Gastkommentar: Vor- und Nachteile des Flughafens Ljubljana aus Sicht eines Kärntners

Flughafen Ljubljana (Foto: Miro Majcen/Fraport).
Flughafen Ljubljana (Foto: Miro Majcen/Fraport).

Gastkommentar: Vor- und Nachteile des Flughafens Ljubljana aus Sicht eines Kärntners

Flughafen Ljubljana (Foto: Miro Majcen/Fraport).
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Wir schreiben Dienstag den 30 – Jänner 2024. Ich befinde mich gerade mit meinem Vater als Chauffeur im Auto auf dem Weg zum Flughafen Ljubljana. Geplanter Abflug mit der Lufthansa nach Frankfurt und mit Umstieg weiter nach Dänemark ist um 10:40h und die Abfahrt erfolgte um Punkt 8 Uhr. Das eingesetzte Fluggerät wird eine Bombardier CRJ 900 sein mit 90 Sitzplätzen.

Aus Feldkirchen gibt es grundsätzlich zwei Routen wie man Sloweniens Hauptstadt Flughafen am schnellsten erreicht. Entweder man fährt Richtung Villach entlang des Ossiacher Sees und der Autobahn entlang Richtung Karawankentunnel oder man fährt über den Loibl Pass südlich von Klagenfurt weiter Richtung Ferlach den Berg hinauf und überquert die Staatsgrenze zu Slowenien. Es sollte erwähnt werden, dass die Strecke unter dem Karawankentunnel die schnellere Route ist mit ungefähr 1h10 Minuten, vorausgesetzt alles funktioniert reibungslos. Des Weiteren wird diese Strecke, abgesehen vom Raum Klagenfurt, auch in den meisten Fällen von Mittel- sowie Westkärnten bevorzugt gewählt werden, da es Großteils auch keinen Sinn macht wieder mit dem Auto ganz östlich zu fahren um den Loibl Pass zu überqueren.

Staus und Umwege an der Tagesordnung

Kurz vor Abfahrt um acht Uhr ertönt im Hitradio-Ö3 Verkehrsfunk eine Nachricht, die eigentlich gar keinen Seltenheitswert mehr besitzt, jedoch der geplanten Route genau jetzt kurz vor Abfahrt einen Strich durch die Rechnung macht. „Der Karawankentunnel ist wegen eines defekten Fahrzeuges im Tunnel in beiden Richtungen gesperrt“. Tägliche Radiohörer wie ich sagen „Wieder einmal“.

Google Maps Route unter der Annahme alles läuft ohne Störungen (Grafik: Google Maps).

Die geplante Route unter dem Berg hindurch wurde somit gecancelt und die Alternativroute über den Berg gewählt. Ohne viel Verkehr erreiche ich den Airport um 9:30h Vormittag. Der neu gebaute Check-In Terminal sieht wirklich gut aus. An diesem Dienstag Vormittag ist wirklich gähnende Leere und nur zwei Schalter sind geöffnet. Die nette Dame händigt mir die Boarding Karte auf persönlichem Wunsch in Papier aus und fragt mich, nachdem sie meinen österreichischen Reisepass sah, ob ich denn über den „Karawanke“ gefahren bin. Ich sagte nein über den Berg wegen dem Stau, da Sie bereits davon gehört habe, das einige Passagiere scheinbar im Stau stehen oder Probleme hatten bezüglich der Verkehrsmeldung. Alles weitere wie Sicherheitskontrolle, Boarding und Abflug verlief reibungslos und pünktlich. Ich erreiche den Frankfurt Airport um circa 12 Uhr in einem fast ausgebuchtem Flieger und konnte während der ganzen Reise eigentlich kaum Kärntner bzw. österreichischen Dialekt wahrnehmen.

Vor- und Nachteile des slowenischen Hauptstadtflughafens

Die ganze Reise brachte mich aber wieder zum Nachdenken und deshalb wird dazu jetzt ein von mir langersehnter Gastbeitrag verfasst, welcher die Vor- und Nachteile des Flughafens Ljubljana aus Sicht eines luftfahrtbegeisterten jungen Kärntners zusammenfasst.

Wir starten mit den Vorteilen:

  • Übernahme von Fraport im Jahr 2014 war wohl das Beste was dem LJU passieren konnte (deutscher Einfluss überall klar sichtbar)
  • Alle wichtigen Drehkreuze vorhanden wie Frankfurt, München, Paris CDG, Zürich, London Heathrow, Istanbul u.v.m.
  • Flughafen liegt weit außerhalb nördlich der Hauptstadt Ljubljana und somit perfekt zur Kärntner Grenze ausgerichtet direkt an einer Autobahn
  • Es wird ständig investiert, kurze Wege, schnelle Abfertigung, übersichtlich
  • Genügend Parkplätze vorhanden
  • Teilweise versteht das Personal sogar ein wenig Deutsch
  • Bei normalen Bedingungen erreicht man den Airport immer zwischen 1 Stunde bis 1 Stunde 30 Minuten mit dem Auto aus Kärnten

Die größten Nachteile aus Kärntner Sicht sind aber:

  • Slowenische Maut (extra 16€ für eine Woche KFZ)
  • Karawanken Tunnel Maut (extra 8.20€ pro Durchfahrt)
  • Loibl Pass über den Berg, ist man nicht selbst der Fahrer so kann einem ordentlich übel werden bei dieser Strecke. Desweiteren ist bei Schneefall im Winter meistens Chaos, Schneekettenpflicht oder gesperrt
  • Minütliche Gefahr das der Karawanken Tunnel gesperrt/Stau ist, sehr hohes Risiko!
  • Juli – August in den Sommerferien komplettes Stauchaos fast jeden Tag, besonders an Wochenenden
  • Sprache (bezogen auf sollte etwas passieren wie Kofferverlust etc.)
  • bei solchen Dingen lande ich lieber auf deutschsprachigem Boden
  • man benötigt immer einen Chauffeur/eigenes KFZ
  • ÖPNV.Anreise aus Kärnten total zum Vergessen
  • Preise sind oftmals viel teurer als von Graz/Salzburg abzufliegen, speziell mit  der Lufthansa Gruppe

Es gab von 2014 bis 2018 das Projekt „Alpe-Adria-Line“ mit viel Steuergeldern, welcher mittels Busverbindung die Flughäfen Klagenfurt und Laibach vier mal pro Tag verband. In Zeitungen wurde er als “Geisterbus” oder “Bus, der nur Luft transportiert” zitiert. Im Schnitt nahmen nur fünf Personen pro Fahrt das Transportmittel in Anspruch. Das Dreijahresprojekt wurde damals vom Land mit 348.000 Euro subventioniert und darf in der Nachbetrachtung wohl als völliger Reinfall betitelt werden

Zusammengefasst könnte man sagen, der Ljubljana Airport ist wirklich ein toller kleiner Flughafen und kann als Rettung Kärntens gesehen werden. Sollte der Klagenfurter Flughafen wirklich jemals geschlossen werden, so wird dieser natürlich viele Fluggäste aus dem Kärntner Raum auffangen. Besonders Geschäftsreisende großer Industriefirmen, so weiß ich es aus früheren Zeitungsartikeln der Kleinen Zeitung, sind dort regelmäßig anzutreffen.

Natürlich sind die genannten Nachteile wirklich als nervig anzusehen und werden in naher Zukunft auch nicht lösbar sein. Die zweite Röhre des Karawankentunnels wird frühestens im Jahr 2028 fertig sein, so der Bauplan der Asfinag. Der Weg über den Loibl Pass wird sich geologisch auch nicht verändern. Was über bleibt ist immer eine gute Planung sowie frühzeitige Anreise, um im Falle des Falles genug Zeitreserven verfügbar zu haben. Bei jeder Reise zum Flughafen fühlt es sich ein bisschen an wie im Casino. Manchmal gewinnt man und alles geht gut, manchmal verliert man eben und verpasst im schlimmsten Fall den Flug.

Es wäre auch möglich das ganze Prozedere ohne extra Kosten auf slowenischer Seite zu bewältigen, dazu fährt man über den Loibl Pass und durch sämtliche Ortschaften neben der Autobahn entlang bis zum Flughafen. Jedoch glaube ich, das wenn jemand sich einen Flug leisten kann, derjenige auch sicherlich das nötige Kleingeld für eine Vignette/Tunnel noch hat, rein aus Bequemlichkeit der Fahrtstrecke.

Wie steht es um andere Flughäfen in der Umgebung Kärntens?

In all diesen genannten negativen Aspekten gewinnt einfach der Flughafen Graz gegenüber dem in Ljubljana. Das einzige was man braucht ist eine österreichische Autobahnvignette und man fährt ohne Sorgen los. Zusätzlich ist die Strecke nach Graz auf der A2 Südautobahn viel „sympathischer“. Es gibt ganz selten Probleme, maximal bei einem halben Meter Schnee auf der Pack, der Flughafen liegt dazu noch ganz westlich von Graz, was Kärnten wiederum zugutekommt.

Er bietet alles was man benötigt, um in die Welt hinauszukommen mit einem einzigen Umstieg. Darüber hinaus sprechen alle Leute Deutsch, was besonders Leuten die selten fliegen und der englischen Sprache nicht so vertraut sind sicherlich einen entspannteren Reisestart beschert. Es sei aus Kärntner Sicht wirklich zu hoffen, dass am Flughafen Graz die Koralmbahnhaltestelle noch kommt. Dies würde eine weitere Alternative ergeben, besonders in Bezug auf ÖPNV, womit Ljubljana überhaupt nicht punkten kann bisher. Der oder die Reisende müsste somit nur mehr am Klagenfurter HBF ausgesetzt werden und fährt die 45 Minuten alleine nach Graz. Selbiges Spiel bei der Rückreise.

Flughafen Graz (Foto: Jan Gruber).

Zum Thema Flughafen Salzburg sollte erwähnt werden, dass dieser meist für Bewohner aus dem Westen Kärntens (Spittal an der Drau und Umgebung) interessant ist. Keiner aus dem Bereich Ostkärnten wird Salzburg dem Flughafen Graz freiwillig vorziehen. Darüber hinaus ist die Autobahnstrecke A10 Tauernautobahn Richtung Salzburg abermals ein Streckenabschnitt der ständig Probleme verursacht und omnipräsent in den Verkehrsnachrichten auf und abläuft. Zusätzlich kostet die Streckenmaut für den Tauerntunnel pro Richtung mittlerweile 13.50€, was auch nicht so ohne ist.

Triest, Venedig & Treviso: Persönlich habe ich den Triester Flughafen als einzigen der sechs erwähnten noch nie benützt. Gerade erst wurde aber erneut eine Großinvestition von Ryanair angekündigt. Zusätzlich wird Rom und Frankfurt als Hub täglich mehrmals angeflogen. Aus Kärnten sind es ca. zwei Stunden zum Flughafen mit dem Auto, wobei dieser überraschend bis jetzt noch nie die große Aufmerksamkeit von Seite Kärntens bekam und eher eine versteckte Option ist.

Flughafen Venedig Marco Polo (Foto: Jan Gruber).

Venedig Marco Polo sind fast drei Stunden Entfernung, wird aber regelmäßig von vielen KärntnerInnen besonders für Urlaube genützt. Das ist aber natürlich für Geschäftsreisende kaum eine Option, wenn man erstmal stundenlang gen Süden fahren muss.

Treviso ist ein reiner Ryanair + Wizz Air Airport und zieht wiederum viele Urlaubsreisende aus Kärnten an, aufgrund der großen Vielfalt und günstigen Preise der angebotenen Direktdestinationen in ganz Europa.

All die drei genannten italienischen Flughäfen haben aber wieder einen negativ belasteten Nachteil gemeinsam. Es ist ein Grenzübergang zu passieren, im Sommer kann diese Strecke sehr staubelastet sein und es muss eine Streckenmaut auf italienischer Autobahn bezahlt werden.

Fazit für Kärnten

Kärnten ist unglaublich infrastrukturschwach. Es mangelt an allen Ecken und Enden. Egal ob nach Ljubljana, Graz oder Salzburg, für alles braucht man grundsätzlich ein Auto bzw. einen Chauffeur. Zusätzlich verursachen sie unangenehme Nebenkosten. Ich fliege seit Jahren sehr viel, aber was sich nie geändert hat ist die Tatsache, das der Trip nach Kärnten jedes Mal eine Weltreise ist, egal in welcher Hinsicht. Der ganze Tag ist weg.

Kärnten liegt eingebettet in den Bergen und das verursacht große Probleme, besonders wenn es für Geschäftsreisende schnell gehen muss, die Fahrtstrecke zum Flughafen „sicher“ ohne Probleme sein muss. Sei es nach Slowenien, Italien, Salzburg oder Graz, passiert etwas an der Strecke, fällt der ganze Reiseplan wie ein Kartenhaus zusammen. Dies unterstreicht einmal mehr wie wichtig ein funktionierender Regionalflughafen im eigenen Bundesland für Kärnten wäre, den jeder Bewohner aus allen Himmelsrichtungen erreichen kann!


Dieser Gastbeitrag wurde verfasst von: Andreas Knoll aus Feldkirchen.

2 Comments

  • Conci , 6. Februar 2024 @ 19:14

    Der Flughafen Graz liegt nicht”ganz westlich von Graz”, sondern ist im Süden der Stadt lokalisiert 😉

  • Sweety , 7. Februar 2024 @ 12:03

    Gratulation zu diesem sehr guten und ausführlichen Bericht.

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2 Comments

  • Conci , 6. Februar 2024 @ 19:14

    Der Flughafen Graz liegt nicht”ganz westlich von Graz”, sondern ist im Süden der Stadt lokalisiert 😉

  • Sweety , 7. Februar 2024 @ 12:03

    Gratulation zu diesem sehr guten und ausführlichen Bericht.

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