Nun wackeln schon 28.000 Jobs bei Lufthansa

Lufthansa-Chef Carsten Spohr. (Foto: LHG/Oliver Roesler)
Lufthansa-Chef Carsten Spohr. (Foto: LHG/Oliver Roesler)

Nun wackeln schon 28.000 Jobs bei Lufthansa

Lufthansa-Chef Carsten Spohr. (Foto: LHG/Oliver Roesler)
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Lufthansa-Chef Carsten Spohr verbrachte die letzten Tage in seinem Ferienhaus auf der italienischen Mittelmeerinsel Sardinien und arbeitete dort gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen einen Rettungsplan für den Konzern aus. Am heutigen Montag trifft der Generaldirektor der größten Fluggesellschaft Deutschlands auf den Aufsichtsrat, dem er Rede und Antwort stehen muss.

Die Lage bei Lufthansa und den meisten anderen Airlines weltweit ist fatal, denn die Nachfrage ist momentan so niedrig wie noch nie. Es kommen kaum Neubuchungen herein und schon gleich gar keine langfristigen, die jedoch für die Fluggesellschaften besonders wichtig sind, da mit den Einnahmen gearbeitet werden kann. Die Kosten sind da, jedoch frisches Geld kommt kaum in die Kassen. Auch der milliardenschwere Staatskredit könnte irgendwann aufgebraucht sein. Laut Süddeutschem Rundfunk stehen beim Kranich nun nicht mehr 22.000 Jobs akut auf der Kippe, sondern gleich 28.000, also 6.000 Arbeitsplätze sind nun zusätzlich gefährdet. Lufthansa steht demnach unmittelbar vor einem radikalen Personalabbau, der natürlich auch mit dem Aufsichtsrat besprochen werden muss.

Die momentane Krise ist für den von Carsten Spohr geleiteten Konzern wahrscheinlich der tiefste Punkt in der Firmengeschichte. Die heutige Lufthansa wurde übrigens erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und steht zumindest rechtlich gesehen in keiner Verbindung mit der Vorkriegs-Lufthansa, die sich in der NS-Zeit aus heutiger Sicht durchaus unehrenhaft verhalten hat. Dennoch ist die Coronakrise auch eine Chance für den Kranich, denn man kann einen radikalen Umbau des Konzerns inklusive starkem Abbau von Personal durchziehen und sich damit wesentlich schlanker aufstellen. Derartige Pläne gibt es schon länger, doch bislang scheiterten die jeweiligen CEOs stets am heftigen Widerstand der Gewerkschaften, allen voran VC, Ufo und Verdi.

Nähere Details wurden bislang nicht kommuniziert, doch was bekannt ist, ist dass viele Menschen ihre Jobs verlieren werden. Erste Schritte wurden bereits mit den Schließungen von Germanwings und SunExpress Deutschland gesetzt. Indirekt kann die ehemalige Tochter Luftfahrtgesellschaft Walter ebenfalls dazu gezählt werden, denn diese verlor aufgrund der Coronapandemie sämtliche ACMI-Aufträge, musste die Flotte zurückgeben und Insolvenz anmelden.

Spohr bezifferte in einem Webcast, dass Lufthansa noch immer alle 90 MInuten rund eine Million Euro Verlust baut. Das kann so auf Dauer nicht weitergehen, denn man habe maximal 18 Monate Zeit, um wieder auf wirtschaftlich stabilen Beinen zu stehen. Die Kredite, die von Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz gewährt wurden, wären dann aufgebraucht. Doch je stärker sich die Reiseunlust potentieller Kunden ausprägt, desto schneller könnte es gehen. Die vielen, zum Teil zur schwer durchblickbaren Reisebeschränkungen der Regierungen machen es dem Lufthansa-Konzern nicht gerade leichter. Oftmals werden über Nacht neue Richtlinien oder gar Einreiseverbote eingeführt und Passagiere können dann die Strecke defacto gar nicht mehr nutzen. Hausgemacht erscheint aber, dass viele potentielle Kunden wenn überhaupt lieber enorm kurzfristig buchen, denn die verschleppten Ticketerstattungen haben massiv das Vertrauen beschädigt. Die Logik ist klar: Warum sollte man langfristig einen Flugschein kaufen, wenn absolut unklar ist, ob man aufgrund behördlicher Vorschriften überhaupt einreisen kann und dann auch noch im Worst-Case ewig aufs Geld warten? Da hat sich die gesamte Branche wohl selbst keinen Gefallen getan.

Der Einbruch, denn Lufthansa nun verzeichnete, ist heftig. Bis inklusive August konnte man zwar gegenüber April 2020 ein Wachstum verzeichnen, doch nun, im September, ist die Nachfrage eingebrochen. Das hängt durchaus auch damit zusammen, dass die Haupturlaubszeit vorbei ist und viele Geschäftsreisende weiterhin auf Skype und Co zurückgreifen. Die Folgen sind gravierend: Spohr bezifferte, dass man momentan nur 20 Prozent der regulären Nachfrage verzeichnet und die Vorausbuchungen für Oktober 2020 sogar unter zehn Prozent des sonst üblichen Werts liegen. Der Umstand, dass Deutschland ab Oktober 2020 Rückkehrer aus vom Robert-Koch-Institut definierten Risikogebieten unbedingt fünf Tage in Quarantäne stecken will, wirkt sich so ganz und gar nicht förderlich auf das Buchungsverhalten potentieller Kunden aus. Das hat zur Folge, dass die Lufthansa Group so rasch wie möglich die Kosten weiter senken muss. Leider wird dies unvermeidbar auch zu Lasten des Personals gehen.

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