Koralmbahn: Im Zug zum Flug – oder dran vorbei

Mit Lufthansa gehts nach Frankfurt. Auch München, Düsseldorf, Stuttgart, Amsterdam, Wien, Zürich, demnächst auch Berlin und Hamburg sowie mehrere Ferienziele werden angeflogen. Billigflieger sucht man vergebens, was der Flughafen nicht nur als Nachteil sieht (Foto: Wolfgang Ludwig).
Mit Lufthansa gehts nach Frankfurt. Auch München, Düsseldorf, Stuttgart, Amsterdam, Wien, Zürich, demnächst auch Berlin und Hamburg sowie mehrere Ferienziele werden angeflogen. Billigflieger sucht man vergebens, was der Flughafen nicht nur als Nachteil sieht (Foto: Wolfgang Ludwig).

Koralmbahn: Im Zug zum Flug – oder dran vorbei

Mit Lufthansa gehts nach Frankfurt. Auch München, Düsseldorf, Stuttgart, Amsterdam, Wien, Zürich, demnächst auch Berlin und Hamburg sowie mehrere Ferienziele werden angeflogen. Billigflieger sucht man vergebens, was der Flughafen nicht nur als Nachteil sieht (Foto: Wolfgang Ludwig).
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2025 soll die Koralmbahn von Klagenfurt über Graz nach Wien in Betrieb gehen. Sie führt direkt am Flughafen Graz vorbei. Eine Station ist nicht vorgesehen, zumindest vorläufig nicht. Dabei wäre das Potential beachtlich.

Am Flughafen Graz atmet man auf: Die Passagierzahlen gehen langsam hinauf (2022: 561.000), auch die Million erscheint wieder in Reichweite. Die Verbindungen zu den europäischen Hubs kommen wieder in Fahrt, und die lästige Baugrube der Koralmbahn gleich vor dem Terminal ist endlich zu.

Doch es sind nicht nur die Passagiere, die zum perfekten Glück fehlen: Die Railjets zwischen Kärnten und Wien werden (voraussichtlich) ab 2025 im Tunnel am Flughafen vorbei brausen. Eine Station war in ursprünglichen Planungen zwar vorgesehen, wird aber nicht realisiert. Jürgen Löschnig, Geschäftsführer Flughafen Graz, spricht von einer „vertanen Chance“. Derzeit gibt es zwar halbstündliche Regionalverbindungen auf der alten Südbahn (ca. 300 m vom Terminal entfernt), aber nur zwischen Graz und Spielfeld.

Mit einem Halt der Koralmbahn am Flughafen würde sich das Einzugsgebiet schlagartig um mindestens 200.000 Menschen vergrößern. Bruck, Kapfenberg, Villach wären in weniger als einer Stunde mit dem steirischen Flughafen verbunden, von Klagenfurt wären es nur 39 Minuten.

Ein größeres Einzugsgebiet („catchment area“) würde das Flugangebot ex Graz steigern und den Modal Split (= Wahl des Verkehrsmittels) bei der Anreise deutlich zugunsten der Öffis verschieben. Bei einer umweltfreundlichen Anreise besteht derzeit in Graz noch Luft nach oben. Derzeit nutzen nur ca. 10% der an- und abreisenden Fluggäste Bahn oder Bus. Zum Vergleich: In Zürich mit hervorragenden regionalen und nationalen Bahnanschlüssen waren es immerhin rund 55% (2017) – in Frankfurt mit ebenso guten Bahnanschlüssen hingegen nur stark ausbaufähige 26,3% (2022).

Und hier liegt auch der Haken: Die schnelle und unkomplizierte Anreise aus Kärnten würde den dahin dümpelnden Flughafen Klagenfurt sicherlich Passagiere kosten. 2022 waren es dort nur 82.500 Reisende, in diesem Jahr kommen aber ein paar Ryanair- und einige Deutschland-Flüge einer neugegründeten Fluglinie dazu. Die Eigentümer in Kärnten sind daher von einer Flughafenstation bei Graz wohl nur mäßig begeistert.

Zu wenig Passagiere?

Und was sagen die ÖBB dazu? Dort verweist man auf die existierende Regionalbahnanbindung des Flughafen Graz und hält die zu erwartende Passagierfrequenz zu gering für einen hochwertigen Schnellzughaltepunkt, der außerdem in den engen Taktfahrplan schwer integrierbar wäre.

Immerhin lässt man eine Türe offen. „Eine neue Haltestelle in Tieflage wurde jedoch bei den Planungen und aktuell während dem Bau bestmöglich berücksichtigt,“ heißt es seitens der ÖBB.  Genaue Details werden zwar nicht verraten, aber immerhin – es besteht Hoffnung.

Flughäfen mit hochwertigen nationalen Zuganschlüssen weisen bei An- und Abreise einen deutlich höheren Fahrgastanteil mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf. Das bedeutet eine geringere Verkehrsbelastung für die Umgebung, weniger CO2 Ausstoß wenigstens bei der An- und Abreise, einen geringeren Bedarf an Parkflächen und somit weniger Bodenversiegelung.

Am Flughafen Wien hat sich der Modal Split – Wert seit Verlängerung der Railjets zum Flughafen auf stolze 43,4% (2017, Anreise zum Flughafen abreisender Passgiere mit Schienenverkehr) verändert. 

Sicherlich hätte Graz auch bei der angepeilten Million Passagiere noch eine zu geringe Größe, die den Bau einer hochwertigen Flughafenbahn rechtfertigen würde. Aber wenn so eine Bahn zufällig direkt vor der Haustüre vorbeifährt, wäre eine Station schon eine verlockende Sache…


Dieser Beitrag wurde verfasst von: Wolfgang Ludwig

1 Comment

  • Wolfgang Hirschl , 17. Februar 2023 @ 13:27

    Das Thema mit dem Bahnhof taucht in regelmäßigen Abständen in den Medien auf. Oft wird auch so getan, dass die 300m vom Bahnhof so fürchterlich unerträglich und eine Zumutung wären. Die einzige Lösung für dieses lustige Luxusproblem liegt auf der Hand. In Werndorf besteht ein Verbindungsgleis in die Koralmbahn. Dann verlängert man den bestehenden Bahnsteig auf Railjet-Länge und das Problem ist gelöst. Die Öbb werden doch wirklich nicht so blöd sein und zwei Bahnhöfe auf einem Regionalflughafen betreiben. Von den Kosten fange ich erst gar nicht an zu reden.

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    Das Thema mit dem Bahnhof taucht in regelmäßigen Abständen in den Medien auf. Oft wird auch so getan, dass die 300m vom Bahnhof so fürchterlich unerträglich und eine Zumutung wären. Die einzige Lösung für dieses lustige Luxusproblem liegt auf der Hand. In Werndorf besteht ein Verbindungsgleis in die Koralmbahn. Dann verlängert man den bestehenden Bahnsteig auf Railjet-Länge und das Problem ist gelöst. Die Öbb werden doch wirklich nicht so blöd sein und zwei Bahnhöfe auf einem Regionalflughafen betreiben. Von den Kosten fange ich erst gar nicht an zu reden.

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