In einem kleinen Theaterhaus, das im Jahr 1988 aus einem damals aufgelassenen Bahnhof entstanden ist, feierte am 26. Oktober 2024 die Premiere von Sebastian Fitzeks „Die Therapie“. Das anspruchsvolle Stück fand großen Anklang beim Publik im Theater am Bahnhof in Rechberghausen, nahe Stuttgart.
„Die Therapie“ von Sebastian Fitzek ist ein durchaus anspruchsvolles Buch, das zwischenzeitlich bereits verfilmt wurde. Das „Theater im Bahnhof“ brachte am 26. Oktober 2024, dem österreichischen Nationalfeiertag, eine neue Inszenierung auf die Bühne. Nach Angaben des Theaterdirektors war man bestrebt möglichst nahe am Original, also am Buch, zu sein. Betrieben wird die kleine Aufführungsstätte von einem gemeinnützigen Verein. Alle Darsteller sind Laienschauspieler, jedoch ausgesprochen talentiert.
Kleiner Verein mit toller Location
Früher gab es in vielen Orten in der D-A-CH-Region kleine Theater, die häufig von Vereinen betrieben wurden. Mittlerweile sind Theatervereine, die selbst Inszenierungen auf die eigene Bühne bringen, selten geworden. In vielen Fällen sind die kaum über ihre Regionen hinaus bekannt. Schade eigentlich, denn hier findet noch echte Kultur, bei der es nicht um Gewinne, sondern um den Erhalt des Theaters und Unterhaltung der Bevölkerung geht, statt.
Natürlich sind die finanziellen Mittel so kleiner Häuser beschränkt, so dass technisch nicht unbedingt alles auf dem neuesten Stand ist. Muss es auch nicht, denn wichtiger ist, dass es perfekt funktioniert und das ist im „Theater im Bahnhof“ definitiv der Fall. Die Darsteller brennen offensichtlich für ihr Hobby, denn auf die Bühne wurde eine eindrucksvolle Inszenierung gebracht. Diese fand beim Publikum äußerst positiven Anklang. Der Saal war ausverkauft, was dem Team und den Laienschauspielern sicherlich eine besonders große Freude bereitet hat.
Hervorragende Darsteller
Hervorzuheben sind die schauspielerischen Leistungen des Thomas Funk, der die Rolle des Dr. Larenz spielt, der Karin Hoyer, die Anna Spiegel verkörperte und des Ecki Müller, der gleich in mehreren Figuren als eine Art Mädchen für alles zu sehen war. Besonders seine Auftritte als Patrick Halberstedt im Regenmantel und norddeutschem Akzent konnten das Publikum erheitern und so für Auflockerung des ansonsten anspruchsvollen Stücks sorgen. Leider ist eine kleine Inkonsistenz unterlaufen, denn war Halberstedt leibhaftig zu sehen, so sprach er einen typisch norddeutschen Dialekt. Bei den Telefonaten mit Dr. Larenz jedoch nicht. Ob das beabsichtigt war oder schlichtweg ein Fehler des Schauspielers, sei dahin gestellt.
Auch beim Bühnenbild hat sich das Team große Mühe gegeben. Die Einbildungen des Dr. Larenz wurden auch dadurch symbolisiert, dass über den Großteil der Vorstellung hinweg ein Netz, das die Sicht jedoch nicht wirklich eingeschränkt hat, zwischen Publikum und Bühne aufgespannt war. Just in jenem Moment, in dem Dr. Larenz kurzzeitig in die Realität zurückfindet, ist dieses gefallen. Eine kreative und nette Idee, denn bis dahin rätselten viele Zuschauer warum das Netz überhaupt vorhanden war.
Theaterbesuch in Rechberghausen lässt sich mit Stuttgart-Trip kombinieren
Dem gesamten Team des „Theater im Bahnhof“ im deutschen Rechberghausen ist zu wünschen, dass die ausgesprochen hohe Qualität beibehalten werden kann und möglichst viele Besucher diese empfehlenswerte Inszenierung, aber auch andere Stücke, in diesem Haus genießen. Jede verkaufte Eintrittskarte bzw. jede Spende und natürlich jeder Getränkekauf, zu fairen und vergleichsweise sehr niedrigen Preisen, trägt zum Erhalt dieses liebevoll betriebenen Theaterhauses bei.
Und für das Geld bekommt man tatsächlich viel: Echte Kultur ums Eck oder aber durchaus auch zu verbinden mit einem Städtetrip nach Stuttgart, denn die Landeshauptstadt ist auf dem Luft-, Schienen- und Straßenweg von vielen Orten Europas aus ohne Umstieg erreichbar.
Das Buch: „Die Therapie“ von Sebastian Fitzek
In „Die Therapie“ von Sebastian Fitzek steht der erfolgreiche Psychiater Viktor Larenz im Mittelpunkt, dessen Leben von einem tragischen Ereignis zerstört wird: Seine zwölfjährige Tochter Josy erkrankt an einer mysteriösen Krankheit, die kein Arzt zu diagnostizieren vermag. Josy verschwindet schließlich spurlos aus einem Berliner Wartezimmer – vor den Augen ihres Vaters, der sich in dieser Situation völlig hilflos fühlt. Das traumatische Erlebnis wirft Viktor in eine tiefe Depression, die ihn zunehmend in die Isolation treibt. Beruflich und privat erschüttert, zieht sich Viktor Jahre später in ein abgelegenes Ferienhaus auf einer kleinen Nordseeinsel zurück, um mit sich und seinem Verlust ins Reine zu kommen.
Kurz nach seiner Ankunft erscheint jedoch eine Fremde an seiner Tür: Anna Spiegel, eine erfolgreiche Schriftstellerin, die unter schweren Wahnvorstellungen leidet. Anna behauptet, dass ihre fiktiven Charaktere, insbesondere ein kleines Mädchen, real seien und unabhängig von ihr handeln. Sie beschreibt Details, die Viktor an Josys Fall erinnern und ihn zu der Hoffnung verleiten, dass er durch Anna Hinweise auf das Schicksal seiner Tochter finden könnte. Getrieben von der Vorstellung, endlich Antworten zu erhalten, lässt sich Viktor auf eine inoffizielle „Therapie“ mit Anna ein und begibt sich in eine albtraumhafte Sitzung, die zunehmend die Grenzen zwischen Realität und Wahn verschwimmen lässt. Während er versucht, die Puzzleteile zusammenzusetzen, entfaltet sich eine düstere und unvorhersehbare Wahrheit über Josys Schicksal und seine eigene Rolle in den Geschehnissen.
Sebastian Fitzek – Der Phsychothriller-Spezialist
Sebastian Fitzek, geboren 1971 in Berlin, gilt als einer der erfolgreichsten Thriller-Autoren Deutschlands. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften und einer Karriere als Journalist und Radioredakteur veröffentlichte er 2006 seinen ersten Psychothriller „Die Therapie“. Der Roman wurde nicht nur ein Bestseller, sondern begründete Fitzeks Ruf als Meister des Psychothrillers und öffnete ihm die Tür zu einer internationalen Leserschaft. Seine Werke sind bekannt für ihre dichten, oft unvorhersehbaren Handlungsstränge und psychologische Spannung, was Fitzek international erfolgreich machte.
Fitzeks Stil zeichnet sich durch eine intensive Charakterzeichnung und die Verwendung von Cliffhangern und überraschenden Wendungen aus. Er greift in seinen Romanen häufig aktuelle Themen auf, die psychologische und gesellschaftliche Fragen behandeln. Mit Werken wie „Amokspiel“ und „Das Kind“ konnte Fitzek seine Leser weiter fesseln und seine Popularität steigern. Heute gilt er als einer der prägendsten deutschsprachigen Thriller-Autoren, dessen Bücher in über 20 Sprachen übersetzt wurden und mehrfach verfilmt worden sind.
„Theater im Bahnhof“ – ein regionales Amateurtheater mit Tradition
Das „Theater im Bahnhof“ in Rechberghausen, kurz TiB, ist ein lebendiges Zentrum für kulturelles Engagement und Theaterkunst in der Region. Das Amateurtheater entstand 1988, nachdem eine Gruppe theaterbegeisterter Menschen das damals leerstehende Bahnhofsgebäude in Rechberghausen als Spielstätte entdeckte. Mit großem Einsatz und gemeinschaftlichem Engagement wurden Räumlichkeiten wie der Saal und die Bühne umgestaltet und modernisiert, sodass das Gebäude einen großen Raum für kreative Ausdrucksmöglichkeiten erhielt. Auch die Bestuhlung, die von einem alten Kino gespendet wurde, prägt das charmante Ambiente des Theaters. Die Renovierungen und die Leidenschaft der Beteiligten haben dem Theater eine starke Basis geschaffen, die bis heute Besucher aus der Umgebung anzieht.
Das TiB pflegt ein abwechslungsreiches Programm, das von modernen Inszenierungen und Kriminalkomödien bis zu Kinderstücken reicht und ein breites Publikum anspricht. Produktionen wie „Acht Frauen“ und „Die Therapie“ füllen den Spielplan mit spannenden und humorvollen Darbietungen. Neben den Aufführungen für Erwachsene engagiert sich das Theater auch für die Jugend, indem es junge Talente über eine eigene Jugendgruppe an die Bühne heranführt und die Begeisterung für Theaterkultur fördert. Finanziell wird das Theater im Bahnhof vom Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst unterstützt, was den kulturellen Einfluss und die Bedeutung dieser Institution für Rechberghausen und die Region unterstreicht.