denn man vertrat früher die Ansicht, dass man nur innerhalb der Star Alliance umbucht. Man verweigerte dem Passagier die Erstattung der Ticketkosten für einen Ersatzflug mit einer anderen Airline. Illegal, urteilte der Oberste Gerichtshof.

Leider hat es sich noch nicht bis zu den Entscheidungsträgern der Austrian Airlines herumgesprochen, dass man auf jede verfügbare Airline umbuchen muss. Das schließt auch Billigflieger wie Ryanair und Wizz Air ein. Laut Kundenservice-Mitarbeitern der AUA war man in den letzten Tagen wiederholt damit konfrontiert, dass gestrandete Passagiere Verbindungen der Konkurrenten herausgesucht hatten und auf diese umgebucht werden sollten. Man kann es aber nicht. Somit heißt es für die Passagiere, dass diese weiter warten müssen bis irgendein freier Platz bei Airlines, mit denen Austrian Airlines einen Vertrag hat, frei werden oder aber selbst auf eigene Kosten das Ersatzticket buchen und dann von der AUA zurückfordern.

Unabhängig von den Passagierrechten ist jeder Flugausfall ein Ärgernis für die Passagiere. Besonders wenn die Firmenchefin just an jenem Tag, an dem das große Chaos ausgebrochen ist, im Radio erklärt wie gut man für den Sommer 2022 aufgestellt ist und dass es keinen Personalmangel gibt. Krankenstände sind nicht vorhersehbar, aber dennoch nicht so überraschend. Angesichts des Umstands, dass Austrian Airlines noch dieses Jahr Mitarbeiter mit so genannten Golden-Handshakes abgebaut hat und diese genau jetzt fehlen, dürfte sich das Verständnis vieler Passagiere in sehr eng gesteckten Grenzen halten.

Jedenfalls gelobt Austrian Airlines Besserung und behauptet, dass man die Probleme im Flugbetrieb ab Dienstag im Griff haben wird und das Chaos vorbei sein soll. Immerhin: Seit Samstag ist die Anzahl der Streichungen Tag für Tag zurückgegangen. Der richtig große Ansturm steht aber Ende dieser Woche bevor, denn dann beginnen unter anderem in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland die Sommerferien bevor. Die „Generalprobe“ ist jedenfalls nicht gelungen. Eine Oppositionspartei forderte übrigens in einer OTS-Aussendung, dass die Regierung die gewährte Staatshilfe sofort zurückverlangen sollte.

1 Comment

  • Hanisch Theodor , 30. Juni 2022 @ 21:41

    Verzeiht den emotionalen Ausbruch, aber die AUA ist ein “Sauhaufen”. Meine Partnerin und ich haben für Montag, 04.07.22 einen Flug von INN über VIE nach New York gebucht. Schon am 30.06. um 06:30 Uhr weiß die AUA, dass der Frühflug (Abflug ab INN 06:30 Uhr) cancelled ist. Traditionell ist gerade dieser Montagsmorgenflug gut gebucht. Mit Kopfschütteln ist`s da nicht mehr getan…

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    Verzeiht den emotionalen Ausbruch, aber die AUA ist ein “Sauhaufen”. Meine Partnerin und ich haben für Montag, 04.07.22 einen Flug von INN über VIE nach New York gebucht. Schon am 30.06. um 06:30 Uhr weiß die AUA, dass der Frühflug (Abflug ab INN 06:30 Uhr) cancelled ist. Traditionell ist gerade dieser Montagsmorgenflug gut gebucht. Mit Kopfschütteln ist`s da nicht mehr getan…

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