Die Lombardei wurde von der ersten Welle der Corona-Pandemie besonders hart getroffen. Nicht nur der Verkehr an den Flughäfen Linate, Malpensa und Bergamo kam weitgehend zum Erliegen, sondern auch das öffentliche Leben. Nur langsam zieht die Nachfrage wieder an und das obwohl Billigfluggesellschaften wie Ryanair und Wizzair Tickets um 7,99 Euro und weniger verramschen.
Im Großraum Mailand sind insgesamt drei größere Verkehrsflughäfen für den Löwenanteil des Flugverkehrs in der Lombardei relevant. Der Flughafen Linate befindet sich innerhalb des Stadtgebiets von Mailand und ist aufgrund der kurzen Wege ins Zentrum bei Geschäftsreisenden besonders beliebt. Platzhirsch ist hier wenig überraschend Alitalia, denn nebst zahlreichen Europa-Strecken wird ein dichtes Inlandsnetz unterhalten. Langstreckenverbindungen gibt es ab Linate keine, denn der Airport ist aufgrund der Infrastruktur hierfür nicht wirklich geeignet.
Das Streckennetz ab Linate ist weitgehend wiederhergestellt, wird jedoch in stark reduziertem Umfang bedient. Wenig überraschend liegt der Löwenanteil des Angebots im Inland, denn die Frequenzen der internationalen Flüge sind vergleichsweise noch gering, aber vorhanden. Auch Easyjet, Platzhirsch in Malpensa, fliegt wieder nach Linate.
Einsame, aber geöffnete Apotheke in Mailand-Malpensa 2
Mailand-Malpensa ist der Großflughafen der Region und verfügt über zwei Terminals, die mit einer Eisenbahnlinie und Shuttlebussen miteinander verbunden sind. Als Drehkreuz konnte sich dieser Airport nie etablieren, denn viele Airlines sind darauf bedacht ihre Kurzstreckenflüge ab Linate anbieten zu können. Das hat seinen Grund: Malpensa befindet sich nicht gerade nahe der Metropole Mailand und insbesondere für Geschäftsreisende, die oftmals im doppelten Tagesrand unterwegs sind, ist Linate viel attraktiver. Dementsprechend war auch schon „vor Corona“ das Langstreckenangebot ab Malpensa überschaubar. Alitalia zieht sich sogar komplett zurück und konzentriert sich auf Linate, wo man die Slots hütet wie eine Mutter ihr Baby. Im Bereich der Fracht ist Malpensa allerdings das Herz der Lombardei.
Bis zum 15. Juni 2020 war für die wenigen Fluggäste, die ab Malpensa unterwegs waren, nur das Terminal 2 in Betrieb. Dieses wurde zuvor mehr oder weniger exklusiv von Easyjet genutzt und ist das ältere der beiden Abfertigungsgebäude. Seither ist das Terminal 2 temporär geschlossen und der Flugbetrieb ins Terminal 1 verlegt. Ein bisschen zum Ärgernis von Easyjet, denn das Terminal 2 zeichnet sich durch kurze Wege aus und im anderen Gebäude muss man weiter latschen. Doch ganz geschlossen ist das T2 allerdings nicht: Die Apotheke wurde kürzlich wieder geöffnet, da diese ihrem Versorgungsauftrag nachkommen muss. Ansonsten ist alles geschlossen. Wie viele Kunden die Apotheke täglich hat, ist unklar. Übrigens: Auch das kostenlose WLAN ist im Terminal 2 weiterhin in Betrieb.
Allein der Blick aufs Vorfeld in Malpensa zeigt, dass die Luftfahrt sprichwörtlich am Boden steht. Diverse Maschinen von Airlines wie Blue Panorama, Neos und insbesondere Easyjet sind abgestellt. Aus der Ferne könnte man sogar meinen, dass am Terminal 2 gerade Hochbetrieb ist, denn viele Airbusse der österreichischen Easyjet Europe sind hier abgestellt. In Linate sieht es übrigens nicht arg viel anders aus, denn dort stehen viele Alitalia-Flugzeuge nutzlos herum.
Sowohl ab Malpensa als auch ab Linate gibt es täglich durchaus wieder viele Flüge, doch die Auslastung ist wie in ganz Europa eher mau. Im inneritalienischen Verkehr läuft es wesentlich besser als international, aber das ist wenig überraschend, denn manche Städte sind auf dem Landweg nur sehr kompliziert bis gar nicht (Inseln) erreichbar. Besonders auffällig ist in Malpensa, dass besonders Ryanair und Wizzair ihre Flugtickets zu extrem billigen Preisen, zum Teil sogar einstellige Eurobeträge, anbieten. Interessanterweise ist das – abgesehen von Rom – in anderen italienischen Regionen nicht in diesem enormen Umfang der Fall.
Bergamo blickt optimistisch in die Zukunft
Der Flughafen Bergamo gilt auch als dritter Mailänder Airport. Ein wichtiges Standbein ist die Fracht und ansonsten nutzen überwiegend Billigfluggesellschaften diesen Flughafen. Die Anbindung an Mailand ist ausgezeichnet und unterscheidet sich kaum von der Reisezeit zwischen Malpensa und der Innenstadt der Metropole. Die Altstadt von Bergamo ist in jedem Fall einen Besuch wert, denn dieses italienische Flair kann Mailand nicht bieten.
In Bergamo hat man festgestellt, dass Inlandsflüge momentan stärker nachgefragt sind als internationale Reisen. „Wir haben festgestellt, dass Inlandsreisen zu einem noch wichtigeren Markt geworden sind, da die Menschen aufgrund kontinuierlicher Grenzkontrolländerungen durch die Regierung versuchen, ihre eigene Nation zu entdecken“, erklärt Giacomo Catteno, Leiter Commercial Aviation. „Infolgedessen hat Ryanair als Reaktion auf die Nachfrage ab Anfang Oktober zusätzliche Frequenzen auf seinen Strecken nach Bari, Catania, Neapel und Palermo hinzugefügt. Insgesamt führt diese zusätzliche Kapazität zu 12 weiteren Abflügen pro Woche zu diesen vier Zielen.“
Doch wie ist es eigentlich während der Lockdown-Zeit in Bergamo so gelaufen. Dazu erklärt der Manager: „Auf dem Höhepunkt des Virus in Europa im April hatten wir nahezu null Passagiere und im Juni sahen wir nur drei Prozent der Passagiere, die wir im selben Monat des Jahres 2019 abfertigten. Im Juli beförderte der Flughafen jedoch 24 Prozent der Passagiere, die wir letztes Jahr abgefertigt haben, während die Aussichten für August noch positiver waren, versuchten wir langsam zu den Vorjahreszahlen zurückzukommen. „Dies zeigt, dass der Appetit, von Mailand Bergamo aus zu fliegen, zurückkehrt und wir weiterhin optimistisch bleiben und mit unseren Airline-Partnern zusammenarbeiten, um die Dienste wiederherzustellen“.
Positives kann Catteno ebenfalls vermelden: Volotea wird die Sommerstrecke nach Olbia erstmals auch teilweise im Winterflugplan anbieten und Pegasus Airlines stockt auf fünf wöchentliche Flüge nach Istanbul Sabiha Gökçen auf.