Boeing-Logo auf einem Flugzeugrumpf (Foto: Jan Gruber).
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Boeing-Streik: Gewerkschaftsverhandlungen scheitern – Arbeitskampf ohne Ende in Sicht

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Seit Ende September 2024 herrscht bei Boeing einer der größten Arbeitskämpfe der letzten Jahre. Die International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAM), die über 25.000 Beschäftigte im Boeing-Konzern vertritt, hat seit dem 23. September den Streik ausgerufen, der das Unternehmen hart trifft.

Nach einem weiteren gescheiterten Verhandlungsversuch Ende September gibt es jedoch weiterhin keine Aussicht auf eine Einigung. Die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und Boeing wurden ohne neue Termine „abgebrochen“. Für Boeing, die Luftfahrtindustrie und die Beschäftigten hat dies weitreichende Folgen, da die Produktion von Flugzeugen und wichtigen Bauteilen weiterhin erheblich gestört ist.

Rückblick: Wie der Streik entstand

Die Forderungen der IAM-Maschinisten gehen weit über die übliche Lohnerhöhung hinaus, die in der Luft- und Raumfahrtindustrie in regelmäßigen Tarifverhandlungen diskutiert wird. Die Kernpunkte der Auseinandersetzung sind eine 40-prozentige Lohnerhöhung und die Wiedereinführung des leistungsorientierten Rentenplans, der von Boeing vor rund zehn Jahren abgeschafft wurde. Dieser Plan sicherte den Beschäftigten im Ruhestand eine festgelegte Rentenhöhe zu, während das Unternehmen inzwischen auf einen beitragsorientierten Plan umgestellt hat, der die Renten auf Basis von individuellen Ersparnissen und Marktwerten berechnet.

Dieser Rentenplan, der bis 2014 in Kraft war, hatte lange Zeit die Loyalität und Zufriedenheit vieler Beschäftigter bei Boeing gesichert. Seine Abschaffung wird daher als tiefgreifender Vertrauensbruch wahrgenommen. Viele Maschinisten sehen die Rückkehr zu diesem Modell als eine Frage des Respekts und der Anerkennung für langjährige Arbeitskräfte, die oft Jahrzehnte für das Unternehmen tätig waren.

Der Ablauf der Verhandlungen

Am 27. September 2024 trafen sich Vertreter der IAM und Boeing zu weiteren Vermittlungsgesprächen. Unter Vermittlung des Federal Mediation and Conciliation Services (FMCS) hoffte man, den Arbeitskampf beilegen zu können. Die Gespräche drehten sich um die Kernforderungen der Gewerkschaft, doch es gelang nicht, eine Einigung zu erzielen. Die IAM-Gewerkschaft stellte klar, dass Boeing weiterhin an seiner Position festhalte, den leistungsorientierten Rentenplan nicht wieder einzuführen. Zudem habe das Unternehmen keine signifikanten Zugeständnisse bei den weiteren Forderungen der Gewerkschaft gemacht, wie etwa einer schnelleren Lohnsteigerung und der Erweiterung des bezahlten Urlaubs (PTO).

Laut Gewerkschaftsvertretern ist die Forderung nach höheren Löhnen ebenfalls essentiell, da die Beschäftigten nach Jahren stagnierender Gehälter und unter zunehmendem Druck durch die Inflation ihre Kaufkraft stark vermindert sehen. Boeing hatte in den Verhandlungen eine 30-prozentige Lohnerhöhung über die nächsten vier Jahre sowie zusätzliche Prämien angeboten – ein Angebot, das jedoch von den Beschäftigten als unzureichend abgelehnt wurde.

Boeing: „Bestes und letztes Angebot“

Am 23. September legte Boeing den Maschinisten sein „bestes und letztes Vertragsangebot“ vor, das jedoch umgehend abgelehnt wurde. Dieses Angebot beinhaltete eine schrittweise 30-prozentige Lohnerhöhung über vier Jahre, zusätzliche Einmalzahlungen und Prämien. Doch die Ablehnung zeigt deutlich, dass die Differenzen zwischen den Parteien tiefer gehen als nur um finanzielle Details.

Die Gewerkschaft unterstreicht, dass für viele Arbeitnehmer der Rentenplan eine der wichtigsten Errungenschaften ihrer Karriere darstellt. Boeing hingegen argumentiert, dass das Modell der beitragsorientierten Rentenpläne mittlerweile Standard in der Branche sei und das Unternehmen wettbewerbsfähig halten müsse. Hinzu kommt, dass Boeing nach den wirtschaftlichen Belastungen durch die COVID-19-Pandemie und Lieferkettenkrisen weiterhin mit strukturellen und finanziellen Herausforderungen kämpft.

Auswirkungen des Streiks

Der Streik bei Boeing hat weitreichende Auswirkungen, sowohl auf die Produktion von zivilen als auch militärischen Flugzeugen. Boeing ist einer der größten Arbeitgeber in der Luft- und Raumfahrtbranche und liefert weltweit Flugzeuge an Luftfahrtgesellschaften sowie militärische Ausrüstung an Regierungen. Schon jetzt sind Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Flugzeuge zu erwarten, was insbesondere für Airlines in einer Phase der Erholung nach der Pandemie schwerwiegend ist. Viele Fluggesellschaften sind dringend auf neue Maschinen angewiesen, um die gestiegene Nachfrage zu bedienen.

Auch für Boeing selbst bedeutet der Streik enorme Verluste. In früheren Arbeitskämpfen dieser Größenordnung wurde der Konzern massiv in seiner Produktion und Rentabilität beeinträchtigt. Der bisher längste Streik, der im Jahr 2008 stattfand und rund zwei Monate dauerte, kostete Boeing Schätzungen zufolge mehr als 2 Milliarden US-Dollar. Ähnliche Auswirkungen sind auch für den aktuellen Arbeitskampf zu erwarten, sollte er sich noch länger hinziehen.

Wie geht es weiter?

Die IAM-Gewerkschaft betont, dass sie weiterhin bereit ist, mit Boeing in Verhandlungen zu treten, sowohl direkt als auch unter Vermittlung. Solange jedoch keine neuen Gesprächstermine festgelegt wurden, bleibt der Arbeitskampf bestehen. Die Maschinenarbeiter bleiben fest entschlossen, ihre Forderungen durchzusetzen, und der Streik wird wohl fortgesetzt, bis eine Lösung in Sicht ist.

Für Boeing geht es dabei um mehr als nur die finanziellen Forderungen der Arbeitnehmer. Der Arbeitskampf stellt das Unternehmen vor grundlegende Fragen zur langfristigen Strategie in der Personalpolitik, insbesondere angesichts des wachsenden Fachkräftemangels in der Branche. Sollte Boeing nicht bald eine für beide Seiten akzeptable Lösung finden, könnten die anhaltenden Produktionsausfälle nicht nur die Lieferpläne, sondern auch das Vertrauen der Kunden in die Stabilität des Unternehmens nachhaltig schädigen.

Der Streik der IAM-Maschinisten bei Boeing zeigt, wie tief die Spannungen zwischen Belegschaft und Unternehmen sind. Die Forderungen nach einer 40-prozentigen Lohnerhöhung und der Wiedereinführung des leistungsorientierten Rentenplans sind für die Beschäftigten essenziell, um ein Gefühl von Sicherheit und Wertschätzung wiederherzustellen. Boeing hingegen steht unter dem Druck, wettbewerbsfähig zu bleiben und die finanziellen Belastungen in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld zu bewältigen. Der Ausgang dieses Streiks wird nicht nur die Zukunft der betroffenen Beschäftigten, sondern auch die Richtung der gesamten Luftfahrtindustrie beeinflussen.

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