Die Internationale Fluggesellschafts-Vereinigung IATA und die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) haben einen umfassenden Aktionsplan zur Risikominderung durch Störungen des Globalen Navigationssatellitensystems (GNSS) veröffentlicht. Dieser Plan ist das Ergebnis eines gemeinsamen Workshops und reagiert auf die stark zunehmende Häufigkeit und Komplexität von GNSS-Interferenzen wie Jamming und Spoofing, die in den letzten Jahren, insbesondere in Osteuropa und dem Nahen Osten, vermehrt beobachtet wurden.
Die Daten der IATA zeigen einen Anstieg der Signalverluste im Global Positioning System (GPS) um 220 Prozent zwischen 2021 und 2024. Angesichts der anhaltenden geopolitischen Spannungen wird eine Umkehr dieses Trends als unwahrscheinlich erachtet. Jesper Rasmussen, Direktor für Flugstandards der EASA, betonte die Notwendigkeit, angesichts der sich entwickelnden Bedrohung „Widerstandsfähigkeit aufzubauen“ und einen dynamischen Aktionsplan zu verfolgen. Nick Careen, Senior Vice President für Betrieb, Sicherheit und Schutz der IATA, hob die Dringlichkeit hervor, daß die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) diese Lösungen mit globaler Abstimmung von Standards, Leitlinien und Berichterstattung vorantreiben müsse, idealerweise auf der ICAO-Versammlung in diesem Jahr.
Der Plan konzentriert sich auf vier Schlüsselbereiche, die zur Gewährleistung der Flugsicherheit beitragen sollen. Erstens, die verbesserte Berichterstattung und Überwachung durch standardisierte Meldewege und eine Echtzeitüberwachung des Luftraumes. Zweitens, Präventions- und Minderungsmaßnahmen, wozu verschärfte Kontrollen für Störgeräte und die Entwicklung technischer Lösungen zur Reduzierung falscher Warnungen sowie zur schnelleren Wiederherstellung von GPS-Ausrüstung gehören. Drittens, ein effektiveres Infrastruktur- und Luftraummanagement, welches die Bereithaltung von Backup-Systemen durch herkömmliche Navigationshilfen und eine bessere Nutzung der Möglichkeiten des militärischen Flugverkehrsmanagements vorsieht. Dies umfaßt auch die Verbesserung von Notfall- und Umkehrverfahren.
Viertens, eine verbesserte Koordination und Bereitschaft zwischen den zuständigen Behörden, einschließlich einer verstärkten zivil-militärischen Zusammenarbeit und dem Austausch von GNSS-Daten zu Funkfrequenzstörungen. Auch die Vorbereitung auf sich entwickelnde Bedrohungen, etwa durch Drohnen, wird als wesentlich erachtet. Der zugrundeliegende Workshop fand am 22. und 23. Mai in der EASA-Zentrale in Köln statt und versammelte über 120 Experten aus der Luftfahrtindustrie, Forschungseinrichtungen, Regierungsstellen und internationalen Organisationen, um diese kritischen Herausforderungen für die moderne Luftfahrt zu adressieren.