Ein unerwarteter Warnstreik der Gewerkschaft Verdi hat am Sonntag den Hamburger Flughafen lahmgelegt und massive Auswirkungen auf den nationalen und internationalen Flugverkehr nach sich gezogen.
Ursprünglich war der Arbeitskampf erst ab Montag geplant, doch mit nur 30 Minuten Vorankündigung begann der Streik bereits am Sonntag. Während an diesem Tag bereits hunderte Flüge ausfielen, sind für Montag insgesamt rund 3.400 Flüge betroffen, wodurch etwa 510.000 Passagiere nicht planmäßig reisen können.
Plötzlicher Streikbeginn sorgt für Chaos
Die Entscheidung, den Streik kurzfristig vorzuziehen, traf nicht nur die Reisenden unvorbereitet, sondern auch die Flughafengesellschaften. Am Hamburger Flughafen waren für Sonntag 144 Ankünfte und 139 Abflüge vorgesehen, doch nur zehn Maschinen konnten starten. Die restlichen Flüge wurden ersatzlos gestrichen, was zu erheblichen Einschränkungen im Flugverkehr führte. Auch internationale Ziele wie Wien, Salzburg, Graz und Innsbruck waren betroffen.
Ein Sprecher des Flughafens kritisierte die Maßnahme scharf: „Wir sind entsetzt darüber, wie rücksichtslos die Gewerkschaft vorgeht. Letztlich trifft es vor allem die Menschen, die auf ihre Reisen angewiesen sind.“ Auch am Montag werden weiterhin erhebliche Beeinträchtigungen erwartet. Die Flughafengesellschaft riet allen Reisenden, sich direkt mit den jeweiligen Fluggesellschaften in Verbindung zu setzen, um alternative Reisepläne zu besprechen.
Gewerkschaft verteidigt Arbeitskampf
Ver.di rechtfertigte das Vorgehen als notwendige Maßnahme zur Durchsetzung der tariflichen Forderungen. Gewerkschaftssekretär Lars Stubbe betonte, dass die Auswirkungen auf die Passagiere bedauerlich seien, man aber gezielt wirtschaftlichen Druck aufbauen müsse. Laut Stubbe würden die Arbeitgeber auf lange angekündigte Streiks reagieren, indem sie Gegenmaßnahmen ergriffen, wie den Einsatz von Streikbrechern. Ein plötzlicher Streik ohne große Vorankündigung sei daher das effektivste Mittel.
Hintergrund des Streiks ist der Tarifstreit mit Bund und Kommunen. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Gehälter um acht Prozent, mindestens aber 350 Euro monatlich mehr. Zudem verlangt sie höhere Entgelte für Auszubildende und Praktikanten sowie Zuschläge für Arbeiten zu ungünstigen Zeiten. Darüber hinaus stehen drei zusätzliche freie Tage auf der Forderungsliste. Die Arbeitgeberseite bezeichnete diese Forderungen als nicht finanzierbar.
Deutschlandweiter Streik am Montag
Der Streik weitet sich am Montag auf elf weitere Flughäfen aus, darunter Frankfurt am Main, München, Berlin, Köln/Bonn und Düsseldorf. Besonders am Frankfurter Flughafen wird mit erheblichen Auswirkungen gerechnet. Laut Flughafenbetreiber Fraport sei eine reguläre Abfertigung nahezu ausgeschlossen, sodass Passagiere gar nicht erst anreisen sollten. Auch Umsteigeverbindungen seien voraussichtlich nicht möglich.
Die erste Schätzung des Flughafenverbands ADV geht von mehr als 3.400 gestrichenen Flügen aus. Allein am Flughafen Wien wurden 45 Flüge zwischen deutschen Städten und der österreichischen Hauptstadt gestrichen.
Weitere Branchen von Streiks betroffen
Der aktuelle Tarifkonflikt betrifft nicht nur den Luftverkehr. Auch in anderen Branchen kommt es zu Arbeitsniederlegungen. In Hamburg sind Krankenhäuser, Kindergärten und die Stadtreinigung vom Streik betroffen, in Düsseldorf steht zudem der öffentliche Nahverkehr still. Ver.di hat klargestellt, dass die Arbeitsniederlegungen so lange andauern, bis es in den Verhandlungen eine tragfähige Lösung gibt.
Die nächste Verhandlungsrunde zwischen den Tarifpartnern ist für Mitte März angesetzt. Die Arbeitgeberseite zeigte sich zuletzt gesprächsbereit, wies aber darauf hin, dass die wirtschaftliche Lage keine großen Zugeständnisse erlaube. In den letzten beiden Verhandlungsrunden hatte es keine Annäherung gegeben, weshalb Verdi mit