Vorspeise (Foto: Jan Gruber).
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Im Test: Die ehrgeizige Business-Class von Air Astana

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Air Astana steuert derzeit in Europa ab Astana unter anderem die Ziele Frankfurt am Main und London-Heathrow an. Zumeist kommt Langstreckengerät des Typs Boeing 767-300ER zum Einsatz. Das Flaggschiff des Carriers ist die Business-Class, die in diesem Artikel genau unter Lupe genommen wird.

Die kasachische Fluggesellschaft Air Astana steuert derzeit in der D-A-CH-Destination lediglich Frankfurt am Main an. Derzeit verbindet man die deutsche Metropole mit der Hauptstadt Astana und demnächst kommt auch eine Almaty-Verbindung dazu. An Bord der Flotte bietet der Carrier klassisch zwei Beförderungsklassen – Business und Economy – an. Dieser Artikel befasst sich mit dem C-Produkt auf den Maschinentypen Airbus A320 und Boeing 767.

Derzeit verfügt Air Astana über drei Boeing 767-300ER, die in Irland unter den Registrierungen EI-KEA, EI-KEB und EI-KEC eingetragen sind. Diese sind ein „Auslaufmodell“, denn der Carrier wird diese in den nächsten Jahren durch werksneue Boeing 787 ersetzen. Die Kabinen befinden sich in bestem Zustand, so dass die Passagiere nichts davon mitbekommen, dass diese Widebodies in absehbarer Zeit die Flotte verlassen werden.

Im A320: Business-Class-Sitze statt „freiem Mittelsitz“

Im Gegensatz zu vielen europäischen Fluggesellschaften bietet Air Astana auch auf der A320-Flotte echte Business-Class-Sitze an. Das ist in Europa schon lange nicht mehr Standard, denn viele Airlines meinen, dass es ausreichend ist, wenn normale Eco-Sitze verwendet werden und falls vorhanden der Neben- oder Mittelsitz freigelassen wird. Erheblich mehr Komfort kann man den Reisenden so aber nicht anbieten. Air Astana setzt auf dem Maschinentyp Airbus A320 auf echte C-Sitze, wobei diese im direkten Vergleich mit jenen, die in den Boeing 767-300ER bzw. Airbus A321LR verbaut sind, weniger Annehmlichkeiten bieten.

In den A321LR, die auch auf längeren Flügen zum Einsatz kommen und teilweise durch den Einbau von Zusatztanks reichweitengesteigert werden sollen, bietet man vergleichbare C-Sitze wie auf der Boeing-767-Flotte an. Laut Air Astana soll es sich gar um die Nachfolge-Generation handeln, die ein paar weitere Gimmicks aufweisen kann.

Die Business-Class in der Boeing 767 zeichnet sich dadurch an, dass man komfortable Sitze, die sich auch Flach in ein Bett umklappen lassen, anbietet. Mittlerweile ist dies Branchenstandard, jedoch noch immer nicht bei allen Anbietern. Der von Air Astana verwendete Sitz lässt viele Einstellungsmöglichkeiten zu, jedoch bietet man den Reisenden keine „Fernbedienung“ an, sondern fixmontierte Knöpfe, die von der Aufmachung her an Touchscreens erinnern. Diese sind mit blauem Licht hinterlegt, so dass diese in der Dunkelheit leicht gefunden werden können. Das hat einen entscheidenden Nachteil: Manchmal kann es ein wenig kompliziert werden an das Panel heranzukommen und die verwendeten Piktogramme sind nicht unbedingt selbsterklärend.

Neuwertig wirkende Kabine in der Boeing 767

Der Business-Class-Sitz in der Boeing 767-300ER bietet zahlreiche Staumöglichkeiten, so dass die Habseligkeiten der Reisenden gut verstaut werden können. Sowohl USB-A- als auch 230V-Steckdosen stehen für das Laden von Geräten wie Smartphones oder Laptops zur Verfügung. Diese funktionierten bei den Testflügen auch einwandfrei. Für Leseratten gibt es auch eine kleine Leselampe, wobei diese über keine sonderlich hohe Leuchtleistung verfügt, was aber beabsichtigt ist, um andere Personen nicht zu stören.

Auf den Testflügen wirkte die gesamte Kabine inklusive der Sitze neuwertig. Auch waren die Maschinen anstandslos sauber und kleinere Verschmutzungen, die von Passagieren während der Reise verursacht wurden, entfernte die Crew dezent, so dass jederzeit ein angenehmes, sauberes Gefühl an Bord herrschte.

Die Flugdauer zwischen Frankfurt und Astana vice versa ist definitiv kein Kurzstreckenflug. Daher bietet man während der Reise in der Business-Class ein umfangreiches Bordservice an. Dieses beginnt mit Begrüßungsgetränken, bei denen aus Wasser, Säften und Sekt gewählt werden kann. Auf Nachfrage serviert die Besatzung auch andere Durstlöscher. Anschließend werden – nach Möglichkeit noch vor dem Start – die Bestellungen für die warmen Mahlzeiten aufgenommen. Dabei können Reisende aus verschiedenen Menüs aus einer Karte wählen. Auf der Flugstrecke Frankfurt-Astana stammt das Catering von einem deutschen Produzenten und in die umgekehrte Flugrichtung wird es in Kasachstan bezogen. Das Unternehmen betont, dass man sowohl in der Business- als auch in der Economy-Class auf frische Zutaten setzt.

Frische und wohlschmeckende Speisen

Auf den Testflügen zeigte sich, dass man zumindest eine vegetarische Option vorhält. Generell sind die Speisen international geprägt und nur wenige kasachische Möglichkeiten sind zu finden. Offenbar versucht man den Passagieren möglichst viel aus der Welt zu bieten, jedoch zu Lasten der überaus empfehlenswerten Küche aus dem eigenen Land. Getränke können nach Verfügbarkeit so viele bestellt werden wie der Reisende möchte. Die Kabinenmitarbeiter gehen immer wieder durch und fragen nach, jedoch können diese auch direkt in der Galley angesprochen werden.

Noch bevor die Vorspeise serviert wird verteilen die Flugbegleiter warme Erfrischungstücher aus Stoff. Diese werden dann rasch wieder eingesammelt, denn schon sehr bald steht das Servieren der Vorspeise an. Auf der Strecke Frankfurt-Astana wurde ein Salat mit Kürbisstücken mit Kartoffelsalat, Rübe, Knoblauchbrot, Brezel, Butter, Olivenöl, Salz und Pfeffer serviert. In die umgekehrte Flugrichtung wurden die Reisenden zunächst mit Salat, Huhn mit Letscho und Senf sowie Gebäck verwöhnt. In beiden Fällen waren die Speisen ansehnlich angerichtet und wohlschmeckend.

Auf Astana-Frankfurt wurde als Hauptspeise Hühnerfleisch mit Gemüse und Kuskus ausgewählt. Auf der umgekehrten Strecke Hühner-Cordon-Bleu mit Spargel und einem Kartoffelgericht als Beilage. Dazu wurde Preiselbeersauce gereicht. In beiden Fällen wirkten die Speisen frisch und waren wohlschmeckend. Anzumerken ist, dass dem Cordon-Bleu als Beilage ein grüner Salat eventuell nicht geschadet hätte, wobei dies ist wohl Geschmackssache. Als vegetarische Alternative hätte es übrigens Spätzle mit Spargel gegeben.

Kasachische Tradition: Tee zur Nachspeise

Zu den Nachspeisen reichen die Flugbegleiter traditionell Tee, wobei selbstverständlich auf Nachfrage auch Kaffee angeboten werden. Zum zuerstgenannten Heißgetränk werden auch Zitrone, Tee und Honig als eine Art „Topping“ angeboten. Es handelt sich übrigens um kasachischen Honig. Der Tee stammt von der Firma Greenfield.

Die Reisenden können aus verschiedenen Nachspeisen wählen. Zum Beispiel werden Käse-Variationen, Torten und Früchte angeboten. Diese sind optisch und geschmacklich allesamt sehr gut. Übrigens bieten die Besatzungen auch Nüsse zum Knabbern an. Diese sind sehr empfehlenswert und werden von den Kabinenmitarbeitern gerne auch nachgefüllt.

Positiv anzumerken ist, dass Air Astana ganz offensichtlich bemüht ist so wenig Plastik wie nur irgendwie möglich zu verwenden. Sämtliche Speisen werden auf Porzellan mit Metallbesteck serviert. Getränke werden in Gläsern bzw. Tassen gereicht. Und ein kleines Detail am Rande. Das Olivenöl ist in einem – wenn auch kleinen – Glas verpackt und die Salz- und Pfefferstreuer sind ebenfalls aus Porzellan. Die Servietten sind aus Stoff und runden das hochwertig wirkende Produkt ab.

Kurz vor dem Landeanflug bieten die Flugbegleiter noch einen Snack an. Auf den Testflügen gab es die Auswahl zwischen Salat und Trapani-Brötchen (Tomate-Mozzarella wurde gewählt). Selbstverständlich reichte die Crew dazu wieder Getränke, wobei dies nicht wirklich erwähnenswert ist, da diese ohnehin jederzeit ohne Beschränkung geordert werden können.

IFES mit Kritikpunkt: Nervige Werbung vor Filmen

Das Inflight-Entertainment-System zeichnet sich durch einen großen Bildschirm aus. Die bereitgelegten Kopfhörer haben einen guten Klang. Das im System angebotene Produkt entspricht jenem anderer Carrier und ist nicht wirklich erwähnenswert. Allerdings ist zu kritisieren, dass Air Astana vor dem Filmen sehr lange Werbeblocks in kasachischer Sprache abspielen wird. Beispielsweise wird darin für Autos chinesischer Hersteller, eine Bank, aber auch BMW-Fahrzeuge geworben. In einer Business-Class muss es nun wirklich nicht sein, dass Fluggäste bei der Nutzung von IFES-Videos mit Werbung zugeträllert werden.

Für einen gemütlichen Schlaf auf dem Full-Flat-C-Sitz stehen Polster und zwei unterschiedliche Decken zur Verfügung. Letztere werden kurz vor der Landung am Zielort durch die Crew eingesammelt, wobei es hierfür gar keine voraufgezeichnete Durchsage in verschiedenen Sprachen gibt. Ein fast schon lustiges Detail: Auf den Decken ist ein Anhänger eingenäht, dass diese Eigentum von Air Astana sind und nicht von Bord genommen werden dürfen. Möglicherweise hat der Carrier schon die eine oder andere Vorerfahrung gemacht, denn auch solche Airline-Gegenstände sind durchaus beliebte Sammler-Objekte.

Guter C-Service auch auf dem Airbus A320

Auf dem Maschinentyp Airbus A320, der hauptsächlich auf Kurzstrecken und Inlandsflügen zum Einsatz kommt, bietet der verbaute Sitz weit weniger Komfort als auf der Langstrecke. Dennoch ist dieser erheblich gemütlicher als die europäische Lösung mit Economy-Class-Sesseln und freiem Mittelsitz. Auf dem Testflug auf der Route Astana-Almaty war kein fix verbautes Inflight-Entertainment-System vorhanden. Stattdessen befanden sich an dieser Stelle iPads, die an den Sitzen anmontiert wurden. Inhaltlich war das Angebot ident mit dem Langstreckenprodukt. Die Besatzung bot Kopfhörer an, die mit jenen auf der Boeing 767-300ER vergleichbar waren.

Der Bordservice unterschied sich nicht grundlegend von jenem auf der Langstrecke, ist jedoch aufgrund kürzerer Flugzeit etwas zügiger durchgeführt worden. Nach dem Welcome-Drink wurde das schon bekannte Erfrischungstuch gereicht und nach dem Start wurde ein äußerst umfangreiches, frisches Frühstück serviert. Dieses bestand aus Müsli, Früchten, Melonen, Gebäck, Omelett, Fleisch, Gemüse, Butter und einem Leberkäse. Alles in allem lecker und von der Portionsgröße her ein guter Start in den Tag.

Getränke aller Art inklusive Tee und Kaffee können ohne Beschränkung jederzeit bei der Besatzung geordert werden. Auf Wunsch stehen auch auf diesem Maschinentyp Decken und Polster zur Verfügung, wobei auch hier die Besatzung ein Auge darauf hat, dass die Passagiere diese nicht „mitgehen lassen“.

Fazit: Gutes Produkt, das sich sehen lassen kann

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Air Astana in der Business-Class ein sehr bemühtes und ehrgeiziges Produkt anbietet. Man will nicht nur mit guten Sitzen und sauberer Kabine punkten, sondern auch mit freundlichem Personal und gutem Essen. Besonders erwähnenswert ist, dass auch auf dem Airbus A320 bessere Sitze angeboten werden. Generell kann sich das C-Produkt sehen lassen und ist dem einen oder anderen europäischen Carrier sogar überlegen. Leider ist das, besonders auf der Kurzstrecke, in der Servicewüste Europa keine sonderliche Kunst mehr.

Air Astana selbst hat sich eigenen Angaben nach als Full-Service-Carrier in allen Reiseklassen positioniert. Damit will man sich auch von der eigenen Tochtergesellschaft Fly Arystan, die explizit als Billigflieger hochgezogen wurde, abgrenzen. Das Streckennetz von Air Astana eignet sich nicht nur für Kasachstan-Aufenthalte, sondern ist eine durchaus attraktive Möglichkeit, um Destinationen in Asien mit einem Umstieg erreichen zu können.

Abschließend ist im Sinne der Transparenz anzumerken, dass die Flugscheine für die drei Testflüge, auf denen die Erstellung dieses Artikels basieren, von Air Astana zur Verfügung gestellt wurden. Das Unternehmen hat keinerlei Einfluss auf die Berichterstattung genommen und diesen schon gleich gar nicht vor der Veröffentlichung zum Lesen bekommen.

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