Früher waren Nachtzüge eine durchaus luxuriöse Möglichkeit, um in Europa reisen zu können. Vom einstigen Glanz ist nicht viel geblieben, denn über die Jahre hinweg hatte dieses Verkehrsmittel eher das Image „Gammelzug“. Die deutsche Bahn pfiff sogar gänzlich darauf und die Österreichischen Bundesbahnen übernahmen viele innerdeutsche Nachtstrecken.
Im Zuge der Klimadiskussion kommt es nach und nach zu einer Renaissance der Schlafwagen-Verbindungen. Die Österreichischen Bundesbahnen wollen in ihren Nightjets, besonders mit den neubestellten Wagen, die noch gar nicht auf der Schiene sind, stark mit Komfort punkten. Je nach Geldbeutel gibt es Sitzplätze in der Zweiten Klasse bis hin zu Einzel-Schlafabteilen, die zumindest ein bisschen an die längst vergangene Luxus-Ära der Eisenbahn angelehnt sind.
In Deutschland hielt man Nachtzüge für nicht mehr zeitgemäß, so dass sich die Deutsche Bahn, deren Nachtzüge den Ruf „Gammelzug“ hatten, einstellte. Einige Routen wurden erfolgreich von den Österreichischen Bundesbahnen übernommen und die Aufwertung der Garnituren brachten auch mehr Fahrgäste. Für die ÖBB ein voller Erfolg, für die Deutsche Bahn eine Blamage der Extraklasse, denn die Österreicher fahren nachts sprichwörtlich um die Ohren.
Nicht zuletzt aufgrund der Propaganda, die aus dem Lager von Greta Thunberg gemacht wird, sind immer mehr europäische Regierungen der Ansicht, dass die Zukunft des Verkehrs innerhalb Europas auf der Schiene liegt. Allerdings: In vielen EU-Staaten wurde dieser Verkehrsträger nicht nur kaputtgespart, sondern die Fahrkartenpreise sind im direkten Vergleich mit den Kosten für Fernbusse, Flüge oder gar das eigene Auto, schlichtweg nicht konkurrenzfähig. Dann haftet in manchen Staaten – teilweise zurecht, teilweise absolut zu Unrecht – der „Gammelzug“ in den Köpfen potentieller Fahrgäste. Letztlich kann man zu den Ansichten der Thunberg-Leute stehen wie man will: Eine Verkehrswende ist nur dann zu schaffen, wenn alle öffentlichen Verkehrsmittel sinnvoll und zielführend miteinander verknüpft werden, so dass Passagiere davon profitieren. Jeder Verkehrsträger hat seine Stärken, die es optimal und klimaschonend zu nutzen gilt.
Frankreich will nun wieder Nachtzüge zwischen Paris und Berlin rollen lassen. Diese wurden erst vor ein paar Jahren eingestellt, weil damals sowohl die Deutsche Bahn als auch die französische Staatsbahn kein Interesse mehr hatten und diese für nicht mehr zeitgemäß gehalten haben. Der für Verkehr zuständige Staatssekretär Baptiste Djebbari kündigte nun im Zuge der Erstfahrten zweier innerfranzösischer Nachtstrecken an, dass auch wieder zwischen Paris und Berlin gefahren werden soll.
Dabei sollen aber nicht die einstigen „Gammelzüge“, die die Nachfrage haben einbrechen lassen und den Nachtzügen überhaupt erst einen zwielichtigen Ruf gegeben haben, auf die Schiene gebracht werden, sondern man will auf Komfort setzen. Neue Garnituren sollen eingesetzt werden. Der Politiker rechnet damit, dass zwischen Paris und Berlin Ende 2023 wieder Nachtzüge rollen werden. Genaue Details müssen noch verhandelt werden.