Kommentar: Haarscharf vor dem Lockdown?

Häusliche Quarantäne (Foto: Reshot.com/barash118).
Häusliche Quarantäne (Foto: Reshot.com/barash118).

Kommentar: Haarscharf vor dem Lockdown?

Häusliche Quarantäne (Foto: Reshot.com/barash118).
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Laut einer für das Nachrichtenmagazin Profil durchgeführten Umfrage sollen sich 31 Prozent der Österreicher für einen “sofortigen Lockdown für Ungeimpfte” aussprechen. 14 Prozent der Befragten halten gar einen Lockdown für die gesamte Bevölkerung für notwendig.

23 Prozent der 500 Teilnehmer gaben an, dass sie den Stufen-Plan der österreichischen Bundesregierung für ausreichend erachten. Immerhin ein Fünftel ist der Ansicht, dass sämtliche Corona-Maßnahmen aufgehoben werden müssen.

Ergebnisse von Umfragen sind stets mit Vorsicht zu genießen, denn es wurden lediglich 500 Personen befragt und anschließend hochgerechnet. Allerdings zeigt das Ergebnis, dass sich die Bevölkerung uneins über die weitere Vorgehensweise in der Pandemie ist. Damit ist die Umfrage durchaus auch für die Regierung repräsentativ, denn seitens der Minister werden unterschiedliche Signale gestreut.

Österreich schrammte am Freitag haarscharf an einer neuerlichen Reisewarnung seitens Deutschland vorbei, wobei fraglich ist warum diese überhaupt so viel Aufmerksamkeit verursacht hat, denn abschreckende Wirkung hat diese Maßnahme ohnehin keine mehr. Manche deutsche Tour Operator lassen bei Reisewarnungen keine kostenfreien Stornierungen mehr zu. Zu inflationär und wenig nachvollziehbar wurden diese seit dem Beginn der Corona-Pandemie ausgesprochen. Dazu kommt, dass die Einstufung als Hochrisikogebiet nur für Nicht-Genesene und Nicht-Geimpfte tatsächliche Auswirkungen hätte.

Die weitgehende 2G-Regelung innerhalb Österreichs würde dazu führen, dass ungeimpfte Deutsche sowieso ein Problem in der Gastronomie und Hotellerie bekommen würden. Auch die großen Liftbetreiber überlegen bereits, ob man nur noch Geimpfte und Genesene in Gondel, Sessellift und Schlepplift lässt. Die Folge daraus: Wer eben nicht vollständig geimpft oder genesen ist, könnte nur wenig vom Winterurlaub haben. Da ist dann eine mögliche Quarantäne bei der Rückkunft nach Deutschland ein eher untergeordnetes Problem, denn ohne 2G-Nachweis dürfte man legal in kein Quartier in der Alpenrepublik einchecken. Inwieweit das auch für Campingplätze gilt, ist noch nicht so ganz klar.

Einreisebestimmungen vor Verschärfungen

Auch wenn es noch nicht laut ausgesprochen wird, zeichnet sich bereits langsam, aber sicher ab, dass diverse Länder die Einreisebestimmungen verschärfen könnten. Österreich hat eine signifikante Änderung noch nicht im Bundesgesetzblatt veröffentlicht, jedoch kündigte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) an, dass zwei Impfungen nur noch maximal neun Monate (statt ein Jahr) gültig sind und Johnson-Geimpfte bis zum 3. Jänner 2022 nachimpfen müssen. Das wird auch bei den Einreisebestimmungen gelten, jedoch sind die Details – mangels Veröffentlichung – noch nicht fix. Das bedeutet in weiterer Folge, dass der Trend dahin geht, dass man in absehbarer Zeit nur noch dreifach geimpft von Erleichterungen bei der Einreise profitieren kann. Wie lange Österreich noch Antigen-Befunde akzeptieren wird steht auch in den Sternen, denn im Inland läuft die Akzeptanz zunehmend aus. Daher kann man damit rechnen, dass Ungeimpfte und Nicht-Genesene künftig PCR-Befunde brauchen werden. Quasi back to the roots, denn erst gegen Ende des Vorjahres wurden überhaupt Antigen-Tests in die Einreiseverordnung aufgenommen.

Sollte ein Lockdown für alle verkündet werden, könnte dieser als “Weihnachtsruhe” umschrieben werden. Die zentrale Frage ist aber: Würde die Bevölkerung einen solchen überhaupt noch beherzigen, denn beispielsweise der Lockdown III sowie die “Osterruhe” im Osten Österreichs wurden weitgehend ignoriert. Viele Beispiele haben gezeigt, dass Schließungen und Ausgangsbeschränkungen, die jedoch von der Bevölkerung nicht mitgetragen wurden, die Zahlen in die Höhe haben schießen lassen. Dazu kommt diesmal der Umstand, dass mit großem Unmut seitens Geimpfter zu rechnen ist, denn diesen wurde versprochen, dass sie von einem etwaigen Lockdown nicht mehr betroffen sein werden.

Kaum Planbarkeit für Reisebranche und Kunden

Für die Reisebranche ist die momentane Situation kompliziert, denn einerseits hat man viele Kunden, denen mittlerweile völlig egal ist was die Politik beschließt, denn man will in den Urlaub und quasi hinter mir die Sintflut. Doch allein von dieser Gruppe kann man nicht leben. So ist es kein Zufall, dass vielen Airlines und Reiseveranstaltern zur Zeit Buchungen fehlen und man ratlos ist wie man Vertrauen schaffen kann. Vertrauen, das man im Vorjahr mit mutwillig verschleppten Rückzahlungen selbst verspielt hat. Wer einmal lange auf sein Geld für eine nichterbrachte Leistung gewartet hat, überlegt sich beim zweiten Mal gut, ob er lange im Voraus buchen wird. Selbst Billigflieger, die “vor Corona” ihre Tickets ein “gefühltes Jahr” vor Abflug verkauft haben, setzen nun die meisten Sitzplätze im Zeitraum von maximal zehn Tagen vorher ab.

So kurzfristig wie die Entscheidungen der Politik in Sachen Corona kommuniziert werden, entscheiden eben auch potentielle Kunden von Airlines, Reiseveranstaltern und Hotels. Planbarkeit ist defacto nicht vorhanden, weshalb der Winter für alle Beteiligten nicht gerade einfach wird. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser nicht wieder durch defacto-Grenzschließungen noch komplizierter gemacht wird.

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