Explosive Güter an Bord: Ukrainische Antonow An-12 in Griechenland abgestürzt und explodiert

Antonow An-12 (Foto: Meridian Aviation).
Antonow An-12 (Foto: Meridian Aviation).

Explosive Güter an Bord: Ukrainische Antonow An-12 in Griechenland abgestürzt und explodiert

Antonow An-12 (Foto: Meridian Aviation).
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Am Samstagabend ist die von der ukrainischen Frachtfluggesellschaft Meridian betriebene Antonow An-12 mit der Registrierung UR-CIC in der Nähe von Kavala abgestürzt. Das 51,5 Jahre alte Turbopropflugzeug befand sich auf dem Weg von Nis nach Amman.

Das Ladegut war im wahrsten Sinne des Wortes explosiv, denn laut griechischen Medien beförderte das betagte Cargoflugzeug rund 12 Tonnen Gefahrengüter, wobei es sich demnach überwiegend um nicht näher bezeichnete explosive Materialien handeln soll. Augenzeugen berichten, dass es unmittelbar nach dem Absturz zu mehreren durchaus heftigen Explosionen gekommen sein soll. Was genau im Frachtraum war ist den griechischen Behörden nicht bekannt und auch das wahre Flugziel scheint nicht Amman gewesen zu sein, sondern Bangladesh. Pikant: In den Tagen zuvor war diese An-12 wiederholt in Richtung Rzeszow im Einsatz.

Das ukrainische Flugzeug, das in Griechenland abgestürzt ist, transportierte nach Angaben des serbischen Verteidigungsministeriums Leucht- und Übungsminen nach Bangladesch. „Die Information, dass die Waffen in die Ukraine transportiert wurden, ist böswillig und falsch“, sagte Verteidigungsminister Nebojsa Stefanovic.

Die eingesetzte Maschine UR-CIC war eine im Jahr 1971 ursprünglich bei der damaligen sowjetischen Aeroflot in Dienst gestellte Antonow An-12. Nach zahlreichen anderen Operators wurde der Oldie erst im Feber 2022 bei der ukrainischen Meridian eingeflottet. Zum Zeitpunkt des Unfalls hatte das viermotorige Turbopropflugzeug bereits stolze 51 Jahre und sechs Monate auf dem Buckel.

Dieser Maschinentyp wurde ursprünglich für den militärischen Einsatz entwickelt, kam jedoch bereits zu Sowjetzeiten sowohl als Fracht- als auch als Passagierflugzeug auch zivil zum Einsatz. Die gegenständliche UR-CIC war – zumindest offiziell – nie auf der offiziellen Flottenliste einer Streitmacht, sondern wurde immer zivil betrieben. Allerdings wurde das Turbopropflugzeug in der langjährigen Geschichte immer wieder von Militärs gechartert und führte den einen oder andern Auftrag durch.

Frachtflugzeug war in den letzten Tagen häufig in Rzeszow

Ein Blick auf die letzten Tage der UR-CIC zeigt, dass die Maschine von Burgas, Ostrava und Marseille aus zahlreiche Frachtflüge nach Rzeszow durchgeführt hat. Es handelt sich um jenen Airport in Polen, der sich nahe der ukrainischen Stadt Lwiw befindet. Dies deutet stark darauf hin, dass möglicherweise Waffen, die für die Ukraine bestimmt sein könnten, befördert wurden. Offiziell will sich dazu aber niemand äußern.

Am 14. Juli 2022 wurde diese Antonow An-12 zunächst von Marseille nach Vatry überstellt. Von dort aus ging es dann nach Sarajevo. Am 15. Juli 2022 flog man nach Belgrad, anschließend nach Ankara. Am Tag des Absturzes flog die UR-CIC zunächst von der türkischen Hauptstadt nach Nis. Von dort aus sollte es nach Amman gehen, jedoch ist das Turbopropflugzeug dort nie angekommen.

Letzte Flüge der abgestürzten An-24 (Screenshot Flightradar24).

Unklarheit über tatsächliches Flugziel

Es gibt mittlerweile zahlreiche Anzeichen dafür, dass Amman allenfalls als Tankstopp hätte fungieren sollen und das wahre Ziel Bangladesch hätte sein sollen. Eine offizielle Bestätigung hierfür gibt es nicht. Meridian Aviation bestätigte lediglich, dass die UR-CIC aufgrund eines technischen Defekts in Griechenland abgestürzt ist und alle acht Crewmitglieder ums Leben gekommen sind. Zur Art der Ladung und zum Flugziel machte man keine Angaben und wollte auch Fragen dazu nicht beantworten.

Derzeit ist bekannt, dass die Besetzung ein technisches Problem mit einem der vier Turboproptriebwerke festgestellt hat und daher um eine Notlandung auf dem griechischen Flughafen Kavala gebeten hat. Der Kurs wurde entsprechend geändert. Dennoch hat es die UR-CIC nicht mehr bis zu diesem Airport geschafft, sondern stürzte zuvor ab.

Feuer bereits während dem Flug – Schwere Explosion nach dem Absturz

Ein von Augenzeugen aufgenommenes Video zeigt, dass es bereits vor dem Absturz zu einem Feuer gekommen ist. Aufgrund der schlechten Bildqualität ist nicht zweifelsfrei zu sagen, ob das fehlerhafte Triebwerk brannte oder aber bereits an anderer Stelle ein Brand wütete. Im Moment des Bodenkontakts ist zu sehen, dass es hell aufleuchtet, was ein Abstürzten durchaus vorkommen kann. Einen Moment später ist eine Explosion in Form äußerst grellem Licht sichtbar. Was sich genau ereignet hat lässt sich aufgrund des vorliegenden Augenzeugenvideos nicht feststellen. Zumindest ist die Annahme lokaler Medien, dass nach dem Absturz die Ladung explodiert sein könnte, definitiv nicht abwegig.

Griechenland weiß nicht was an Bord war

Den griechischen Behörden war zum Zeitpunkt des nachfolgenden Feuerwehreinsatzes nicht bekannt was die abgestürzte UR-CIC überhaupt an Bord geladen hatte. Lokale Medien schreiben, dass es noch rund zwei Stunden lang zu weiteren, kleineren Explosionen gekommen sein soll. Ein Video, das am Folgetag mit Hilfe einer Drohne aufgenommen wurde, zeigt, dass von der Antonow An-12 so ziemlich gar nichts mehr übrig ist.

Die Behörden Griechenlands haben mittlerweile Experten im Einsatz, die eine mögliche Gefährdung für die Zivilbevölkerung überprüfen sollen. Es ist die Rede von stark beißend stinkendem Gestank. Die Anwohner wurden daher aufgefordert Fenster und Türen geschlossen zu halten und nach Möglichkeit ihre Häuser und Wohnungen nicht zu verlassen. Es gibt auch Berichte, die besagen, dass Griechenland auch Strahlenschutz-Experten einsetzt, da man zumindest nicht ausschließen kann, dass die Maschine möglicherweise auch radioaktives Material an Bord gehabt haben könnte. Derzeit stellt man den Einsatz als reine Vorsichtsmaßnahme für die Bevölkerung und die Umwelt dar, da noch immer unbekannt ist was überhaupt im Frachtraum befördert wurde.

Das serbische Verteidigungsministerium erklärte, dass es sich um Leucht- und Übungsminen für Bangladesch gehandelt haben soll. Man weist Gerüchte, dass es sich um für die Ukraine bestimmte Waffen gehandelt haben könnte, scharf zurück. Verteidigungsminister Nebojsa Stefanovic bezeichnet dies gar als “falsch und böswillig”.

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