Am 28. April 2025 unterzeichneten Indien und Frankreich ein umfassendes Rüstungsabkommen, das den Erwerb von 26 Rafale-M-Kampfflugzeugen für die indische Marine vorsieht. Der Vertrag, dessen Volumen auf etwa 7,4 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, markiert einen weiteren Meilenstein in der strategischen Partnerschaft zwischen den beiden Staaten und unterstreicht Indiens Ambitionen, seine militärische Präsenz im Indischen Ozean erheblich auszubauen.
Das Abkommen wurde in Anwesenheit des indischen Verteidigungssekretärs Raj Kumar Singh, des Vorsitzenden und Generaldirektors von Dassault Aviation, Éric Trappier, sowie des französischen Botschafters in Indien, Thierry Mathou, offiziell unterzeichnet. In einer Stellungnahme betonte Trappier die lange Tradition der Zusammenarbeit zwischen Indien und Dassault Aviation, die über sieben Jahrzehnte zurückreicht. Er sprach von einer „unerschütterlichen Entschlossenheit“, Indien bei der Wahrnehmung seiner souveränen Interessen zu unterstützen.
Die Bestellung umfasst 22 einsitzige Rafale-M-Jets sowie vier doppelsitzige Trainingsflugzeuge. Letztere sind jedoch nicht für den Einsatz auf Flugzeugträgern vorgesehen. Ursprüngliche Pläne für eine trägerfähige Doppelsitzerversion, bekannt als Rafale N oder Rafale BM, wurden aufgrund technischer und wirtschaftlicher Herausforderungen frühzeitig aufgegeben. Die Doppelsitzer werden somit ausschließlich für landgestützte Ausbildungsaufgaben eingesetzt.
Einsatz auf dem Flugzeugträger INS Vikrant
Die neuen Rafale-M-Kampfflugzeuge werden künftig auf der INS Vikrant stationiert sein, Indiens erstem selbstgebauten Flugzeugträger, der im Jahr 2022 in Dienst gestellt wurde. Der Träger verfügt über eine sogenannte Ski-Jump-Rampe, die den Start von Flugzeugen ohne Katapultsystem ermöglicht. Während der Evaluationsphase setzte sich die Rafale M gegen Boeings F/A-18 Super Hornet durch, insbesondere nach erfolgreichen Ski-Jump-Tests, welche die Tauglichkeit der Maschinen für den Einsatz auf der INS Vikrant bestätigten.
Mit dieser Beschaffung erhöht Indien nicht nur die Schlagkraft seiner Marine, sondern untermauert auch seine strategischen Interessen im Indischen Ozean. Angesichts wachsender Spannungen in der Region, insbesondere durch Chinas zunehmende maritime Aktivitäten, stellt der Ausbau der eigenen Trägerflotte ein klares Signal der Stärke dar.
Modernste Bewaffnung und Unterstützungspaket
Zum Lieferumfang gehören nicht nur die Flugzeuge selbst, sondern auch eine Auswahl modernster Waffensysteme. Hierzu zählen Meteor-Luft-Luft-Raketen, die über eine Reichweite von mehr als 150 Kilometern verfügen und in ihrer Klasse führend sind. Ebenfalls enthalten sind Exocet-Seezielflugkörper, die speziell für Angriffe auf Schiffe entwickelt wurden und sich bereits weltweit im Einsatz bewährt haben.
Darüber hinaus beinhaltet das Abkommen ein umfassendes Wartungs- und Ausbildungspaket. Es stellt sicher, daß die indische Marine nicht nur modernste Technik erhält, sondern auch die nötige Expertise entwickelt, um den Flugbetrieb effizient und eigenständig aufrechtzuerhalten. Dieses Vorgehen entspricht dem Trend moderner Verteidigungsprojekte, bei denen technologische Souveränität zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Erste Exportbestellung für die Rafale M
Mit diesem Vertrag wird Indien der erste ausländische Nutzer der Rafale M, der Marineversion des in Frankreich entwickelten Mehrzweckkampfflugzeugs. Die Rafale M wurde ursprünglich für die französische Marine konzipiert und ist seit 2004 im aktiven Dienst. Der letzte Rafale-M-Jet für die französische Marine wurde im Jahr 2017 ausgeliefert, womit die aktuelle Bestellung auch eine Wiederaufnahme der Produktion markiert.
Der erste Rafale M für Indien soll innerhalb von vier Jahren nach Vertragsabschluß geliefert werden. Eine vollständige Indienststellung aller Maschinen wird für das Jahr 2031 angestrebt.
Fortsetzung der französisch-indischen Rüstungskooperation
Der Rafale-M-Deal ist vermutlich nur der Auftakt zu einer Reihe weiterer Kooperationen. Die indische Luftwaffe (IAF) strebt Berichten zufolge den Erwerb von zusätzlichen 40 Rafale-Kampfflugzeugen in der Standardausführung an, was die bestehende Flotte von 36 Maschinen auf insgesamt 76 erhöhen würde. Diese Jets wurden ursprünglich im Rahmen eines 2016 abgeschlossenen Vertrags geliefert und haben sich in verschiedenen Übungen und Einsätzen bewährt.
Parallel dazu bewirbt sich Dassault Aviation auch im Rahmen des indischen MRFA-Programms (Multi-Role Fighter Aircraft). Dieses sieht die Beschaffung von 114 weiteren Mehrzweckkampfflugzeugen vor, um die alternde Flotte der MiG-21 und MiG-27 zu ersetzen und die Luftwaffe umfassend zu modernisieren.
Strategische Dimensionen und geopolitische Bedeutung
Die Entscheidung für die Rafale M ist nicht nur technisch, sondern auch geopolitisch von großer Tragweite. Indien verstärkt seine maritime Schlagkraft zu einer Zeit, in der die Kontrolle über die Seewege des Indischen Ozeans zunehmend zum strategischen Wettbewerbsschauplatz wird. Die Präsenz leistungsfähiger Trägerkampfgruppen erlaubt es Indien, schneller auf regionale Entwicklungen zu reagieren und seine Interessen in einem breiten geographischen Bereich zu vertreten.
Frankreich wiederum stärkt durch das Abkommen seine Position als zuverlässiger Partner Indiens im Verteidigungssektor. Paris verfolgt in Asien eine eigenständige sicherheitspolitische Agenda, die engere Partnerschaften mit Ländern wie Indien einschließt, um seine Rolle als globaler Akteur zu behaupten.
Blick in die Zukunft
Mit der Bestellung der Rafale M und den damit verbundenen Investitionen in Infrastruktur, Ausbildung und Technologie legt Indien den Grundstein für eine noch leistungsfähigere Marinefliegertruppe. Experten gehen davon aus, daß die Anschaffung neuer Kampfflugzeuge auch den Bedarf an zusätzlicher logistischer Unterstützung sowie an neuen Schiffen und Basen nach sich ziehen wird.
Darüber hinaus könnte das Abkommen auch technologischen Transfer und die Beteiligung der indischen Industrie an zukünftigen Projekten fördern – ein Ansatz, der bereits bei früheren Rüstungsgeschäften verfolgt wurde. Wie erfolgreich diese Bemühungen letztlich sein werden, dürfte sich in den kommenden Jahren zeigen.
Fest steht jedoch schon jetzt: Indien setzt konsequent auf eine Stärkung seiner maritimen Fähigkeiten, um den wachsenden sicherheitspolitischen Herausforderungen im Indischen Ozean selbstbewußt begegnen zu können.