Ein Flugkapitän wurde seitens Ita Airways gekündigt, da dieser am 30. April 2022 auf Flug AZ 609 gegen einige Vorschriften verstoßen haben soll. Unter anderem wurden Funksprüche der Flugleitzentrale Marseille zehn Minuten lang nicht beantwortet. Kampfjets der französischen Luftwaffe wurden bereits in die Luft geschickt, jedoch wieder zurück an ihre Basis beordert.
Die Fluglotsen erhielten rund zehn Minuten lang keine Antwort von der Piloten des Airbus A330-200 mit der Registrierung EI-EJP. Das Langstreckenflugzeug, das von Ita Airways betrieben wird, befand sich auf dem Weg von New York JFK nach Rom-Fiumicino. Zum Zeitpunkt des Vorfalls flog man im französischen Luftraum. Nachdem der Funkspruch mit zehnminütiger Verspätung beantwortet wurde, entschied die Flugsicherung die bereits in die Luft geschickten Kampfjets wieder zurück zu ihrer Basis zu rufen. Es kam somit zu keinem Abfangmanöver.
Für den Flugkapitän hatte der Vorfall aber ein Nachspiel, denn eine offizielle Untersuchung wurde eingeleitet. Weiters nahm Ita Airways auch intern die Abläufe unter die Lupe. Italienische Medien zitieren einen Sprecher des Carriers, dass der Kapitän ein Verhalten an den Tag gelegt habe, das nicht mit den Luftfahrtregeln sowie dem internen Kodex in Einklang gebracht werden kann. Weiters hätte sich im Zuge von Befragungen herausgestellt, dass die Darstellung des Kapitäns stark von den Fakten, die beispielsweise mit Hilfe der Flugschreiber festgestellt werden konnten, abwich. So soll dieser beispielsweise behauptet haben, dass es ein Problem mit dem Funkgerät gegeben habe.
Laut Ita Airways soll es aber so gewesen sein, dass sowohl der Erste Offizier als auch der Kapitän kurzzeitig eingeschlafen sind und den Funkspruch von Marseille gar nicht mitbekommen haben. Die technische Untersuchung der EI-EJP soll ergeben haben, dass alle Kommunikationssysteme in Ordnung waren. Dem Kapitän wirft der Arbeitgeber vor, dass dieser unehrlich und uneinsichtig im Zuge der Aufklärung des Vorfalls gewesen sein soll. Dieser Vertrauensbruch soll maßgeblich für die Kündigung gewesen sein.
Der Carrier betont, dass das Langstreckenflugzeug zum Zeitpunkt des Vorfalls mit dem Autopilot unterwegs war und daher keine Gefahr für die Passagiere bestanden habe. Ob allerdings die beiden Flugzeugführer übermüdet waren? Darauf wollte Ita Airways erst gar nicht eingehen. Europäische Pilotengewerkschaften warnen seit vielen Jahren davor, dass Übermüdung ein Thema ist, das von vielen Fluggesellschaften aus wirtschaftlichen Gründen heruntergespielt wird. Immer wieder ist es zu brenzligen Situationen gekommen, die nachweislich auf übermüdete Flugzeugführer zurückgeführt werden konnten. In den Vereinigten Staaten von Amerika gab es deswegen auch immer wieder Abstürze, weshalb dort nach und nach die Bestimmungen – besonders im Regionalflugbereich – verschärft wurden.