Economy-Class A321 (Foto: Jan Gruber).
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Im Test: In der Air-Astana-Economy im A321 durch Kasachstan

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In Europa wurde und wird der inkludierte Bordservice in der Economy-Class auf der Kurzstrecke immer weiter eingespart. Doch wie ist es in Kasachstan bei Air Astana? Dieser Bericht nimmt die Economy-Class auf einem Inlandsflug, der mit Airbus A321 durchgeführt wurde, unter die Lupe.

Leider gibt es seitens so manchem Europäer noch immer gewisse Vorbehalte gegen Fluggesellschaften, die ihren Sitz in Nachfolgestaaten der Sowjetunion haben. Im Kopf einiger Menschen haben sich veraltetes Fluggerät aus Sowjetzeiten, nicht immer freundliches Personal und gelegentlich undefinierbares Catering regelrecht festgefressen. Auf die meisten Anbieter trifft das definitiv nicht mehr zu, denn es wurde stark nachgebessert bzw. der freie Markt hat die Spreu vom Weizen getrennt. Zahlreiche einstige „Problem-Airlines“ existieren überhaupt nicht mehr.

Der Vorgänger von Air Astana hatte nicht gerade den besten Ruf. Als Neugründung wollte man alles besser machen und hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt mit ausschließlich westlichem Fluggerät ein ansprechender Full-Service-Carrier zu sein. Doch gelingt das auch? In der Economy-Class auf einem Inlandsflug?

Inlandsflug in der Economy-Class von Almaty nach Astana

Der Testflug führte von Almaty, dem wirtschaftlichen Zentrum Kasachstans, in die Hauptstadt Astana. Zum Einsatz kam ein Airbus A321, der im vorderen Bereich der Kabine mit Kurzstrecken-Business-Class-Sitzen ausgerüstet war. In der Economy waren branchenübliche State-of-the-Art-Sitze verbaut. Diese weisen – im Gegensatz zu vielen europäischen Anbietern – aber gleich einen „Hingucker“ auf: Air Astana hat die „Holzklasse“ mit einem Inflight-Entertainment-System, das über Einzelbildschirme verfügt, ausrüsten lassen. Dies sucht man auf der Kurzstrecke bei Mitbewerbern wie Lufthansa, Austrian Airlines und Co. vergeblich, weil, wenn überhaupt vorhanden, hat man dies schon vor vielen Jahren aus Kostengründen abgeschafft.

Auch Lademöglichkeiten für Smartphones sind im Airbus A321 von Air Astana vorhanden. Es handelt sich um USB-A-Buchsen. Es ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass sich die Elektronik-Branche in den letzten Jahren zunehmend auf den USB-C-Standard fokussiert hat, aber die Sitzhersteller noch nicht so schnell reagieren konnten. Dazu kommt, dass auch Economy-Class-Sessel in der Anschaffung sehr teuer sind und demnach einige Jahre im Einsatz sind.

Inhaltlich ist das IFES-Angebot im Airbus A321 von Air Astana ident mit jenem, das auch in der Business-Class und auf der Langstrecke angeboten werden. Das bedeutet auch, dass vor dem Abspielen von Filmen ein nerviger Werbeblock in kasachischer Sprache „ertragen“ werden muss. Dies ist sowohl in der Economy als auch in der C der Fall und insbesondere in der Business-Class etwas, das Reisende so wohl weder erwarten noch akzeptieren müssen.

Economy-Class A321 (Foto: Jan Gruber).

Almaty: Inlandsterminal mit viel Verbesserungspotential

Die baulichen Gegebenheiten des Inlandsterminals in Almaty sind nicht wirklich ausreichend. Zwar macht es einen durchaus zeitgemäßen Eindruck, jedoch reicht der Platz für die Vielzahl der Fluggäste nicht mal annähernd aus.

Es wird rasch eng und in der so genannten „Lounge“ – darunter wird eine Art Flur mit wenigen Sitzgelegenheiten verstanden (also nicht mit einer richtigen Lounge vergleichbar) – stehen sich Reisende aller Beförderungsklassen die Beine Platt ehe ihr Flug dann endlich mal aufgerufen wird. Die weiteren Bereiche sind ein wenig weitläufiger, jedoch ist alles ein wenig verwinkelt gebaut. Doch dafür kann Air Astana nur wenig, denn der Airport wird von einem Joint-Venture, das aus TAV Airports – Groupe ADP besteht, betrieben.

Schriftzug am Flughafen Almaty (Foto: Jan Gruber).

Warmer Snack und Getränke inklusive

Die Economy-Class von Air Astana wirkt schon allein aufgrund des Vorhandenseins von Einzelbildschirmen eines IFES-Systems auf den ersten Blick hochwertig. Dazu kommt, dass die Kabine einen frischen und neuwertigen Eindruck gemacht hat. Hinsichtlich der Sauberkeit gibt es überhaupt nichts zu kritisieren, denn es war sauber. Auch der Sitzabstand wirkte ganz gut. Aufgrund der IFES-Bildschirme wird ein durchaus kreatives Sicherheitsvideo abgespielt.

Im Flugpreis sind Getränke und Snacks inkludiert. Angeboten wurde auf dem Inlandsflug eine Art warmes Hühnerbrötchen. Als Alternative gab es dieses auf Wunsch auch mit Käse statt Fleisch. Geschmacklich war dieses in Ordnung, aber nicht weltbewegend gut. Als „Nachspeise“ überreichte die Crew ein Stück einzelverpackte Schokolade. Hinsichtlich der Getränkeauswahl gab es keine Einschränkungen, so dass die Reisenden so viel und so oft bestellen konnten wie sie wollten. Nach der Mahlzeit wurden auch Tee und/oder Kaffee proaktiv durch die Besatzung angeboten.

Economy-Class A321 (Foto: Jan Gruber).

Fazit: Europäische Premium-Carrier sollten sich hier und nicht bei Billigfliegern inspirieren lassen

Das Economy-Class-Produkt von Air Astana erinnert Europäer durchaus an die „guten alten Zeiten“ bei uns in Europa. Einst war es bei Full-Service-Carriern auch in der Economy-Class üblich, dass zumindest eine kleine, warme Mahlzeit und freie Getränkeauswahl serviert wurden. Das Aufkommen von Lowcost-Carriern hat dazu geführt, dass der einst selbstverständliche Bordservice immer weiter zurückgefahren oder gar kostenpflichtig gemacht wurde. Die Ticketpreise sind bei so genannten europäischen Premium-Carriern deswegen aber nicht billiger geworden.

Kasachstan ist ein äußerst großes Land. Die Flugdauer auf Almaty-Astana beträgt rund 1,5 Stunden und ist damit vergleichbar mit City-Strecken innerhalb der Europäischen Union. Air Astana hat sich für den Weg inkludierter Speisen und Getränke entschieden. Eigenen Angaben nach hat man keinerlei Pläne daran zu rütteln. Man habe sich bewusst als Full-Service-Carrier positioniert und wer ein „Baukastensystem“ möchte, kann bei der Konkurrenz buchen. Um dieses Marktsegment ebenfalls bedienen zu können, hat man vor einiger Zeit den hauseigenen Billigflieger Fly Arystan aus der Taufe gehoben.

Economy-Class A321 (Foto: Jan Gruber).

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Air Astana auch auf dem Maschinentyp Airbus A321 auf der Kurzstrecke bzw. innerhalb Kasachstan bemüht ist den Passagieren ein solides Produkt anzubieten. In der Economy-Class ist dieses vielen europäischen Anbietern weit überlegen, denn man bietet Einzelbildschirme, freie Getränkeauswahl und zumindest eine kleine, warme Speise im Ticketpreis inkludiert. Bei vielen europäischen Carriern, die sich selbst explizit als Premium-Airlines darstellen, sucht man das vergebens oder muss bei Hunger und/oder Durst die Kreditkarte auspacken.

Bei Air Astana ist es inklusive und daher kann sich der eine oder andere europäische „Premium-Anbieter“ dort durchaus abschauen, dass es besser ist den Passagieren mehr zu bieten und diese über den Service und inkludierte Leistungen zum zufriedenen Kunden zu machen und nicht weiterhin „Kopiermaschine“ von Ryanair, Wizz Air und Co spielen. Entweder man ist ein Premium-Anbieter, dann sollte man auch einen vernünftigen Service und die wichtigsten Leistungen inkludiert anbieten, oder man ist ein Billigflieger. Air Astana jedenfalls sagt von sich selbst, dass man ein Full-Service-Carrier ist. Bleibt zu hoffen, dass auch in der Economy-Class das Niveau gehalten werden kann. Die Erwartungen – aus europäischer Servicewüsten-Sicht – kann das kasachische Unternehmen jedenfalls übererfüllen.

Im Sinne der Transparenz wird abschließend darauf hingewiesen, dass das Flugticket auf der Strecke Almaty-Astana, das diesem Bericht zugrunde liegt, von Air Astana zur Verfügung gestellt wurde. Das Unternehmen hat keinerlei Einfluss auf die Berichterstattung genommen und schon gleich gar nicht diesen Bericht vorab zu lesen bekommen.

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