Die Mannheimer Virtual-Carrier Rhein-Neckar-Air (RNA) geriet in eine finanzielle Schieflage und reichte am 28. Oktober beim Amtsgericht Mannheim einen Insolvenzantrag ein. Die Gründe für diesen Schritt, so Geschäftsführer Axel Reißmann, liegen in einer unbeglichenen Forderung seitens eines Reiseveranstalters. Trotz dieser finanziellen Belastung plant RNA, den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten und wichtige Strecken weiterhin zu bedienen. Die Zukunft der Airline steht jedoch unter Vorbehalt der finanziellen Restrukturierung.
Rhein-Neckar-Air, die hauptsächlich Flüge ab Mannheim in die Städte Berlin, Hamburg und Sylt anbietet, hatte sich als regionaler Anbieter eine Nische geschaffen. Die Fluggesellschaft, die oft auch als „Mini-Airline“ bezeichnet wird, wurde 2014 gegründet und setzt sich gezielt für Direktverbindungen ohne Umwege ein. Mit ihrer Flotte von Dornier 328-Maschinen, die ideal für kurze Start- und Landebahnen geeignet sind, bedient RNA besonders die Bedürfnisse von Geschäftsreisenden und Urlaubsreisenden im Raum Rhein-Neckar. Die Airline wirbt vor allem mit der Erreichbarkeit regionaler Reiseziele und zügigem Service.
Die Routen nach Berlin und Hamburg wurden schon länger nicht mehr bedient. Zuletzt war man hauptsächlich in Richtung Sylt und Heringsdorf aktiv. Über ein eigenes AOC verfügt Rhein-Neckar Air nicht, weshalb man formell gesehen überhaupt keine Fluggesellschaft ist. Die Durchführung der Flüge erfolgte zuletzt durch MHS Aviation, die vom Insolvenzantrag ausdrücklich nicht betroffen ist.
Ursache der finanziellen Schwierigkeiten
Ein wesentlicher Faktor für die Insolvenz ist laut dem Geschäftsführer Dirk Eggert die ausgebliebene Zahlung eines Reiseveranstalters. Dieser schuldet RNA nach Angaben des „Mannheimer Morgen“ eine Summe im mittleren fünfstelligen Bereich. Die entstandene finanzielle Lücke konnte die Fluggesellschaft bisher nicht schließen, was schließlich zur Insolvenz führte. Obgleich eine Summe in dieser Höhe vergleichsweise gering erscheint, stellt sie für ein kleines Unternehmen wie RNA, das mit knappen Margen operiert, ein gravierendes Problem dar.
Eggert machte die strukturellen Schwierigkeiten im Geschäftsmodell der Airline für ihre finanzielle Situation verantwortlich. Die Marktbedingungen für Regionalfluggesellschaften sind schwierig, und Unternehmen in dieser Sparte leiden häufig unter einer geringen finanziellen Reserve. Anders als große Airlines können kleine Gesellschaften Einbußen bei den Einnahmen und hohe Fixkosten nur schwer auffangen.
Fortführung des Flugbetriebs und geplante Erweiterungen
Trotz der Insolvenz hat RNA angekündigt, den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten. Die Buchungen für bestehende Verbindungen sollen weiterhin gültig bleiben, und auch neue Strecken wie die geplante Mittelmeer-Destination Elba sollen bedient werden. Tatsächlich hatte RNA erst kürzlich mit Elba eine beliebte Urlaubsdestination ins Programm aufgenommen, was als strategische Erweiterung zur Erschließung des Tourismusmarktes galt. Dieser Schritt stieß bei den Kunden auf großes Interesse und brachte RNA positive Resonanz. Die Durchführung und Verfügbarkeit dieser Flüge hängt nun jedoch maßgeblich von der finanziellen Lage der Airline ab.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Thomas Oberle wird die Situation analysieren und Optionen zur Restrukturierung prüfen. Oberle ist erfahren in Insolvenzfällen und könnte, falls notwendig, Sanierungsmaßnahmen vorschlagen, um die Airline wirtschaftlich zu stabilisieren. Ein Verkauf oder eine Kooperation mit einem anderen Anbieter könnte dabei ebenfalls in Erwägung gezogen werden.
Der schwierige Markt für Regionalfluggesellschaften
Die Insolvenz der RNA ist kein Einzelfall im deutschen Luftverkehrssektor. Zahlreiche Regionalfluggesellschaften sehen sich seit Jahren mit Problemen konfrontiert, die durch hohe Kerosinpreise, Flugsteuern und die Folgen der Corona-Pandemie verstärkt wurden. Besonders in Deutschland leiden Regionalanbieter zusätzlich unter den steigenden Flughafen- und Abfertigungskosten, die auch etablierte Airlines wie Condor und Eurowings zu Standortverlagerungen bewegen.
In den vergangenen Jahren mussten sich einige kleine Fluggesellschaften aus dem Markt zurückziehen, was die Bedeutung der regionalen Anbindung auf dem Luftverkehrsmarkt unterstreicht. Die Rhein-Neckar-Air ist auf dem dicht besiedelten Markt im Südwesten von besonderer Bedeutung, da sie Mannheim mit wichtigen deutschen Städten und Urlaubszielen verbindet. Ein Wegfall dieser Verbindung würde nicht nur die Fluggäste betreffen, sondern auch die regionale Wirtschaft, die auf schnelle Verbindungen und eine funktionierende Infrastruktur angewiesen ist.
Die Bedeutung der RNA zeigt sich zudem darin, daß viele Kunden auf die Direktverbindungen angewiesen sind, um ohne lange Anfahrten und Umstiege in größere Drehkreuze wie Frankfurt oder Stuttgart reisen zu können. Die Airline hat sich einen Ruf für zuverlässige und flexible Kurzstreckenflüge erarbeitet und verfügt über eine treue Kundschaft, insbesondere im Bereich der Geschäftsreisenden, die Zeitersparnisse und Direktflüge zu schätzen wissen.
Die nächsten Schritte für die Rhein-Neckar-Air
Die nächsten Wochen werden entscheidend sein für die Zukunft der RNA. Der Insolvenzverwalter Oberle plant Gespräche mit den Gläubigern und möglichen Investoren, um Lösungen für die Fortführung des Betriebs zu erarbeiten. Ziel ist es, den Betrieb so lange wie möglich fortzuführen, um den Verlust wichtiger Arbeitsplätze zu verhindern und die regionale Anbindung sicherzustellen. Eine mögliche Reorganisation könnte jedoch auch bedeuten, daß sich die RNA auf bestimmte Strecken fokussiert und unrentable Verbindungen streicht.
In einer Branche, die weiterhin stark vom Wettbewerb und externen Einflüssen geprägt ist, wird die Rhein-Neckar-Air um ihre Existenz kämpfen müssen. Die Insolvenz könnte, so Experten, auch eine Chance für einen Neubeginn darstellen, wenn es gelingt, die Airline wirtschaftlich zu konsolidieren und strategische Partnerschaften aufzubauen.