Österreichs “Rückhol-Aktion” von Israel nach Zypern stockt noch vor dem Erstflug

Lockheed C-130
Lockheed C-130 "Hercules" (Foto: HBF/ Gunter Pusch).

Österreichs “Rückhol-Aktion” von Israel nach Zypern stockt noch vor dem Erstflug

Lockheed C-130 "Hercules" (Foto: HBF/ Gunter Pusch).
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Zuerst wollte man nicht, weil man keinen Bedarf sah, dann kündigte man groß an und nun kann man nicht, weil die einzige flugtaugliche Maschine defekt ist. Ungefähr so lässt sich die Evakuierungsaktion, die von der österreichischen Bundesregierung für Staatsbürger, die sich momentan noch in Israel aufhalten, beschreiben.

Als unter anderem Polen und Ungarn längst begonnen hatten ihre Bürger aus Israel zu evakuieren, sah man beim österreichischen Außenministerium noch keinen Bedarf dafür. Man verwies darauf, dass es noch genügend reguläre Linienflüge geben würde. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch El Al und Ryanair zwischen Israel und Österreich nonstop unterwegs. Der Billigflieger stellte am Montag auch seine Dienste ein, denn eine von der Tochter Malta Air betriebene Boeing 737-800 musste wegen einem Raketenalarm im Luftraum von Israel umkehren und eine Ausweichlandung in Paphos vornehmen.

Am Dienstag kündigte die österreichische Bundesregierung dann plakativ an, dass man eine Art „Luftbrücke“ zwischen Tel Aviv und Paphos einrichten wird. Dazu soll temporär eine Lockheed C-130 auf dem zypriotischen Airport stationiert werden. Österreichische Einwohner sollen aus Israel nach Zypern geflogen werden und von dort aus soll es mit zivilen Flugzeugen weitergehen. Die Vorgehensweise habe man gewählt, um aufgrund der kürzeren Flugdistanz möglichst viele Staatsbürger so schnell wie möglich ausfliegen zu können.

Die Sache mit den „Ankündigungen“ der Regierung

Wie bei der amtierenden Bundesregierung üblich kann man sich auf Aussagen der Politiker nur selten verlassen. Ein Paradebeispiel sind die 60 Euro, die für Kinder von beispielsweise Arbeitslosen und Mindestsicherungsbeziehern monatlich zusätzlich überwiesen werden sollten. Ab Juli 2023 wurde von der Politik versprochen, jedoch ist bis dato bei enorm vielen Anspruchsberechtigten kein Cent angekommen. Statt die Monate nachzuzahlen hieß es zuletzt, dass nicht kumuliert, sondern z.B. im November für Juli 2023 überwiesen werden soll. Sofern der Termin hält. Zahlreiche weitere Beispiele wären, dass die mündlichen Ankündigungen bezüglich Einreisebestimmungen während der Corona-Pandemie häufig stark von der tatsächlichen Verordnung abgewichen sind und es viele „Verbote“ in der Realität gar nicht gab.

Die Evakuierungsaktion hat folglich auch ein „Kleingedrucktes“, das nicht plakativ kommuniziert wurde. Unter „mit zivilen Flugzeugen“ weiterfliegen versteht man im Außenministerium, dass das Bundesheer die Staatsbürger in Paphos abladen wird und von dort aus sollen diese sich selbst auf eigene Faust einen Weg nach Österreich suchen. Dass dieser Airport von Österreich ausschließlich von Ryanair angesteuert wird, während die Mitbewerber ab dem doch einige Fahrzeit entfernten Larnaka Airport fliegen, war scheinbar bei der Regierung nicht bekannt. Sofern keine Tickets mehr bei Ryanair zu ergattern sind, können sich Betroffene schon auf eine Inselreise, die selbst zu organisieren ist, einstellen.

Bundesheer-C130 konnte Österreich gar nicht verlassen

Andere Staaten habendhaben ihre Rückholaktionen gänzlich anders. Diese fliegen ihre Staatsbürger nonstop in die Heimatländer oder organisieren Tickets für Umsteigeverbindungen bzw. buchen bei zivilen Airlines wie El Al, die noch ab Tel Aviv aktiv sind. Es kommt auf den Einzelfall an, jedoch das Abladen von Bürgern in Zypern ist eine Lösung, die sich ausschließlich die österreichische Politik hat einfallen lassen.

Doch was groß angekündigt wurde, kann noch vor dem ersten Evakuierungsflug in einer Peinlichkeit enden. Derzeit ist nur ein einziger C-130 flugtauglich. Genau dieser musste aber den Start abbrechen, weil sich Rauch in der Maschine gebildet hat, so ein Sprecher der österreichischen Streitkräfte. Mangels Alternativen konnte man nicht so schnell eine Ersatzmaschine startklar machen, jedoch sollen sich angeblich jene Personen, die ausgeflogen werden sollen, schon am Flughafen Tel Aviv bereit gemacht haben.

Hohe Ticketpreise zwischen Zypern und Österreich

Auf gesalzene Preise für Flüge von Zypern nach Österreich müssen sich Passagiere übrigens auch einstellen. Beispielsweise verlangt Austrian Airlines für den Abflug am 12. Oktober 2023 oneway 1.512,64 Euro. Am 13. Oktober 2023 sind es im billigsten Fall 312,94 Euro.  Ryanair ruft für Paphos-Wien für den 12. Oktober 2023 333,94 Euro auf, am Freitag, den 13. Oktober 2023 ist laut Homepage schon ausgebucht. Wizz Air hat erst am Samstag, den 14. Oktober 2023 ab Larnaka wieder freie Plätze. Diese kosten mindestens 285,76 Euro. Beim Konkurrenten Ryanair sind erst für Sonntag, den 15. Oktober 2023 wieder Tickets für Larnaka-Wien zu haben. Diese kosteten zum Zeitpunkt der Abfrage am 11. Oktober 2023 immerhin 188,51 Euro.

Ergänzend zu den Nonstopflügen gibt es zahlreiche Möglichkeiten mit Umstieg an einem Drehkreuz nach Wien zu gelangen. Generell zeigt sich aber, dass das Nonstop-Angebot zwischen Österreich und Zypern mittlerweile knapp ist und sich die Airlines die letzten Plätze offenbar mitunter sehr fürstlich bezahlen lassen.

Generell haben Personen, die Pauschalreisen gebucht haben, in der aktuellen Situation die besten Karten. Der Reiseveranstalter muss dafür Sorge tragen, dass man von Israel zurück nach Österreich kommt. Ob da nun ein „Zubringer-Flug“ des Bundesheeres nach Zypern genutzt wird und der Tour Operator dann von dort aus Tickets in die Heimat stellt oder aber die Rückholung anderweitig organisiert, ist nicht relevant. Individualreisende sind auf sich selbst gestellt und möglicherweise gibt es bei Reiseversicherungen nichts zurück, denn viele haben Klauseln, die Deckungen bei Krieg und/oder Terrorismus ausschließen.

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