Reportage: AUA sagt “Pfiat di, Dash!”

OE-LGI mit Sonderbeklebung (Foto: Christian Ambros).
OE-LGI mit Sonderbeklebung (Foto: Christian Ambros).

Reportage: AUA sagt “Pfiat di, Dash!”

OE-LGI mit Sonderbeklebung (Foto: Christian Ambros).
Werbung

Über Jahrzehnte hinweg waren Turbopropflugzeuge der Typen DHC Dash 7 und 8 das Rückgrat der Regionalflotte von Tyrolean Airways, die vor einigen Jahren in Austrian Airlines fusioniert wurde. Während die Dash 7 und die kleineren Varianten der Dash 8 bereits seit vielen Jahren nicht mehr eingesetzt waren, war die Dash 8-400 besonders im Winterflugplan 2020/2021 das Rückgrat der Austrian Airlines.

Muster war zuletzt das Rückgrat der Flotte

Der Grund dafür war simpel: Wegen der Corona-Pandemie war die Nachfrage äußerst niedrig und selbst auf “Rennstrecken” wie Frankfurt, München und Zürich kam das Turboprop-Muster zum Einsatz. Umso verwunderlicher war es für viele Brancheninsider, dass die AUA eisern am Ausflottungsplan, der noch vor der Pandemie verkündet wurde, festgehalten hat.

„Austrian Airlines ist auf die Ausflottung der Dash gut vorbereitet. Mit den komfortablen, effizienten Embraer- und Airbus-Flugzeugen werden wir unseren Passagieren weiterhin ein gutes Zubringerangebot mit Wien als unserem Drehkreuz anbieten“, sagt Austrian Airlines CCO Michael Trestl

Einst hatte man bis zu 18 Dash 8-400 im Einsatz, doch die Stärke der Flotte ist bis März 2021 auf zwei Einheiten geschrumpft. Eigentlich sollten die Turboprops schon Ende März ausgeflottet werden, aber die AUA entschied sich dafür zwei DHC Dash 8-400 noch bis Ende Mai im Einsatz zu halten. Alle 18 Maschinen wurden bereits verkauft und am 31. Mai 2021 endet auch im Lufthansa-Konzern eine Ära: Austrian Airlines war bislang der letzte konzerneigene Operator von Turbopropflugzeugen. Das ist nun Geschichte.

„Die Dash hat eine beeindruckende Laufbahn in unserem Unternehmen hingelegt, sie ist und bleibt Teil unserer Geschichte. Das werden wir nicht vergessen. Ich möchte mich bei allen bedanken, die die Dash-Flugzeuge über die letzten Jahrzehnte betreut haben, den Kabinen- und Cockpitbesatzungen, der Technikmannschaft und vielen mehr“, sagt Austrian Airlines COO Francesco Sciortino.

Letzte Rotation führte nach Innsbruck

Mit der OE-LGI führt man als OS 605/6 den letzten kommerziellen Dash-Umlauf in der Firmengeschichte durch. Danach sollen die Props gewartet werden und im Laufe des Jahres an die neuen Eigentümer übergeben werden. Das aus österreichischer Sicht durchaus historische Ereignis wurde von vielen Interessierten begleitet. So haben sich beispielsweise die Flughafenfreunde Wien zahlreiche Sitzplätze an Bord der OE-LGI gesichert.

„Zu Spitzenzeiten absolvierte die Dash 8-Q400 bis zu 44.000 Einzelflüge pro Jahr“, sagt Austrian Airlines Dash-Flottenchef Thomas Bleimuth. „Mit diesem Flugzeugtyp konnte man auch besonders anspruchsvolle Orte anfliegen. Tyrolean Airways flog früher mit der viermotorigen Dash 7 zum Beispiel nach Courchevel in den französischen Alpen, ein Flugplatz auf über 2.000 Metern Seehöhe.“

Am 9. April 1980 startete die Geschichte der Dash nicht nur in Österreich sondern ganz Europa. Damals übernahm Tyrolean Airways als erste europäische Fluggesellschaft die erste Dash 8-Vorläuferin, eine De Havilland Canada DHC-7. Das 50-sitzige Regionalflugzeug eignete sich mit seinen ausgezeichneten Kurzlandeeigenschaften ideal für den Einsatz an schwierigen Flughäfen wie Innsbruck oder eben Courchevel. Ab 1985 setzte Tyrolean Airways das zweimotorige Nachfolgemuster Dash 8-100 auf Flügen nach Graz, Frankfurt und Zürich ein. Bis zur vollständigen Übernahme des Tiroler Flugunternehmens durch Austrian Airlines im Jahr 1998 flogen insgesamt 44 verschiedene Dash 8 der Serien -100, -300 und -400 für Tyrolean.

Muster absolvierte 520.000 sichere Landungen

Bei Austrian Airlines waren zuletzt 18 Dash 8-Q400 auf der Kurzstrecke im Einsatz, zum Beispiel auf Flügen von Wien nach Mailand, Warschau oder Zagreb. Nach knapp 20 Jahren des Betriebs bei Österreichs Heimatairline kann allein dieses Flugzeugmuster einige beeindruckende Zahlen vorweisen:

  • Über 20 Millionen Passagiere flogen in den letzten 20 Jahren mit der Dash 8-Q400.
  • 237 Millionen Kilometer legte die Dash 8-Q400 dabei unfallfrei zurück – das sind 310 Flüge zum Mond und zurück.
  • 54 Jahre haben die Dash 8-Q400-Maschinen zusammengerechnet in der Luft verbracht.
  • In ihrer Laufbahn absolvierten die Flugzeuge mehr als 520.000 sichere Landungen.
  • Bei ihren Vorflugkontrollen legten die Pilotinnen und Piloten der Dash 8-Q400 über 52.000 Kilometer Fußweg zurück – das sind 20 Umrundungen Österreichs.

OE-LGI war 16 Jahre für Tyrolean und AUA in der Luft

Die OE-LGI, die unter der Flugnummer OS 906 den letzten Dash-Flug für Austrian Airlines absolvierte, ist 16,2 Jahre alt. Die “DH4” wurde Anfang 2005 an Tyrolean Airways ausgeliefert. Zu diesem Zeitpunkt trat die einstige AUA-Tochter unter dem Marketingnamen “Austrian Arrows” ab. 

Ein paar Jahre später wurde “Arrows” wieder abgeschafft und bedingt durch den Betriebsübergang führte Tyrolean eine Zeit lang sogar fast alle AUA-Flüge durch. Mit dem “Betriebsübergang zurück” wurde die Tiroler Airline, die mit Dash-Flugzeugen groß geworden ist, in Austrian Airlines fusioniert.

Die OE-LGI flog somit in ihrem bisherigen Leben stets für die Austrian Airlines Group. Zunächst unter dem Tyrolean-AOC und später unter jenem der Mainline. Die Maschine trägt den Taufnamen “Eisenstadt”. Dabei handelt es sich um die Landeshauptstadt des österreichischen Bundeslandes Burgenland.

1 Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Redakteur dieses Artikels:

[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

Über den Redakteur

[ssba-buttons]

Paywalls mag niemand
– auch Aviation.Direct nicht!

Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee Kaffee einladen.

Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.

Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Verbesserungsvorschläge wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.

Ihr
Aviation.Direct-Team
Paywalls
mag niemand!

1 Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Werbung