Airbus A350 (Foto: Lufthansa Group).
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Lufthansa sieht Chancen und Herausforderungen im Asiengeschäft

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Die Lufthansa-Gruppe setzt verstärkt auf Verbindungen zwischen Europa und Asien, sieht sich jedoch mit geopolitischen Herausforderungen und steigenden Betriebskosten konfrontiert. In einem Interview mit der „Bangkok Post“ vom 6. März betonte Lufthansa-Chef Carsten Spohr die strategische Bedeutung Thailands für den Luftverkehr, sowohl im Passagier- als auch im Frachtgeschäft. Gleichzeitig stellen die anhaltenden Sperrungen des russischen Luftraums und die damit verbundenen Umwege eine erhebliche Belastung für die Fluggesellschaft dar.

Thailand ist für Lufthansa nicht nur eine wichtige Destination für den Tourismus, sondern gewinnt auch im wirtschaftlichen Kontext an Bedeutung. Spohr hob hervor, daß insbesondere die Frachtkapazitäten stark nachgefragt seien. Neben dem Passagiergeschäft betreibt Lufthansa Technik in Thailand ein Wartungszentrum für die thailändische Luftwaffe und andere asiatische Kunden.

Aktuell bietet die Lufthansa-Gruppe wöchentlich über 10.000 Sitzplätze zwischen Europa und Thailand an. Etwa ein Drittel der Passagiere nutzt diese Verbindungen für Weiterreisen in andere asiatische Länder.

Ein wichtiger Faktor für die Effizienz dieser Langstreckenflüge ist der Einsatz moderner Großraumflugzeuge wie des Airbus A380. Trotz der Umwege, die durch das gesperrte russische Luftraumgebiet erforderlich sind, kann dieses Flugzeug durch seine hohe Reichweite den europäischen und thailändischen Markt effizient verbinden.

Umwege und Kosten durch Sperrung des russischen Luftraums

Vor dem Beginn des Ukraine-Krieges nutzten viele Langstreckenflüge von Europa nach Asien die sogenannte Großkreisroute – die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten auf einer Kugel. Diese Route führte zahlreiche Flüge über russisches Gebiet.

Seit der Schließung des russischen Luftraums für westliche Fluggesellschaften müssen europäische Airlines, darunter Lufthansa, erhebliche Umwege in Kauf nehmen. Dies bedeutet nicht nur verlängerte Flugzeiten und erhöhte Treibstoffkosten, sondern auch höhere Überfluggebühren, die an andere Länder gezahlt werden müssen.

Laut Flightradar24 nehmen die Flüge zwischen München und Bangkok mittlerweile eine südliche Route über Zentralasien oder den Nahen Osten. Spohr erklärte in diesem Zusammenhang: „Je nach Verhandlungen zwischen den USA, Rußland und Europa hoffen wir, daß der russische Luftraum wieder geöffnet wird, damit wir effizienter nach Nordasien fliegen können. Derzeit müssen wir diese Regionen umfliegen, was zu Verzögerungen führt.“

Höhere Überfluggebühren belasten Fluggesellschaften

Neben den gestiegenen Betriebskosten durch längere Flugzeiten stellt eine weitere finanzielle Herausforderung die Erhöhung der Überfluggebühren dar. Rußland hat diese Gebühren im Jahr 2023 um 20 % angehoben. Das Land versucht, durch diese Maßnahme Einnahmen zu generieren, die den wirtschaftlichen Druck westlicher Sanktionen abfedern sollen.

Die Europäische Kommission hat sich bereits gegen diese Gebühren ausgesprochen. Dennoch argumentieren russische Offizielle, daß die Gebühren für die Nutzung der Flugverkehrsinfrastruktur erhoben werden – ein Vorgehen, das auch in anderen Ländern wie Kanada üblich ist.

Für Lufthansa und andere europäische Fluggesellschaften bedeutet dies eine doppelte finanzielle Belastung: Neben den höheren Treibstoffkosten durch längere Flugzeiten müssen zusätzliche Gebühren an alternative Überflugstaaten gezahlt werden.

Hoffnung auf diplomatische Lösungen

Die geopolitische Lage bleibt weiterhin angespannt. Allerdings gibt es diplomatische Bemühungen, eine Lösung für den Konflikt zwischen Rußland und der Ukraine zu finden. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump äußerte sich am 6. März optimistisch über die Möglichkeit eines Friedensabkommens. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj signalisierte eine Bereitschaft zu konstruktiven Verhandlungen.

Für die Luftfahrtbranche könnte eine diplomatische Annäherung zwischen Rußland und dem Westen eine wesentliche Erleichterung bedeuten. Die Wiedereröffnung des russischen Luftraums würde nicht nur Flugzeiten verkürzen und Kosten senken, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Airlines gegenüber asiatischen Konkurrenten wie China Southern oder Japan Airlines stärken.

Lufthansas strategischer Blick auf die Zukunft

Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt Lufthansa optimistisch hinsichtlich ihrer Asienstrategie. Spohr betonte, daß Asien einer der wichtigsten Wachstumsmärkte für die Airline sei. Sollte der russische Luftraum wieder für europäische Airlines geöffnet werden, könnte Lufthansa ihre Marktposition weiter ausbauen.

Vor dem Krieg war die Lufthansa-Gruppe ein wichtiger Anbieter von Flügen nach Osteuropa, mit bis zu 100 wöchentlichen Verbindungen in die Ukraine. Spohr sieht daher auch langfristige Chancen für den Wiederaufbau von Luftverkehrsverbindungen in diese Region.

Ungeachtet der geopolitischen Unsicherheiten setzt Lufthansa darauf, ihre Präsenz in Asien zu stärken. Besonders der thailändische Markt bleibt ein zentraler Bestandteil der Langstreckenstrategie der Fluggesellschaft.

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