Die ehemalige Airline des im letzten Jahr verstorbenen Automobilrennfahrers Niki Lauda muss sich harte Kritik seitens ehemaliger Mitarbeiter anhören. So berichten diese von „Arbeitsverhältnissen wie im 19. Jahrhundert“ und belasten damit das Unternehmen enorm.
In der Online-Ausgabe des Nachrichtenmagazins „WELT“ geht es hitzig zu. Mittendrin im Geschehen: Ryanair-Tochtergesellschaft Laudamotion. Sie sieht sich mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert, teilweise belegt durch alte Arbeitsverträge oder Auszüge des Schriftverkehrs mit dem Ex-Arbeitgeber. Darin wird deutlich: So gut wie den Kunden, geht es den Arbeitnehmern des Unternehmens lange nicht. Können die einen für nicht einmal 20 Euro nach Palma fliegen, müssen die anderen auch in der gesetzlich vorgeschrieben Ruhezeit arbeiten.
Oftmals wurden auch kranke oder übermüdete Kollegen noch an Bord geholt und dazu gedrängt, nicht in Krankenstand zu gehen. Dieser Umgang gefährdet nicht nur die Gesundheit der eigenen Belegschaft, sondern auch die Flugsicherheit an Bord, wie Ex-Flugbegleiter Stefan meint, der seine Erfahrungen mit Laudamotion als Arbeitgeber offen schildert. Dass Flugbegleiter ausgeschlafen zum Flug erscheinen sollte selbstverständlich sein. Denn schnell kann es zu Fehlern kommen, die im Ernstfall Leben kosten können. „Wenn nach einer Notlandung Passagiere evakuiert werden müssen, weiß ich nicht, ob es gut ist, wenn die Flugbegleiter so müde sind, dass sie vergessen, welche Kommandos sie an die Fluggäste geben müssen“, so Stefan.
Eine andere Betroffene, die als leitende Flugbegleiterin für das Unternehmen tätig war, äußerst sich ebenfalls enorm belastend. So seien einzelne Flüge nicht storniert worden, obwohl das Flugzeug nachweislich Mängel vorwies. Es habe auch Fälle gegeben, in denen Reparaturen nicht direkt erfolgt seien – die Maschine flog einfach im reparaturbedürftigen Zustand weiter. „Ich habe selten Techniker gesehen“, so die Dame. Ihr Kollege aus dem Cockpit, der nicht namentlich genannt werden möchte, schildet zudem: Laudamotion habe in jüngster Zeit Druck auf die Kapitäne ausgeübt, mit möglichst wenig Benzin zu fliegen. Jede Tankfüllung, die über die Mindestbetankung ging, habe er gegenüber seinem Arbeitgeber begründen müssen. Auch das ist rsikant. „Wenn ein Flugzeug nicht ausreichend betankt ist, wird jedes Unwetter, jedes Ausweichen zu einem anderen Flughafen, jede Wartezeit vor der Landung zum potenziell unkalkulierbaren Risiko“, so der Pilot.
Diese erschreckenden Erfahrungen überraschen Harry Jaeger von der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO nicht. Denn unlängst sei bekannt: „Nur eine kleine Minderheit der rund 120 Lauda-Flugbegleiter empfindet die Bedingung bei Laudamotion als akzeptabel.“ Er ist sich sicher: Seit der Übernahme durch die irische Ryanair ging es mit der Gangart im Unternehmen nur bergab. Dies würden Mitarbeiter, die schon davor bei der Airline beschäftigt waren, bezeugen. „Auch unter Niki Lauda gab es vieles zu bemängeln, aber seit Ryanair-Chef O’Leary am Ruder sitzt, spielen selbst grundlegende soziale Erwägungen absolut keine Rolle mehr“, so Jaeger. Ob die Neugründung als Lauda Europe auch neue Arbeitsbedingungen beinhaltet, wird sich zeigen.