Fit to 55: Unterschiedliche Reaktionen in der Luftfahrt

Blick aus dem Fenster eines Bombardier CRJ-900 (Foto: Robert Spohr).
Blick aus dem Fenster eines Bombardier CRJ-900 (Foto: Robert Spohr).

Fit to 55: Unterschiedliche Reaktionen in der Luftfahrt

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Unter dem Deckmantel Klimaschutz beabsichtigt die EU-Kommission die schrittweise Einführung der Besteuerung von konventionellem Kerosin. Dadurch sollen Airlines zur Nutzung alternativer Treibstoffe bzw. Antriebsmöglichkeiten bewogen werden.

Kerosin ist nicht generell steuerfrei, sondern nur bei internationalen Flügen. Dies geht auf ein Abkommen aus dem Jahr 1944 zurück. Sofern dieses nicht aktualisiert wird, könnte nur Treibstoff innerhalb des Unionsgebiets besteuert werden. Der Flughafen Wien befürchtet, dass es dadurch zu einem Tanktourismus kommen könnte.

„Ein Kerosinsteueralleingang in Europa würde dazu führen, dass Airlines ihre Flugzeuge an jenen Standorten betanken, wo es keine derartige Steuer gibt, dieser Tanktourismus würde die Klimabelastung sogar verstärken, der CO2-Ausstoss würde damit leider nicht reduziert. Aber der Wettbewerbsnachteil für die europäischen Luftfahrtstandorte und die Passagiere wäre massiv“, so Flughafendirektor Günther Ofner. „Viel sinnvoller und mit einer gesicherten CO2-Einsparung verbunden ist es, durch Förderungen und Beimengungspflichten die großflächige Markteinführung von CO2-neutralen alternativen Treibstoffen voranzutreiben. Die Technologie zur Herstellung von synthetischem Kerosin existiert bereits. Flugbezogene Steuern sollten zweckgebunden als Fördermittel für Forschung und Entwicklung sowie die Einführung von gesetzlichen Beimengungspflichten verwendet werden. Das würde eine weitreichende Nachfrage nach alternativen Treibstoffen ankurbeln und so einen entsprechenden Markt schaffen und wäre ein planbarer und gesicherter Pfad zur CO2-Reduktion“.

Easyjet sieht Entwicklungen positiv

Der Billigflieger Easyjet sieht das Projekt „Fit to 55“ positiv. Firmenchef Johan Lundgren erklärt dazu: „Easyjet ist fest davon überzeugt, dass der Luftfahrtsektor im Einklang mit den Ambitionen des European Green Deal bis 2050 oder früher Netto-Null-Emissionen erreichen muss. „Wir arbeiten mit unseren Partnern Airbus und Wright Electric zusammen, um die Entwicklung emissionsfreier Technologien voranzutreiben – und wir hoffen, dass unsere Kunden bereits Mitte bis Ende der 2030er-Jahre mit Elektro-, Wasserstoff- oder Hybridflugzeugen fliegen werden. Wir glauben, dass diese Zukunftstechnologien die Lösung sind, um unsere Industrie zu dekarbonisieren und gleichzeitig Innovation, Konnektivität und lokales Jobwachstum zu fördern. In der Zwischenzeit betreiben wir unsere Flugzeuge weiterhin so effizient wie möglich, indem wir die CO2-Emissionen des Treibstoffs für alle unser Flüge kompensieren und eine der jüngsten und damit effizientesten Flotten Europas betreiben. Fliegen muss für alle erschwinglich sein und bleiben – nicht nur für Wohlhabende. Das bedeutet, dass alle Fluggesellschaften ihren Beitrag zur Dekarbonisierung leisten müssen, nicht nur diejenigen, die innerhalb des EWR fliegen. Die Vorteile der Luftfahrt sind beispiellos – wenn es darum geht, Menschen miteinander zu verbinden, Freunde und Familie wieder zu vereinen, Menschen die Möglichkeit zu geben, andere Kulturen zu erleben und auch für wirtschaftlichen Wohlstand zu sorgen, insbesondere nach der weltweiten Pandemie.“

AUA fordert Startrampe für alternativen Treibstoff

Austrian Airlines ist den Bemühungen der EU-Kommission grundsätzlich positiv gegenüber eingestellt, fordert jedoch, dass diese eine Art Startrampe für nachhaltige Treibstoffe aufbauen soll. Momentan sind diese noch sehr teuer und werden daher in nur untergeordnetem Ausmaß genutzt.

„Wir begrüßen die europäischen Anstrengungen zu mehr Klimaschutz, auch beim Fliegen. Allerdings dürfen die Maßnahmen nicht wettbewerbsverzerrend wirken, sonst ist dem Klima nicht geholfen aber der heimischen Wirtschaft maximal geschadet. Die europäischen Institutionen sollen der heimischen Luftfahrt keine zusätzlichen Hürden in den Weg stellen, sondern die Startrampe für den Einsatz klimafreundlicher nachhaltiger Treibstoffe bauen“, so AUA-Chef Alexis von Hoensbroech. „Für die geplante Quote nachhaltiger Kraftstoffe muss aber ein Finanzierungsmechanismus gefunden werden, der alle Anbieter gleichermaßen einbezieht und die Last nicht alleine auf europäischen Flügeln ruhen lässt“, erklärt Austrian CEO Alexis von Hoensbroech. „Mit der Zweckbindung von Umweltabgaben, wie etwa den Einnahmen aus dem verschärftem Emissionshandel oder aus einer Kerosinsteuer, zugunsten der Förderung nachhaltiger Kraftstoffe, könnte man den Wettbewerbsnachteil beispielweise entsprechend ausgleichen. Es darf nicht sein, dass die Airlines, die viel für den Klimaschutz tun, benachteiligt werden gegenüber denen, die wenig oder nichts tun!“

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