Lauda-Chef O’Brien verkündet Wien-Schließung

Heckflosse eines Airbus A320 von Lauda (Foto: Jan Gruber).
Heckflosse eines Airbus A320 von Lauda (Foto: Jan Gruber).

Lauda-Chef O’Brien verkündet Wien-Schließung

Heckflosse eines Airbus A320 von Lauda (Foto: Jan Gruber).
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Nachdem die Gewerkschaft Vida den geforderten neuen Kollektivvertrag nicht bis zum Ablauf der Deadline unterschrieben hat, wird die Lauda-Airbus-Basis Wien nun per 30. Mai 2020 geschlossen. Das Arbeitsmarktservice Niederösterreich und der vom Unternehmen nicht anerkannte Betriebsrat sollen im Rahmen des Frühwarnsystems über die bevorstehende Kündigung des gesamten fliegenden Personals der Basis Wien informiert werden, bestätigte Geschäftsführer David O’Brien gegenüber Aviation.Direct. Die Kurzarbeit wird mit dem heutigen Tag beendet.

„Wir leiten nun sämtliche Schritte ein, die zur Schließung der Basis Wien und der damit verbundenen Kündigung sämtlicher fliegender Mitarbeiter führt. Das ist ein trauriger Tag für Lauda, aber auch für den Luftfahrtstandort Österreich. Über 300 hochbezahlte Jobs gehen verloren, weil die Gewerkschaft Vida meint, dass man so für Austrian Airlines Unterstützung leisten kann“, so O’Brien.

Wie geht es nun weiter für das fliegende Lauda-Personal der Basis Wien? Laut dem Firmenchef wird nun das Arbeitsmarktservice Niederösterreich über die Beendigung der Kurzarbeit informiert. Anschließend werden das AMS und der umstrittene Betriebsrat im Rahmen des Frühwarnsystems über die Kündigung aller Dienstverhältnisse des fliegenden Personals der Basis Wien informiert. Im nächsten Schritt soll den Mitarbeitern dann die formelle Kündigung des Arbeitsverhältnisses schriftlich mitgeteilt werden. Bedingt durch die Kurzarbeit haben die Beschäftigten noch bis etwa 30. Juni 2020 Kündigungsschutz, so dass die in den Verträgen bzw. im KV festgehaltenen Fristen erst ab 1. Juli 2020 zu laufen beginnen. Die Aussichten auf neue Jobs für Piloten und Flugbegleiter sind insbesondere in Österreich aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie denkbar schlecht.

Airbus A320 von Lauda am Flughafen Wien (Foto: Jan Gruber).

Alle Tickets bleiben gültig und werden von Ryanair übernommen
Die derzeit in Wien stationierten Flugzeuge des Typs Airbus A320 werden auf andere Bases, vornehmlich Düsseldorf, Stuttgart und Palma de Mallorca verlegt. In Wien werden Boeing 737-800, betrieben von Konzernschwestern sämtliche Strecken übernehmen. Wo es möglich ist wird man von anderen Bases heraus nach Wien fliegen. „Leider sind dann keine österreichischen Mitarbeiter mehr an Bord, sondern ausländische der Ryanair-Bases“, so David O’Brien. „Wer ein Lauda-Ticket hat, braucht sich keine Sorgen machen. Die Ryanair Group übernimmt sämtliche Flüge und hält bereits die Lauda-Slots. Alle Buchungen werden übernommen und dann eben nicht mehr mit Airbus A320, sondern mit Boeing 737 von Ryanair, Malta Air oder Buzz durchgeführt.“

Der Flugplan soll in den nächsten Tagen umgestellt werden. Ob Lauda künftig von Palma de Mallorca oder Stuttgart aus weiterhin mit Airbus A320 nach Wien fliegen wird, wollte O’Brien nicht direkt beantworten. Er meinte lediglich, dass dies möglich ist und wenn es aus Sicht der Flugplanung der Ryanair Group Sinn macht, werde man das auch tun. Ob weiterhin die OE-Flugnummern von Lauda zur Anwendung kommen oder ob auf FR (Ryanair), AL (Malta Air) oder RR (Buzz) umgestellt wird, kommentierte der Manager mit: „Das sind Detailfragen, die in den nächsten Tagen geklärt werden.“ Explizit angesprochen auf Beirut, so bestätigte er aber, dass aus streckenrechtlichen Gründen möglicherweise die OE-Flugnummern bleiben, jedoch Maschinen einer Konzernschwester in Form eines Wetlease-Auftrags fliegen könnten. Der Flugplan und jene Destinationen, die künftig seitens der Ryanair Group ab Wien angeboten werden, befinde sich nun in Ausarbeitung.

David O’Brien bezeichnete das Verhalten der Gewerkschaft Vida als beschämend, denn diese habe mehr als 300 Arbeitsplätze in einer Art Ideologiekampf mit Ansichten, die im Moskau der 1950er-Jahre vorherrschend waren, geopfert. In Richtung der österreichischen Regierung meinte der Lauda-Manager: „Es ist unfassbar, dass der österreichische Kanzler Sebastian Kurz der deutschen Austrian Airlines rund 800 Millionen in den Rachen stecken will und damit für massive Wettbewerbsverzerrungen sorgt und er gleichzeitig zulässt, dass die Gewerkschaft Vida die Jobs unserer Mitarbeiter opfert, um Austrian Airlines zu helfen. Es ist einfach eine Schande und meiner Meinung nach sollten sich die Regierung und die Gewerkschaft für ihr Verhalten schämen. Es ist ein trauriger Tag für Lauda, den Luftfahrtstandort Österreich und insbesondere für unsere fliegenden Mitarbeiter der Basis Wien. Wenn aber Vida gemeint hat, dass sie nun Austrian Airlines geholfen haben, indem sie einen Mitbewerber aus dem Weg geräumt haben, haben die sich getäuscht. Die Konzernschwestern innerhalb der Ryanair Group übernehmen und werden Austrian Airlines mit sehr billigen Ticketpreisen starke Konkurrenz machen.“

Flughafen-Wien-Chef Ofner appelliert zu neuerlichen Verhandlungen

In den letzten Wochen positionierte sich die Geschäftsführung der Flughafen Wien sehr eindeutig und unmissverständlich für Staatshilfe für Austrian Airlines. Nun zeigen sich die Manager allerdings absolut schockiert über die bevorstehende Schließung der Lauda-Base an ihrem Airport und appellieren an alle Beteiligten, dass diese sich doch bitte an den Verhandlungstisch setzen sollen und eine Lösung für die Fortführung finden sollen. David O’Brien schloss dies im Gespräch mit Aviation.Direct aus, denn die Gewerkschaft Vida hierfür genug Zeit gehabt und wohl „spekuliert, dass es leere Drohungen sind“.

Logo der Flughafen Wien AG auf einem Wegweiser (Foto: Jan Gruber).

VIE-Chef Günther Ofner sagt: „Auch wenn die Fronten zuletzt verhärtet waren, so ist jetzt Verantwortungsbewusstsein gefragt, um die Schließung des Standortes Wien von Lauda, und damit den Verlust von 300 Arbeitsplätzen und die daran geknüpfte Wertschöpfung in Österreich in letzter Sekunde zu verhindern. Ein Zurück an den Verhandlungstisch ist das Gebot der Stunde, eine Verweigerungshaltung der Gewerkschaft wäre ein Schlag gegen die eigenen Mitglieder, denn wo sollten die Betroffenen, ginge ihr Arbeitsplatz verloren, jetzt in der Krise einen neuen Arbeitsplatz finden? Sollte es tatsächlich zur Schließung des Wien-Standortes von Lauda kommen, wäre das ein schwerer Rückschlag für den Standort und würde in der Folge auch weitere Arbeitsplätze gefährden. Angesichts dieser Bedrohung kann es nur den Weg eines Kompromisses geben“.

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