Ita-Airways-Übernahme: Gewerkschaften machen der EU-Kommission Druck

Airbus A320neo (Foto: Ita Airways).
Airbus A320neo (Foto: Ita Airways).

Ita-Airways-Übernahme: Gewerkschaften machen der EU-Kommission Druck

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In den letzten Wochen mehren sich die Anzeichen dafür, dass die EU-Kommission den geplanten Einstieg von Lufthansa bei Ita Airways, der langfristig in eine Übernahme münden soll, höchstwahrscheinlich nicht ohne erhebliche Auflagen durchwinken wird. Nun versuchen die Gewerkschaften Druck zu machen. 

In einem äußerst langwierigen Ausschreibungsverfahren konnte sich der Kranich-Konzern zunächst nicht durchsetzen. Mit dem Konsortium, an das ursprünglich der Zuschlag vergeben wurde, kam aber kein Kaufvertrag zu Stande. Lufthansa brachte sich rechtzeitig in Position und leistete in Italien zweckdienliche Lobbyarbeit. Letztlich wurde mit der italienischen Regierung eine Übereinkunft getroffen. Diese sieht eine schrittweise Übernahme von Ita Airways durch Lufthansa vor. 

Offiziell angemeldet wurde der Deal noch nicht. Derzeit läuft eine Art Vorprüfungsverfahren, in dem die EU-Kommission äußerst viele Unterlagen verlangt. Der geplante Einstieg wird also wesentlich tiefgehender geprüft als von den Verantwortlichen bei den beiden Fluggesellschaften sowie der italienischen Regierung angenommen. Selbst Auskünfte über das in Zukunft geplante Bord-Catering wollen die europäischen Wettbewerbshüter haben. 

Zuletzt ist an die Öffentlichkeit gesickert, dass die Kommission möglicherweise harte Auflagen machen könnte. Genannt wurde, dass Lufthansa an den Drehkreuzen München und Frankfurt am Main Start- und Landerechte für Transatlantik-Strecken an Wettbewerber abgeben müsste. Dies würde den Kranich empfindlich treffen, denn genau diese Routen gelten als besonders ertragreich. Auch weitere Auflagen sind vorstellbar, aber diese würden hauptsächlich den Verkehr von/nach Italien treffen und könnten auch dazu führen, dass Lufthansa-Töchter die eine oder andere Route reduzieren oder gar aufgeben müssten. Derzeit sieht es so ganz und gar nicht danach aus als würden die EU-Wettbewerbshüter auch nur daran denken, dass die Übernahme gänzlich ohne Zugeständnisse oder Auflagen durchgewunken wird. 

Dies dürfte auch seinen guten Grund haben: Die Zukäufe von Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines hatten keine nennenswerten Auflagen. Zwar mussten Austrian Airlines und Lufthansa ab Wien nach Frankfurt, München und Stuttgart einige Slots abgeben, aber der Effekt, dass die Preise zumindest konstant bleiben, wenn sich Mitbewerber etablieren, ist schlichtweg nicht eingetreten. Auf den genannten Routen gab es zwar unter anderem Adria Airways, Niki und Lauda als Herausforderer, jedoch dauerhaft halten konnten diese sich nicht. Dabei spielt auch eine Rolle, dass die Lufthansa Group preislich auf den Wettbewerb reagiert hat und bald nach dem Rückzug des jeweiligen Konkurrenten an der Preisschraube gedreht hat. Derzeit sind Tickets im Österreich-Deutschland-Verkehr mitunter sehr teuer, denn auf den meisten Routen gibt es keine Alternative zu den Fluggesellschaften der Lufthansa Group. 

Dazu kommt das Debakel rund um die von Deutschland gewährte Staatshilfe, die wohlgemerkt zwischenzeitlich bereits vollständig auf Kapitalmarktanleihen umgeschuldet wurde. Das EU-Gericht hat die Bewilligung in erster Instanz für unzulässig erklärt. Die Angelegenheit ist derzeit vor dem Europäischen Gerichtshof anhängig, da Rechtsmittel gegen die Entscheidung eingelegt wurden. 

Gemeinsame Aufforderung an die EU-Kommission 

Die Gewerkschaften, die in verschiedenen Ländern, in denen die Lufthansa Group Flugbetriebe unterhält, die jeweiligen Beschäftigten vertreten, versuchen nun öffentlichen Druck zu machen, dass die Übernahme von Ita Airways möglichst rasch und möglichst ohne Auflagen bewilligt wird. Dies ist insofern bemerkenswert, denn im Alltag lassen die Arbeitnehmervertreter kaum eine Gelegenheit aus, um Kritik am jeweiligen Unternehmen auszuüben. Man ist aber der Ansicht, dass Ita Airways eine optimale Zukunft unter den Flügeln der Lufthansa haben wird. 

Die nachstehende Erklärung wurde von allen Gewerkschaften, die Beschäftigte bei der Lufthansa Group vertreten, gemeinsam herausgegeben: “Als Vertreter aller Beschäftigten von ITA Airways und der Lufthansa Group unterstützen wir die geplante Partnerschaft und den Einstieg der Lufthansa Group bei ITA Airways vollumfänglich. Wir fordern die Europäische Kommission auf, den Zusammenschluss zeitnah zu genehmigen und zu unterstützen, um die europäische Souveränität in Bezug auf die kritische Infrastruktur im Luftverkehr aufrechtzuerhalten. 

Diese Entwicklung ist der richtige Weg für ITA und sie kommt zum richtigen Zeitpunkt, um unsere Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen als Bodenpersonal, Flugbegleiter und Piloten zu sichern. Sie ist darüber hinaus ein entscheidender Schritt, um die europäische Luftfahrt für unsere Bürger und die Wirtschaft stark und zuverlässig zu halten. 

Ein starkes Engagement für die ITA und die Industriepartnerschaft von Lufthansa garantieren eine solide Zukunft für die Beschäftigten und einen dauerhaften Betrieb für ein wichtiges Element der italienischen Infrastruktur. Als Vertreter aller Beschäftigten werden wir uns weiterhin gemeinsam für eine starke ITA, eine starke Lufthansa Group und ein starkes europäisches Luftverkehrssystem einsetzen!” 

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Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
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