Eurowings Europe in Wien: Gewerkschaft Vida will Stellenabbau verhindern

Eurowings Europe in Wien: Gewerkschaft Vida will Stellenabbau verhindern

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Einst wurde Eurowings nach Wien geholt, um auf einigen Routen, die man seinerzeits von Austrian Airlines übernommen hat, besonders den Billigfliegern Lauda, Wizz Air und Ryanair Paroli bieten zu können. Das „Experiment“ ist gescheitert und übriggeblieben ist eine Basis mit 150 fliegenden Mitarbeitern, jedoch keinem einzigen stationierten Flugzeug.

Viele Austrian-Airlines-Mitarbeiter hatten im Nachgang der Air-Berlin-Pleite so ganz und gar keine Freude damit, dass einige touristische Strecken sowie vereinzelte City-Routen an Eurowings Europe, die im Jahr 2016 ihren Flugbetrieb aufgenommen hatte, abgegeben wurde. Man befürchtete, dass die AUA verkleinert werden könnte.

Besonders ab jenem Zeitpunkt, ab dem Niki ab Wien nur noch auf Sparflamme unterwegs war, die Air Berlin Group kollabierte und anschließend Level, Lauda und Wizz Air für kräftigen Wettbewerb sorgten, wurde auch die damals noch österreichische Eurowings Europe in Wien auf Expansionskurs geschickt. Sonderlich erfolgreich war man aber nicht, denn ähnlich wie dem Mitbewerber Level Europe ist es nie gelungen in die schwarzen Zahlen zu fliegen und auch die Auslastung lag erheblich unter jener, die Wizz Air und Lauda erzielen konnten.

Bereits im Jahr 2019 wurde dann das „Experiment“ beendet. Verblieben sind lediglich die Deutschland-Strecken, die jedoch im Regelfall von Eurowings Deutschland bedient werden. Die Wiener Eurowings Europe Basis sollte fortan im Auftrag von Austrian Airlines aktiv sein. Doch dann kam die Corona-Pandemie und die AUA benötigte schlichtweg keine Wetlease-Flugzeuge mehr. Das wusste man aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht, denn die Sozialpartner haben ein Krisenpaket, das besonders Lohnkürzungen beinhaltet, ausverhandelt. Im Gegenzug haben die Beschäftigten der Eurowings-Europe-Basis Wien eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2024 erhalten. Geflogen wird aber ab Wien so gut wie nie.

Fliegendes Personal ab Wien kommt ab anderen Bases zum Einsatz

Was machen also Flugbegleiter und Piloten der mittlerweile maltesischen Eurowings Europe den ganzen Tag? Sie arbeiten natürlich, jedoch nicht ab Wien, sondern ab anderen Bases. Die österreichischen Beschäftigten werden ab Graz, Salzburg Palma de Mallorca, Pristina, Prag und Stockholm-Arlanda eingesetzt. Auf Firmenkosten werden sie dorthin geflogen, nächtigen einige Tage in Hotels und nach ihrem Einsatz geht es wieder zurück nach Wien. Das kostet den Carrier durchaus viel Geld, jedoch hat man eben eine Beschäftigungsgarantie abgegeben.

Dazu erklärt eine Sprecherin von Eurowings: „In Wien handelt es sich um einen Eurowings Europe Ltd. Standort, keine Basis (sowie auch Malta der Firmensitz und keine Basis ist). Von Basis sprechen wir dort, wo Flugzeuge stationiert sind. Insgesamt beschäftigen wir rund 150 Mitarbeitende der Eurowings Europe Ltd. in Wien im Cockpit, in der Kabine und am Boden. Unser fliegendes Personal wird überwiegend an unseren dezentralen österreichischen Basen in Salzburg und Graz eingesetzt, von wo aus unsere Flüge grundsätzlich von unserem paneuropäischen Flugbetrieb Eurowings Europe durchgeführt und entsprechend bereedert werden“.

Charteranfragen ab Wien sollen abgelehnt worden sein

Von mehreren Mitarbeitern der Eurowings Europe, denen Anonymität zugesichert wurde, war auf Anfrage zu hören, dass bezüglich dem Ablaufen der Beschäftigungsgarantie Sorgen bestehen wie es weiter geht. Theoretisch könne man dauerhaft die Basis wechseln und so im Unternehmen bleiben, jedoch habe dies laut den Betroffenen eine Krux: Man bekommt nicht mehr das „österreichische Gehalt“, sondern wenn man nach Prag wechselt wird man nach den tschechischen Tarifen bezahlt. In Stockholm-Arlanda hingegen würde es sogar mehr Geld geben, jedoch wären die Jobs dort heißbegehrt und selten verfügbar.

Auch erhebt man den Vorwurf, dass es zahlreiche Charteranfragen gegeben habe, jedoch die Geschäftsleitung von Eurowings Europe diese abgelehnt habe. Ab Wien würde man nicht im Charter fliegen. Unter vorgehaltener Hand wäre zu hören, dass man der Konzernschwester Austrian Airlines kein Geschäft wegnehmen dürfe.

Dazu eine Eurowings-Sprecherin: „Eurowings Flüge aus/nach Wien werden hingegen aus unseren deutschen Basen Köln, Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart heraus bedient – nicht andersrum. Das entspricht unserer Ausrichtung als Point-to-Point-Carrier anders als unsere Konzernschwester Austrian Airlines, die der Hub-Carrier am Drehkreuz Wien ist. Würde man auf eine Bereederung der Eurowings Flüge aus Wien umstellen, hätte das zur Folge, dass morgendliche Frühflüge nach Wien (beispielsweise DUS-VIE) nicht angeboten werden könnten, sondern parallel zu den bereits bestehenden Austrian Airlines Flügen aus Wien starten würden“.

Austrian Airlines sieht keinen Bedarf für Wetleases

Die Hoffnungen der Wiener Eurowings-Europe-Mitarbeiter, die etwa 150 an der Zahl sind, liegen dann doch wieder bei Austrian Airlines. Man hofft, dass der Bedarf im Sommerflugplan 2024 so groß ist, dass wieder einige Airbus A320 oder A319 ins Wetlease genommen werden, so dass wieder ab der Heimat geflogen werden kann und die Basis Wien auch über das Ende der Beschäftigungsgarantie hinaus eine Zukunft hat.

Das dürfte aber nur eine Art Strohhalm sein, denn auf Anfrage bezüglich möglicher Wetleases im Sommerflugplan 2024 erklärte eine Medienreferentin von Austrian Airlines gegenüber Aviation.Direct: „Generell hat sich der gezielte Einsatz von Wetleases in der Vergangenheit bewährt, um saisonale Spitzen abzufedern und wird daher bei Bedarf als ein mögliches Mittel geprüft. Austrian Airlines blickt im ersten Halbjahr 2023 auf eine starke Performance zurück und will 2024 die Marktposition weiter ausbauen. Das aktuelle Flottenwachstum legt hierfür den Grundstein. Vier neue Airbus A320neo sind bereits im Dienst. Wir freuen uns über den bevorstehenden Flottenausbau um einen weiteren Airbus A320neo und einen Airbus A320ceo sowie die geplante Modernisierung der Langstreckenflotte mit zehn Boeing 787-9“. Mit anderen Worten: Derzeit plant man seitens der AUA nicht mit dauerhaften Wetleases, unabhängig vom Operating Carrier.

Zum aktuellen Stand und zur Zukunft der Eurowings-Europe-Basis Wien, die das Unternehmen selbst nicht als solche bezeichnet haben möchte, weil es auf Österreichs größtem Flughafen zwar rund 150 fliegende Mitarbeiter, aber keine Flugzeuge gibt, erklärt die Eurowings-Sprecherin: „Faktisch hat sich an der Ausgangslage am Standort Wien nichts verändert. Um unseren Beschäftigten über die vereinbarte Beschäftigungssicherung hinaus Planungssicherheit zu geben, befinden wir uns im Austausch mit unseren Sozialpartnern, den wir grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit führen. Wir bitten Sie daher um Verständnis, dass wir uns nicht näher dazu äußern können.“

Kollektivverträge werden in Österreich nicht mit dem Unternehmen direkt verhandelt

Abgesehen von wenigen Ausnahmen werden Kollektivverträge in Österreich nicht zwischen Gewerkschaft und dem jeweiligen Unternehmen, sondern zwischen der Standesvertretung, also im konkreten Fall der Wirtschaftskammer, und der Arbeitnehmervertretung verhandelt und abgeschlossen. Rein theoretisch wäre es sogar möglich, dass für Eurowings Europe und andere Firmen verbindliche Vereinbarungen abgeschlossen werden ohne, dass das Unternehmen irgendeinen Einfluss darauf hat. Diese Möglichkeit ist nicht rein zufällig, denn mit Ausnahme der Luftfahrt gibt es in Österreich fast überall Branchen-Kollektivverträge, die für alle Arbeitgeber und –nehmer der jeweiligen Branche gelten. In der Fliegerei ist das nicht der Fall, was von der Vida in regelmäßigen Abständen kritisiert wird.

Da die Gewerkschaft Vida als Sozialpartner die aktuell gültige Krisenvereinbarung ebenfalls unterschrieben hat, ist es natürlich naheliegend auch die Sichtweise der Arbeitnehmervertreter zu erfragen. Ein Sprecher sagte zunächst wie folgt: „Die Beschäftigten Piloten und Flugbegleiter haben derzeit eine Beschäftigungsgarantie. Diese wurde geschaffen, da es von der Station Wien keinen direkten operativen Betrieb gibt. Die betroffenen Kollegen werden auf andere Stationen, wie zum Beispiel Graz oder Prag, eingesetzt. Mit Auslaufen der Corona-Pandemie, als noch nicht klar war, wie schnell sich die Luftfahrt erholen wird, konnte mit dieser Beschäftigungsgarantie in dieser kritischen Zeit der Arbeitsort Wien-Schwechat, trotzt fehlender Produktion, gesichert werden. Im Gegenzug wurde ein sozial gestaffelter finanzieller Beitrag vereinbart, der zu einem Teil die Mehrkosten aufgrund der Beibehaltung der Station Wien kompensieren soll und so die Arbeitsplätze absichert“.

Gewerkschaft Vida hofft, dass es zu keinem Stellenabbau kommt

Die Frage, ob die österreichischen Eurowings-Europe-Mitarbeiter zwischenzeitlich Lohnerhöhungen erhalten haben oder aber noch immer mitunter stark gekürzte „Coronagehälter“ erhalten, antwortete der Vida-Medienreferent wie folgt: „In der Zwischenzeit kam es, ähnlich wie bei der AUA, zu Inflationsbedingten Gehaltsanpassungen. Zusätzlich wurde im Kollektivvertrag ein “Freimonat” vereinbart, was eine nutzbare Arbeitszeitverkürzung darstellt. Mit dieser Regelung haben jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter einen Kalendermonat frei, zusätzlich zu den normalen Urlaubs- und OFF-Tagen. Dieser Freimonat kann in den Wintermonaten konsumiert werden. Die nächste inflationsbedingte KV-Erhöhung ist mit Jahreswechsel vorgesehen und die Verhandlungen dazu werden in absehbarer Zeit aufgenommen“.

Doch wie es mit der Basis Wien, die über keine Flugzeuge verfügt, generell weitergehen wird, weiß man auch bei der Gewerkschaft nicht. Dazu der Sprecher: „Wie es mit der Station Wien weitergeht, das ist eine Entscheidung des Managements, auf welche seitens der Gewerkschaft nur bedingt eingewirkt werden kann. Als Gewerkschaft bieten wir unseren Mitgliedern, wenn benötigt, den notwendigen arbeitsrechtlichen Beistand. Wir versuchen, gemeinsam mit unserem Sozialpartner WKÖ entsprechende Regelungen zu finden, die den Arbeitnehmern gute Arbeitsbedingungen bieten, aber auch die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen miteinbeziehen. Bisher konnten wir damit einen aktiven Jobabbau – insbesondere in der kritischen Corona-Zeit – verhindern. Diese Regelungen werden in regelmäßigen Abständen evaluiert“.

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