In den letzten Wochen hat Austrian Airlines wiederholt Langstreckenmaschinen auf Kurzstreckenverbindungen wie Frankfurt-Wien eingesetzt. Beispielsweise flog man mit Boeing 777. Eigentlich eine ideale Gelegenheit, um die Passagiere für das Langstreckenprodukt zu begeistern, jedoch scheint man diese Chance beim Management so ganz und gar nicht verstanden zu haben.
Im Deutschland-Österreich-Verkehr kommt der Einsatz von Boeing 777-200 hie und da mal vor, jedoch ist es keinesfalls der Regelfall. Am 26. September 2024 kam die OE-LPE zum Einsatz. Einige Fluggäste wussten davon, dass OS216 mit einem WIdebody durchgeführt wird, aber viele Wenigflieger zeigten sich erst beim Betreten der Maschine überrascht.
Immer wieder müssen Crewtrainings durchgeführt werden und zumeist nutzt Austrian Airlines hierfür kurze Strecken wie Wien-Frankfurt-Wien. Dass es Austrian Airlines – zumindest in der Economy-Class – gelungen ist die zusätzliche Kapazität zu vermarkten, war offensichtlich, denn die OE-LPE war äußerst gut gefüllt. Die auf der Langstrecke aufpreispflichtige Premium-Economy-Class wurde als „normale Economy“ genutzt und der eine oder andere Passagier hatte dann einen vermeintlich besseren Sitz. Für Business-Class-Reisende dürfte der 777-Einsatz tatsächlich ein Upgrade gewesen sein, denn echte C-Sitze bietet Austrian Airlines auf der Kurz- und Mittelstreckenflotte gar nicht an, sondern meint, dass mit einem freien Mittelsitz das Auskommen gefunden ist. Leider entscheiden sich für diese Option ausgesprochen viele europäische Carrier.
Der Einsatz des Langstreckengeräts auf einer kurzen Verbindung wie Frankfurt-Wien sollte vom Management der Austrian Airlines eigentlich auch als Marketingaktion, für die Passagiere ohnehin mit ihren regulären Tickets bezahlen, betrachtet werden. Immerhin besteht die realistische Chance, dass der eine oder andere Reisende mit dem Komfort an Bord zufrieden ist und den nächsten Langstreckenflug dann über Wien mit Austrian Airlines bucht. Zahlreiche Carrier legen sich bewusst auf solchen „Sondereinsätzen“ besonders ins Zeug. Bei der AUA war davon auf OS216 aber so ganz und gar nichts zu spüren.
Wetterlage sorgte für Verspätung
Doch der Reihe nach: Flugverspätungen sind immer nervig, aber für das Wetter in Frankfurt am Main kann niemand etwas. In dieser Zeitenlage hat eine Schlechtwetterfront sowohl die Landung aus Wien kommend als auch dann den Rückflug in die österreichische Bundeshauptstadt aufgehalten. Ärgerlich, aber was will man machen? Safety First! Es ist aber die Art und Weise wie man mit dem Problem umgeht, denn bereits am Boden wurden die Passagiere, wie leider generell in Frankfurt am Main öfters bei vielen Airlines vorkommend, nur sehr spärlich darüber informiert wann es denn mit dem Boarding losgehen wird.
In der Maschine selbst gab es zwar eine Durchsage des Kapitäns, der sich für die verspätete Bereitstellung der B777 entschuldigte, aber das war es dann auch schon wieder. Anschließend gab es keinerlei Informationen für die Reisenden wie lange man noch voraussichtlich auf dem Vorfeld des Frankfurter Flughafens verweilen wird. Irgendwann wurde dann der Befehl zum Sichern der Rutschen gegeben und die Triebwerke wurden angeworfen.
Screens funktionierten nicht
Normalerweise folgen nun die Sicherheitsanweisungen der Crew. In diesem Maschinentyp kommt im Regelfall ein Video, das auf den IFES-Screens abgespielt wird, zum Einsatz. Wenn diese denn nur funktionieren würden, denn in der Premium-Economy waren alle samt in Reihe 10 nicht funktionstüchtig. Allesamt „inop“. Auch jene, die man – zumindest in der Theorie – hätte ausklappen können, waren nicht funktionstüchtig. Das hätte so insofern nicht sein dürfen, da die Passagiere in Reihe 10, Premium-Economy-Class, keinen Zugang zu den Sicherheitsinstruktionen gehabt haben.

Eigentlich sollte man sich denken, „hey cooles Upgrade in die Premium-Economy“, jedoch war es im konkreten Fall so ganz und gar kein Upgrade. Beispielsweise wies der Sitz 10H auf der Armlehne eine nicht gerade appetitliche Verschmutzung auf und es kommt noch kurioser: Der Fluggast auf 10K wurde von einem Flugbegleiter dazu aufgefordert, dass er für den Start seinen Sitz in die aufrechte Position bringen solle. Doch das war unmöglich, denn der Sitz hat sich nicht verstellen lassen und somit musste der Kabinenmitarbeiter feststellen „inop“.
Steckdosen „inop“ oder mit Wackelkontakt
Am Sitz 10H war die Situation auch nicht anders, denn hier war die Elektrik, die zur Verstellung benötigt wird, ebenfalls „inop“. Wenigstens war dieser in einer aufrechten Position. Wie wäre es mit Steckdose und/oder USB-Buchse zum Laden des Mobiltelefons? Nun, die vermeintliche 220V-Dose lieferte null Volt, also „inop“ und die USB-A-Buchse, nun ja, hatte einen so heftigen Wackelkontakt, dass das Laden schlichtweg unmöglich war. Alle anderen Einrichtungen des Sitzes, der auf der Langstrecke mit einem hohen Aufpreis verbunden war, waren entweder ebenfalls „inop“ oder verdreckt.

Es ist natürlich kein Muss, aber Austrian Airlines könnte derartige Flüge nutzen, um einen kleinen Vorgeschmack auf den Langstrecken-Bordservice zu bieten. Das kostet nun wirklich nicht die Welt, aber eine gute Erfahrung und positives Berichten im Freundes- und Bekanntenkreis oder bei Kollegen und/oder Familie ist eine unbezahlbar gute Werbung. Ja, wenn der so zufrieden ist, buchen wir mit der AUA nach New York, Bangkok oder wohin auch immer. Doch das AUA-Management vertat diese Chance und angeboten wurde in der Economy- und der behelfsmäßig zur Economy degradierten Premium-Economy-Class lediglich ein Becher Vöslauer-Wasser. Gut, die Passagiere haben keinen Anspruch auf was besseres, keine Frage, man weiß vorher was man bekommt und was nicht.
Kaufmöglichkeit ohne Speisekarte
Die Ansage einer Flugbegleiterin, dass man ja gerne Speisen und Getränke aus der Melangerie-Karte, die sich in der Sitztasche befindet, bestellen könne und bei Interesse die Crew darauf ansprechen könne, schoss insofern den Vogel ab, weil eben in keiner einzigen Sitztasche in der Premium-Economy bzw. Economy eine solche aufgelegt war. Wenn man schon verkaufen will und eine Maschine einsetzt, in der es das normalerweise nicht gibt, sollte man wenigstens ein paar Exemplare mitnehmen und den Reisenden bei Interesse aushändigen. Manche Konkurrenten, die ebenfalls Buy on Board anbieten, beispielsweise Ryanair, teilen ja auch ihre Speisekarten und Verkaufskataloge bei Interesse aus und sammeln diese wieder ein.
Da bleibt eigentlich nur noch das Gesamtfazit, dass die Chance mit wenig Aufwand das Langstreckenprodukt zu promoten, vertan wurde. Da ist es dann nur noch das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem „i“, dass die Ausgabe der Gepäckstücke am Flughafen Wien-Schwechat enorm lange gedauert hat. Ungefähr auf dem Wartezeitniveau von Frankfurt am Main, wo es Reisende spätestens seit der „Nach-Corona-Zeit“ mittlerweile gewohnt sind sich die Beine platt zu stehen.