Lufthansa-Chef Carsten Spohr (Foto: Granit Pireci).
Redakteur
Letztes Update
Give a coffee
Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee einladen.
Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.
Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Hinweise wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.
Ihr
Aviation.Direct-Team

Lufthansa-Chef Spohr verteidigt Sparkurs auf Hauptversammlung gegen Gewerkschaftskritik

Werbung
Print Friendly, PDF & Email

Auf der Hauptversammlung des MDax-Konzerns Lufthansa in Frankfurt hat Vorstandschef Carsten Spohr den eingeschlagenen Sparkurs seines Unternehmens vehement gegen die Kritik von Gewerkschaften verteidigt. Spohr bezeichnete die Gründung neuer Flugbetriebe außerhalb der Kernmarke Lufthansa als eine „strategische Notwendigkeit“, um mit einer günstigeren Kostenstruktur zusätzliche Ziele anfliegen zu können.

Spohr erläuterte, daß Gesellschaften wie Discover Airlines und Edelweiss es ermöglichten, dank ihrer niedrigeren Kostenbasis neue Märkte zu erschließen. Zudem hob er die Rolle von Eurowings hervor, die mit ihrer Flotte von rund 100 Flugzeugen außerhalb der Drehkreuze Frankfurt und München als erfolgreicher Anbieter touristischer Flüge agiere. Künftig soll auch die neue Gesellschaft City Airlines Zubringerflüge zu den beiden großen Drehkreuzen anbieten. Diese Strategie zielt darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit des Gesamtkonzerns zu stärken, indem für unterschiedliche Marktsegmente jeweils passende Kostenstrukturen geschaffen werden.

Die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) für die Piloten und Ufo für das Kabinenpersonal kritisieren diese Strategie der Ausgliederung von Flugbetrieben, die teils nicht dem Tarif der Kern-Lufthansa unterliegen, seit Jahren scharf. Kurz vor der Hauptversammlung bezeichnete der Ufo-Vorsitzende Joachim Vázquez Bürger die entstandene Konkurrenzsituation als „konzerninternen Vernichtungswettbewerb“.

Die Vereinigung Cockpit forderte das Unternehmen auf, noch im Mai Tarifverhandlungen über die Alters- und Übergangsversorgung der rund 4.800 Piloten der Kernmarke Lufthansa aufzunehmen. Scheiterten diese Verhandlungen, drohten erneute Streiks bei der ohnehin defizitären Stammmarke. VC-Sprecher Frank Blanken warnte: „Sollte die Arbeitgeberseite allerdings nicht zügig in Verhandlungen eintreten, wird sich die Frage nach geeigneten Reaktionen zwangsläufig stellen.“

Aktionäre fordern schnellere Sanierung der Kernmarke

Auch von Seiten der Aktionäre gab es kritische Stimmen. Insbesondere die Fondsgesellschaft Deka Investment und die Deutsche-Bank-Tochter DWS zeigten sich auf der Hauptversammlung enttäuscht darüber, daß die Marke mit dem Kranich im Jahr 2024 Verluste verzeichnete und eine Trendwende für das laufende Jahr noch ungewiß ist. Ingo Speich, Nachhaltigkeitschef bei Deka, mahnte: „Die Lufthansa muss aus dem Dauerkrisenmodus raus.

Der Kapitalmarkt will Erfolge sehen, Ankündigungen reichen nicht.“ Hendrik Schmidt von DWS wies auf den Kursverlust der MDax-Aktie von 23 Prozent im vergangenen Jahr hin und rief aus Aktionärssicht: „Mayday, mayday, mayday!“ Diese Kritik verdeutlicht den Druck auf das Management, die Profitabilität der Kernmarke Lufthansa nachhaltig zu verbessern.

Zustimmung der Aktionäre trotz Kritik

Ungeachtet der teils deutlichen Kritik an der schwachen Gewinnentwicklung stimmten die Aktionäre der Deutschen Lufthansa AG jedoch sämtlichen Vorschlägen der Verwaltung zu. Dazu gehörte auch die erneute Ausschüttung einer Dividende von 30 Cent pro Aktie. Weiterhin wurde das Vergütungssystem für den Vorstand geändert und dem Unternehmen die Möglichkeit eingeräumt, künftige Hauptversammlungen erneut online abzuhalten.

Vorstandschef Spohr räumte ein, daß die Kernmarke Lufthansa im vergangenen Jahr als einzige Konzerngesellschaft Verluste eingeflogen habe. Als wesentliche Gründe nannte er verzögerte Flugzeuglieferungen sowie besonders hohe Standort- und Personalkosten in Deutschland. Von der neuen Bundesregierung erwarte Lufthansa daher eine Reduzierung der staatlichen Kosten für Luftsicherheit und Flugsicherung. „Es kann nicht im Sinne der neuen Bundesregierung sein, daß Lufthansa nur noch außerhalb Deutschlands wächst“, so Spohr.

Die Lufthansa hatte vor knapp einem Jahr ein umfassendes Sanierungsprogramm mit inzwischen 700 Einzelmaßnahmen gestartet, um Kosten zu senken, den Betrieb zu stabilisieren und den Service zu verbessern. Ziel ist es, das Ergebnis bis Ende nächsten Jahres um 1,5 Milliarden Euro brutto jährlich und bis Ende 2028 um insgesamt 2,5 Milliarden Euro zu verbessern. Spohr betonte, daß erste Maßnahmen, wie die Flottenerneuerung und schnellere Bearbeitung von Kundenbeschwerden, bereits Wirkung zeigten. Er unterstrich, daß die Lufthansa mit einem Umsatzanteil von 40 Prozent weiterhin die wichtigste Airline des Konzerns sei, aber unter den hohen staatlichen Standortkosten und stark gestiegenen Personalkosten in Deutschland leide.

Werbung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

Werbung