Mehrere Fluggesellschaften hat er aus der Taufe gehoben und bis zuletzt an innovativen Luftfahrtprojekten gearbeitet. Vor einigen Wochen ist er völlig überraschend und ohne Vorzeichen mit 68 Jahren verstorben. Der österreichische Luftfahrtunternehmer Georg Pommer war einer der Pioniere des privaten Flugverkehrs in der Alpenrepublik.
Den Sprung in die Fliegerei hat Jörg Pommer, der selbst auch Privatpilot war, vor vielen, vielen Jahren bei Tyrolen Airways, die damals noch vollständig der Familie Langes-Swarovski gehörte, geschafft. Er arbeitete sich zum Leiter der Charterabteilung hoch und galt schon damals als kreativer Kopf. Sei es Charterflüge nach Courchevel oder eben Naxos touristisch erschließen. Es war Jörg Pommer, der lokalen Reiseveranstaltern die damals touristisch kaum bekannte Insel schmackhaft machte. Die heutigen Charterflüge zwischen Österreich und Naxos haben ihren Ursprung bei Georg Pommer, der zuletzt auch seine Pension dort verbrachte.
Er war der Inbegriff des „Stehaufmännchens“, denn einige Projekte waren – zumindest nicht auf Dauer – nicht erfolgreich. Davon hat sich Jörg Pommer aber nie unterkriegen lassen, sondern schon am nächsten Projekt gearbeitet und dafür meist binnen kurzer Zeit Investoren begeistern können. Die Fluggesellschaften Fairline, Styrian Spirit und Robin Hood haben eines gemeinsam: Sie wurden ursprünglich von Jörg Pommer gegründet. Zum Zeitpunkt der Insolvenzen war er jedoch nicht mehr operativ in den Unternehmen tätig und auch nicht mehr beteiligt.
Unterkriegen lassen sich Georg Pommer nie und immer für Gerechtigkeit gekämpft. Mal ging es um aus seiner Sicht besonders hohe Tarife der Austrian Airlines ab Graz, mal um nicht ganz ordentlich recherchierte Medienberichte, in denen er zum „Handkuss“ kam, obwohl er schon fast über ein Jahr die damalige Firma verkauft hat und mitunter auch darum, dass Ideen, die er hatte rasch von anderen Fluggesellschaften abgekupfert wurden – selbstverständlich ohne finanziellen Ausgleich.
Jörg Pommer war durchaus auch umstritten, denn er hatte auch den Ruf als Fließband-Gründer von Regionalfluggesellschaften, die nicht sonderlich lange durchhalten. Der eine oder andere Angestellte kann sich bestimmt noch an Grundsatzdiskussionen mit ihm erinnern. Zum Beispiel legte der Verstorbene immer großen Wert darauf, dass an Bord „seiner“ Flugzeuge stets bestes Catering serviert wird. So mancher Mitarbeiter betrachtete dies als nicht mehr zeitgemäß. Gelegentlich hatte er auch Ideen, die ihrer Zeit voraus waren, aber Jahre später zum Branchenstandard geworden sind.
Sein letztes Projekt war Cyclades Air, eine kleine Regionalfluggesellschaft, die in Kooperation mit der griechischen iFly mit Cessna Caravan Regionalflüge innerhalb von Griechenland anbietet. In dieses Projekt steckte Jörg Pommer in den letzten zehn Jahren sein ganzes Herzblut, denn sein Traum war, dass die Insel Naxos besser an andere griechische Inseln angebunden ist. Einige Monate vor dem Erstflug hat er das Unternehmen samt Flugzeugen an lokale Investoren verkauft, war jedoch weiterhin noch unterstützend bei Cyclades Air aktiv. Und wer weiß, vielleicht hatte Jörg Pommer ja schon Ideen für eine neue österreichische Regionalfluggesellschaft? Auszuschließen ist das nicht, denn nebst Naxos galt sein Herz auch seiner Heimat Steiermark, wo er immer davon sprach, dass es so viele Lücken gibt, die ab Graz geschlossen werden müssten.
In der österreichischen Privatluftfahrt gab es einige Pioniere, die trotz dessen, dass vom Staat zum Schutz der damals vollständig staatlichen und nach dem Proporzprinzip geführten Austrian Airlines, viele Steine in den Weg gelegt wurden, felsenfest an ihren Visionen festgehalten haben. In Innsbruck war dies die Familie Langes-Swarowski, die Tyrolean Airways aufgebaut hat, in Wien waren es Hans-Jörg Stöckl (Montana Austria) und Niki Lauda (Lauda Air), in Vorarlberg Rolf Seewald (Rheintalflug und Intersky) und in Graz und Naxos eben Georg Pommer (Tyrolean Airways – als Mitarbeiter – sowie Fairline, Robin Hood, Styrian Spirit und Cyclades Air – als Firmengründer. Von den genannten Pionieren der Privatluftfahrt war übrigens Jörg Pommer der Jüngste.
Ich persönlich habe Jörg Pommer vor langer Zeit kennengelernt und das in der damals womöglich schwierigsten Zeit seines Lebens. Ich habe selbst erlebt wie er sich nie hat unterkriegen lassen und sich stets aufgerappelt hat und nach vorne geblickt hat. In all den Jahren der Freundschaft mit Jörg habe ich ihn als einen aufrichtigen Freund und innovativen Unternehmer, der stets mit neuen Ideen überraschte – egal wie gut oder schlecht es ihm gerade ging. Er war ein richtiges Stehaufmännchen, das sich von nichts und niemandem hat demotivieren lassen. Kraft schöpfte er nicht nur in Naxos und zu Hause in Graz, sondern auch auf seiner geliebten Insel Naxos.
Jörg, du wirst der österreichischen Luftfahrt fehlen, genau wie du meinem Team und mir fehlen wirst. Du hast dich selbst als den letzten Mohikaner der österreichischen Regionalluftfahrt gesehen und das warst du auch, denn außer dir hatten nur wenige Menschen den Mut immer wieder neu zu starten und zugeben, dass du beim letzten Projekt Fehler gemacht hast, aus denen du gelernt hast. Was habe ich von dir gelernt? Dass wenn im Leben alles mies aussieht, dass es immer weitergeht und wenn es keinen Strohhalm gibt, nach dem man greifen könnte, dann macht man sich eben selber einen und rappelt sich wieder auf. Danke Jörg, für all die spannenden Jahre mit dir.
Im Namen des Aviation.Direct-Teams spreche ich der Familie Pommer unser aufrichtiges Beileid aus! Möge Jörg euch als der Mensch, der er in seinem Herzen war, immer in Erinnerung bleiben und in eurem Herzen immer bei euch bleiben.
Für das Team von Aviation.Direct:
Jan Gruber
(Leitender Redakteur)
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