Flughafen Zürich-Kloten (Foto: Flughafen Zürich AG).
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Flughafen Zürich erreicht ambitioniertes Ziel bei ÖV-Anteil früher als erwartet

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Der Flughafen Zürich hat im Jahre 2024 einen bedeutenden Erfolg erzielt: 46 Prozent aller Passagiere, Mitarbeitenden und Besucher nutzten öffentliche Verkehrsmittel für ihre An- und Abreise zum Flughafen.

Dies ist der höchste Anteil seit Beginn der Erhebungen und markiert das erstmalige Erreichen des im Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) für das Jahr 2030 festgelegten Ziels. Die jüngste Modalsplit-Erhebung, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurde, zeigt eine kontinuierliche Steigerung des Anteils des öffentlichen Verkehrs (ÖV) gegenüber früheren Messungen. Dieser Erfolg unterstreicht die Rolle des Flughafens Zürich als zentrale Verkehrsdrehscheibe und spiegelt ein verändertes Mobilitätsverhalten wider, obwohl weiterhin Herausforderungen bei der Anreise zu Randzeiten bestehen.

Ein Ziel vor der Zeit erreicht: Die Bedeutung des Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt (SIL)

Der Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) ist ein wichtiges Planungsinstrument des Bundes in der Schweiz, das die langfristige Entwicklung der Luftfahrtinfrastruktur regelt. Für den Flughafen Zürich wurde im Rahmen des SIL eine spezifische Vorgabe festgelegt: Bis zum Jahre 2030 sollten mindestens 46 Prozent aller Personen, die den Flughafen nutzen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Dieses ambitionierte Ziel, das die Bedeutung einer integrierten Verkehrsplanung hervorhebt, wurde nun bereits im Jahre 2024 erreicht. Der gemessene ÖV-Anteil von 46 Prozent bezieht sich dabei auf den bimodalen Modalsplit, der den Velo- und Fußgängerverkehr nicht berücksichtigt und somit die Nutzung von motorisierten Verkehrsmitteln – Auto versus ÖV – in den Fokus rückt.

Die Tatsache, daß dieses Ziel sechs Jahre früher als geplant erreicht wurde, ist ein deutliches Zeichen für die Wirksamkeit der bisherigen Maßnahmen und die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs am Flughafen Zürich. Es zeigt auch, wie wichtig solche klar definierten Ziele sind, um eine nachhaltige Entwicklung der Infrastruktur zu gewährleisten und den Verkehrsfluß effizient zu steuern. Die Flughafen Zürich AG führt diese Modalsplit-Erhebungen seit 1994 regelmäßig durch, um die Einhaltung der Vorgaben zu überprüfen und die Entwicklung des Verkehrsverhaltens zu dokumentieren. Die für 2021 geplante Befragung wurde aufgrund der COVID-19-Pandemie in Absprache mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) ausgesetzt, da die Passagierzahlen in dieser Zeit stark schwankten. Mit der Rückkehr der Passagierzahlen auf Vor-Pandemie-Niveau im Jahre 2024 konnte die Erhebung wieder unter repräsentativen Bedingungen durchgeführt werden.

Entwicklung des ÖV-Anteils und Nutzergruppen im Detail

Die Ergebnisse der Modalsplit-Erhebung 2024 belegen eine kontinuierlich positive Entwicklung im Zeitverlauf. Seit der letzten vollständigen Erhebung im Jahre 2017 ist der ÖV-Anteil von 44 Prozent um zwei Prozentpunkte auf nunmehr 46 Prozent gestiegen. Diese Steigerung ist maßgeblich auf ein verändertes Mobilitätsverhalten der Bevölkerung zurückzuführen: Immer mehr Personen entscheiden sich bewußt für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs für ihre An- und Abreise zum Flughafen. Dies könnte auf eine Kombination aus verbesserter Infrastruktur, erhöhter Frequenz der Verbindungen und einem generellen Trend zu einer umweltbewußteren Verkehrsmittelwahl zurückzuführen sein.

Die Detailauswertung nach spezifischen Nutzersegmenten liefert weitere interessante Einblicke:

  • Abfliegende Passagiere: 58 Prozent der abreisenden Flugpassagiere nutzen den ÖV. Dies zeigt eine hohe Akzeptanz des öffentlichen Verkehrs für den Beginn einer Flugreise, bei der oft viel Gepäck mitgeführt wird.
  • Besucher: Die größte Nutzergruppe, die den ÖV wählt, sind die Besucher des Flughafens, von denen 63 Prozent die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Dies umfaßt beispielsweise Personen, die Geschäfte oder Restaurants am Flughafen aufsuchen oder Freunde und Familie verabschieden.
  • Flughafenpersonal: Auch ein Großteil der Mitarbeitenden des Flughafens pendelt mit dem ÖV. 51 Prozent des Flughafenpersonals nutzen öffentliche Verkehrsmittel für ihren Arbeitsweg, wobei dieser Anteil insbesondere bei Mitarbeitenden mit regulären Büroarbeitszeiten höher ist als bei jenen, die in Schichtarbeit tätig sind. Die Notwendigkeit, zu Randzeiten zu reisen, zu denen das ÖV-Angebot möglicherweise eingeschränkter ist, zwingt einige Mitarbeitende, auf das Auto zurückzugreifen.
  • Begleitpersonen (Abholende): Eine Ausnahme bildet die Gruppe der Begleitpersonen, beispielsweise jene, die ankommende Reisende abholen. Hier reisen 92 Prozent der Fälle mit dem Auto an. Dies ist verständlich, da das Abholen oft das Tragen von Gepäck und die Flexibilität des Autos erfordert, insbesondere bei unvorhergesehenen Flugverspätungen.

Trotz der insgesamt positiven Entwicklung gibt es also weiterhin Personengruppen, die aufgrund ihres Wohnortes oder zu Randzeiten zwingend auf das Auto angewiesen sind. Dies stellt eine Herausforderung für die weitere Steigerung des ÖV-Anteils dar.

Der Flughafen Zürich als zentrale Verkehrsdrehscheibe: Infrastruktur und Förderung

Der Erfolg bei der Steigerung des ÖV-Anteils ist nicht zufällig, sondern das Ergebnis einer gezielten Strategie und einer hervorragenden Infrastruktur. Der Flughafen Zürich ist außerordentlich gut durch verschiedene öffentliche Verkehrsmittel erschlossen:

  • Bahn: Der Flughafen verfügt über einen eigenen Bahnhof, der direkt unter dem Terminalgebäude liegt und eine exzellente Anbindung an das schweizerische Eisenbahnnetz bietet. Zahlreiche Intercity-, Regional- und S-Bahn-Linien verbinden den Flughafen direkt mit den größten Städten der Schweiz und angrenzenden Regionen.
  • Bus: Ein dichtes Netz von Buslinien verbindet den Flughafen mit den umliegenden Gemeinden und Städten.
  • Glattalbahn: Die Glattalbahn, ein modernes Straßenbahnsystem, sorgt für eine effiziente Verbindung in die Region Glattal und angrenzende Stadtteile Zürichs.

Diese sehr gute Erschließung ist ein Schlüsselfaktor für die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs. Darüber hinaus ist der Erfolg auf die „gezielte Förderung des öffentlichen Verkehrs“ zurückzuführen. Dies kann beispielsweise durch attraktive Tarifangebote, verbesserte Taktzeiten, und eine gute Integration der verschiedenen Verkehrsmittel erreicht werden. Im Jahre 2024 zählte der Flughafen Zürich rund 30 Millionen ÖV-Nutzende, von denen etwa 20 Prozent reine Umsteigende waren, die den Flughafen als Knotenpunkt für ihre Weiterreise nutzten, ohne ihn als Start- oder Zielpunkt ihrer Flugreise zu haben. Mit 31,2 Millionen Flugpassagieren insgesamt gehört der Flughafen Zürich zu den bedeutendsten Verkehrsdrehscheiben der Schweiz und sogar Europas. Diese Zahlen verdeutlichen die enorme Bedeutung des Flughafens für die Mobilität im Land.

Herausforderungen und Ausblick: Den Modalsplit stabil hochhalten

Trotz des frühzeitigen Erreichens des SIL-Ziels bleiben die Flughafenbetreiberin, die öffentliche Hand und die ÖV-Anbieter weiterhin gefordert. Die Herausforderung besteht nun darin, den erreichten hohen Modalsplit bis zum Jahre 2030 nicht nur zu halten, sondern angesichts des erwarteten Verkehrswachstums sogar zu steigern. Das prognostizierte Verkehrswachstum über alle Verkehrsträger hinweg, das durch die Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung angetrieben wird, soll überproportional vom öffentlichen Verkehr getragen werden. Dies bedeutet, daß der ÖV-Anteil im Verhältnis zum Gesamtverkehr weiter wachsen muß, um die Straßen zu entlasten und die Erreichbarkeit zu gewährleisten.

Um dies zu erreichen, ist weiterhin eine „gezielte Optimierung der Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr aus dem Einzugsgebiet des Landesflughafens Zürich“ erforderlich. Dies könnte Investitionen in den Ausbau des Bahn- und Busnetzes, eine Verdichtung der Fahrpläne, die Entwicklung neuer attraktiver Angebote für Schichtarbeiter und Anreisende zu Randzeiten sowie die Förderung intermodaler Reisemöglichkeiten umfassen. Es ist auch wichtig, die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs durch Komfortverbesserungen und eine nahtlose Reisekette weiter zu steigern. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren – Flughafen Zürich AG, Kantone, Gemeinden und ÖV-Unternehmen – wird entscheidend sein, um diese zukünftigen Herausforderungen zu meistern und die führende Position des Flughafens Zürich als gut erreichbare Verkehrsdrehscheibe zu sichern. Die kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Strategien auf Basis regelmäßiger Erhebungen sind unerläßlich, um diesen Erfolg langfristig zu gewährleisten.

Methodik der Modalsplit-Erhebung: Daten für fundierte Entscheidungen

Die Ermittlung des Modalsplits ist ein komplexes Unterfangen, das eine Kombination verschiedener Datenerhebungsmethoden erfordert, um ein präzises und umfassendes Bild des Verkehrsverhaltens zu erhalten. Für die Modalsplit-Erhebung 2024 am Flughafen Zürich wurden mehrere Tausend Vorort-Befragungen durchgeführt, die sich an Passagiere, Begleitpersonen und Besuchende richteten. Diese direkten Befragungen liefern wertvolle Informationen über die genutzten Verkehrsmittel, die Gründe für die Wahl und das Reiseverhalten.

Ergänzend dazu wurden Online-Befragungen von Mitarbeitenden des Flughafens durchgeführt, um deren Pendelverhalten zu analysieren, insbesondere im Hinblick auf Arbeitszeiten und Wohnort. Diese Umfragen wurden durch technische Daten ergänzt: Personen- und Fahrzeugzähler lieferten quantitative Informationen über das Verkehrsaufkommen, während Beobachtungen zur Fahrzeugbelegung Aufschluß über die durchschnittliche Anzahl der Insassen in PKWs gaben.

Die Flughafenbetreiberin führt diese regelmäßigen Erhebungen seit 1994 durch, um die Einhaltung der Modalsplit-Vorgaben zu überprüfen und die Entwicklung des relativen Anteils des öffentlichen Verkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen aller Flughafennutzenden zu ermitteln. Die aktuelle Erhebung bezieht sich auf die seit 2009 gültige SIL-Definition des Modalsplits, was eine konsistente Vergleichbarkeit der Daten über die Jahre hinweg gewährleistet. Diese robuste Methodik ist entscheidend für fundierte Entscheidungen in der Verkehrsplanung und -entwicklung am Flughafen Zürich.

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