Die geplante Erhöhung der Passagiersteuern in Frankreich durch die Regierung stößt auf erheblichen Widerstand seitens der Fluggesellschaften, insbesondere der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair. Laut einer Erklärung des kaufmännischen Leiters von Ryanair, Jason McGuinness, plant das Unternehmen, die Kapazität von und zu französischen Regionalflughäfen ab Januar 2025 um bis zu 50 Prozent zu reduzieren, sollte die französische Regierung ihren Plan zur Verdreifachung der Passagiersteuer weiter verfolgen. Diese Entscheidung könnte schwerwiegende Folgen für die französische Luftfahrtindustrie und die betroffenen regionalen Flughäfen haben, die schon jetzt mit Herausforderungen kämpfen.
Die französische Regierung sieht sich aufgrund eines unerwartet hohen Haushaltsdefizits gezwungen, im Budgetplan für 2025 Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung zu ergreifen, darunter eine deutliche Erhöhung der Steuern auf Flugtickets und Privatflüge. Das Vorhaben stößt nicht nur auf Widerstand von Fluggesellschaften wie Ryanair, sondern auch von Vertretern der betroffenen Flughäfen, die befürchten, dass die Steuererhöhung das Passagieraufkommen negativ beeinflussen und insbesondere den Billigflugmarkt schwächen könnte.
Ryanair fliegt derzeit 22 kleinere Regionalflughäfen in Frankreich an, die besonders von Billigfluggesellschaften wie Ryanair bedient werden. Welche dieser Flughäfen konkret von den Kürzungen betroffen sein werden, teilte Ryanair bislang nicht mit. Allerdings gab die Gesellschaft bekannt, dass die beiden Flughäfen in der Nähe von Paris – Beauvais und Vatry – nicht auf der Streichliste stehen. Diese Flughäfen sind von zentraler Bedeutung für Ryanair, da sie wichtige Drehkreuze für Verbindungen nach und von Frankreich darstellen.
Die irische Fluggesellschaft befördert derzeit rund 5,7 Millionen Passagiere in Frankreich, was einen Anstieg von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Allerdings warnt Ryanair, dass die geplante Steuererhöhung vor allem die regionalen Flughäfen, die traditionell von Billigfluggesellschaften frequentiert werden, besonders hart treffen könnte. Viele Strecken, die derzeit von diesen Flughäfen aus bedient werden, könnten aufgrund der höheren Kosten für die Passagiere unrentabel werden. Ein Rückgang des Flugverkehrs auf den betroffenen Strecken wäre die Folge, was nicht nur die Fluggesellschaften, sondern auch die regionalen Wirtschaftsstrukturen schwächen würde.
Ryanair-Chef Michael O’Leary äußerte sich bereits Anfang November besorgt über die Steuerpolitik der französischen und deutschen Regierung, die eine Erhöhung der Luftverkehrssteuern plane. Auch in Deutschland drohte Ryanair mit Kapazitätskürzungen, sollte das Steuerumfeld für Fluggesellschaften ungünstig bleiben. O’Leary betonte, dass Ryanair in den betroffenen Märkten verstärkt die Notwendigkeit zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung unterstreichen müsse, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Doch die Auswirkungen der höheren Steuern könnten nicht nur die Fluggesellschaften, sondern auch die Passagiere und die lokale Wirtschaft treffen. Regionalflughäfen sind in vielen Fällen eine wichtige Anlaufstelle für Geschäftsreisende und Touristen. Wenn diese Flughäfen durch Kapazitätskürzungen von Billigfluggesellschaften wie Ryanair an Bedeutung verlieren, könnten auch wichtige Wirtschaftszweige, wie der Tourismussektor, in Mitleidenschaft gezogen werden.
Experten warnen davor, dass eine erhebliche Steuererhöhung den Wettbewerb im Luftverkehr beeinträchtigen könnte, da Billigfluggesellschaften wie Ryanair mit höheren Kosten konfrontiert werden, während größere Fluggesellschaften wie Air France ihre Marktstellung möglicherweise leichter behaupten könnten. Das würde nicht nur den Flugverkehr verteuern, sondern auch die Auswahl an verfügbaren Flügen verringern, was besonders für preisbewusste Reisende problematisch wäre.
Ein weiterer Aspekt ist die Frage, wie sich die Steuererhöhung auf die Luftfahrtindustrie insgesamt auswirken wird. Während Ryanair und andere Billigfluggesellschaften mit erheblichen Kapazitätskürzungen drohen, könnten auch andere europäische Fluggesellschaften ihre Routenpläne überdenken. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach Flugreisen in den kommenden Jahren weiter steigen wird, insbesondere in Verbindung mit der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie. Doch eine spürbare Erhöhung der Flugticketpreise könnte diese Erholung bremsen und den Luftverkehr insgesamt schwächen.
Die geplante Steuererhöhung ist nicht die erste Maßnahme, die die französische Regierung im Bereich der Luftfahrt ergreift. Bereits in der Vergangenheit gab es Bestrebungen, den Luftverkehr stärker zu besteuern, um einen Beitrag zur Reduzierung der CO₂-Emissionen und zur Finanzierung öffentlicher Haushalte zu leisten. Auch im Hinblick auf die Klimakrise und die damit verbundenen politischen Maßnahmen zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes ist es durchaus verständlich, dass Flugreisen stärker besteuert werden. Doch aus der Perspektive der Fluggesellschaften stellt sich die Frage, ob die Erhöhung der Steuern in einem bereits herausfordernden Marktumfeld wirklich der richtige Schritt ist.
Abschließend bleibt abzuwarten, wie sich die politische Diskussion rund um die geplante Steuererhöhung weiter entwickeln wird und welche konkreten Maßnahmen Ryanair und andere Fluggesellschaften letztlich ergreifen werden. Es steht fest, dass die Entscheidung der französischen Regierung in den kommenden Monaten erhebliche Auswirkungen auf die Luftfahrtindustrie und die Wirtschaft insgesamt haben könnte.