Luftraumsperren können für Airlines finanziell problematisch werden

Airbus A321 (Foto: Jan Gruber).
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Luftraumsperren können für Airlines finanziell problematisch werden

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Die Europäische Union sowie einige Drittstaaten untersagen Fluggerät mit Russland-Bezug die Nutzung des Luftraums. Das Putin-Regime bannt im Gegenzug jedes einzelne Land, in dem man Flugverbot kassiert hat. Unter dem Strich steht: Für die Fluggesellschaften ist das durchaus problematisch.

Finnair machte am Montag auf die komplizierte Situation aufmerksam, denn ein erheblicher Teil der Flüge in Richtung Asien und Vereinigte Staaten steht akut auf der Kippe. Die notwendigen Umwege machen die Durchführung wirtschaftlich kompliziert bis untragbar, Airline-Chef Topi Manner im Zuge der Präsentation der Geschäftszahlen.

Doch Finnair ist keinesfalls der einzige EU-Carrier, der unter der Untersagung der Nutzung des russischen Luftraums leidet. Lediglich geht Manner offener mit der Situation um und sagt auch, dass man sich auf die nächste längerfristige Krise einstellen wird. Es ist davon auszugehen, dass das finnische Oneworld-Mitglied den Langstrecken-Flugplan stark umbauen muss.

Russland verliert rund eine halbe Milliarde Euro pro Jahr

Die Nutzung von Lufträumen ist keinesfalls kostenfrei. Es sind diverse Gebühren zu entrichten. Die EU-Kommission schätzt, dass die Russische Föderation durch den Bann zahlreicher Airlines rund eine halbe Milliarde Euro pro Jahr verliert. Allerdings verlieren die EU-Mitglieder und andere Staaten ebenfalls Gebühren, die bislang von russischen Anbietern entrichtet wurden.

Wie es so ist, wenn man in der EU unerwünscht ist, zeigt das Beispiel Belavia deutlich. Fluggesellschaften aus Weißrussland sind seit einiger Zeit im EU-Luftraum gebannt. Das Unternehmen muss zum Teil absurde Umwege fliegen, um Ziele im Osten ansteuern zu können. Dadurch verlängert sich, beispielsweise zwischen Minsk und Istanbul, die Flugzeit auf rund sechs Stunden. Die Folgen daraus: Höhe Treibstoffkosten. In Richtung Europäische Union hat man ohnehin keine Flüge mehr.

Ein vergleichbares Schicksal haben auch russische Fluggesellschaften vor sich und da immer mehr Staaten diese bannen, schrumpft das mögliche Streckennetz Tag für Tag dahin. Das „Ausweichen“ auf Inlandsflüge ist zwar möglich, jedoch nur in geringem Umfang, denn wo es Geld zu verdienen gibt, fliegt man ohnehin schon. Nach Corona könnte es für russische Airlines verdammt eng werden und um den Kollaps einiger Anbieter zu verhindern, müsste die Putin-Regierung tief in die Tasche greifen. Man führt aber einen sündhaft teuren Krieg gegen die Ukraine.

Kaliningrad-Verkehr für Russland besonders teuer

Teilweise ist auch der russische Inlandsverkehr von der Luftraumsperre der Europäischen Union betroffen. Zum Beispiel kann man Kaliningrad nicht mehr auf der geraden Luftlinie anfliegen, denn Litauen und Polen lassen russische Carrier nicht überfliegen. Somit ist man dazu gezwungen die Staaten über die Ostsee zu umfliegen. Es gibt dort internationalen Luftraum, jedoch ist dieser an manchen Stellen nur etwa 35 Kilometer breit. Präzision ist also gefragt, denn minimales Abweichen könnte für massiven Ärger sorgen.

Die Nonstop-Konnektivität zwischen der Europäischen Union und anderen Staaten, die russische Airlines gebannt haben und prompt selbst gebannt wurden, ist mittlerweile auf Null heruntergebrochen. Das gilt auch für Frachtverbindungen. Gänzlich unerreichbar bleiben die Ziele aber nicht, denn mit Umstieg in Ländern, die keinen Bann ausgesprochen haben, ist dies weiterhin möglich. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass sämtliche Staaten der Welt bannen werden, denn mancherorts vermutet man schon ein dickes Geschäft mit Umsteigern.

Viele Airlines können auf den Verkehr zwischen der EU und Russland verzichten, denn die Flugzeuge kann man im Sommer auf zusätzlichen Ferienflügen einsetzen. Der Umstand, dass man den Luftraum des größten Landes der Welt nicht mehr nutzen darf, ist aber für manche Carrier massiv problematisch und mit hohen Mehrkosten verbunden. Das Beispiel Finnair zeigt ganz klar, dass dies einige Anbieter in die finanzielle Enge treiben kann.

Somit ist es gar nicht verwunderlich, dass in Richtung Brüssel und an die nationalen Regierungen bereits Fragen gerichtet werden, ob es für von den Sanktionen, die von den Fluggesellschaften weitgehend befürwortet werden, um ein Zeichen gegen Putin zu setzen, betroffenen Airlines irgendeine Form der finanziellen Unterstützung gibt. Die Kassen vieler Fluggesellschaften sind aufgrund der Corona-Pandemie nicht sonderlich gut gefüllt.

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