Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair hat am 10. Oktober 2024 die drastische Entscheidung getroffen, ihr deutsches Flugangebot für den Sommer 2025 um 12 % zu kürzen, was 1,8 Millionen Sitzplätzen und 22 gestrichenen Strecken entspricht. Von einigen Airports will man sich sogar gänzlich zurückziehen.
Diese Maßnahme ist eine direkte Reaktion auf die hohen staatlichen Abgaben, insbesondere die Luftverkehrssteuer sowie die Sicherheits- und Flugsicherungsgebühren, die Ryanair als hinderlich für die Erholung und das Wachstum der Luftfahrtbranche in Deutschland ansieht. Insbesondere die Schließungen in Dortmund, Dresden und Leipzig sowie die drastische Reduzierung des Angebots in Hamburg um 60 % werfen Fragen zur Zukunft des Luftverkehrsstandorts Deutschland auf. Die Auswirkungen auf die Mobilität, den Tourismus und die wirtschaftliche Anbindung des Landes könnten erheblich sein.
Hohe Kosten als Hemmnis
Ryanair kritisiert die deutschen Regierungsmaßnahmen, die seiner Ansicht nach die Rückkehr zur Normalität nach der Pandemie behindern. Mit nur 82 % des Verkehrsaufkommens von 2019 ist Deutschland der am schlechtesten performende Luftverkehrsmarkt in Europa. Im Gegensatz dazu haben Länder wie Schweden, Italien, Ungarn und Polen erfolgreich niedrigere Zugangskosten implementiert, was zu einem Anstieg der Kapazität und des Verkehrsaufkommens geführt hat. Ryanair-CEO Eddie Wilson betont, dass die hohen staatlichen Abgaben zu den höchsten Flugpreisen in Europa führen, was sowohl deutsche Bürger als auch internationale Besucher stark belastet.
„Die Entscheidung, die gesamten Operationen in Dortmund, Dresden und Leipzig einzustellen, sowie die massive Reduzierung des Angebots in Hamburg ist eine klare Botschaft an die deutsche Regierung“, erklärte Wilson. „Die extrem hohen Zugangskosten haben dazu geführt, dass Deutschland den Anschluss im Luftverkehr verliert.“
Arbeitsplätze und Tourismus in Gefahr?
Die Reduzierung von 1,8 Millionen Sitzplätzen und das Streichen von 22 Strecken könnten verheerende Folgen für die Beschäftigung im Luftverkehrs- und Tourismussektor haben. Die Schließungen in wichtigen Städten wie Dortmund, Dresden und Leipzig werden nicht nur die Mobilität der Reisenden beeinträchtigen, sondern auch die wirtschaftlichen Perspektiven der betroffenen Regionen. Laut dem Hauptgeschäftsführer des ADV, Ralph Beisel, ist dies ein weiterer Rückschlag für den deutschen Luftverkehrsmarkt und ein Hinweis auf die Unsicherheit, die viele europäische Airlines in Bezug auf den deutschen Markt empfinden.
„Der Luftverkehrsstandort Deutschland fällt unter das Niveau des Jahres 2013 zurück. Airlines meiden aufgrund von Wettbewerbsverzerrungen deutsche Flughäfen. Wir müssen die staatlich bedingten Standortkosten senken, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern“, so Beisel.
Laut Ryanair sollen die Kürzungen an den Airports wie folgt ausfallen:
FLUGHAFEN | KAPAZITÄT |
Dortmund | CLOSURE |
Leipzig | CLOSURE |
Dresden | CLOSURE |
Hamburg | -60% |
Berlin | -20% |
WEITERE | -10% |
TOT. | -12% |
GESAMTKÜRZUNG IN DEUTSCHLAND | |
SITZE | -1.8M |
STRECKEN | -22 |
KAPAZITÄT | -12% |
Ein Hilferuf an die Politik
In Anbetracht dieser Entwicklungen fordert Ryanair Verkehrsminister Volker Wissing und die Bundesregierung auf, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um die hohen Zugangskosten zu senken. Dazu gehört die Abschaffung der Luftverkehrsteuer sowie die Senkung der seit 2019 um 100 % gestiegenen Flugsicherungsgebühren. Auch die Erhöhung der Obergrenze für Sicherheitsgebühren, die ab Januar 2025 in Kraft treten soll, sollte aus Sicht der Airline überdacht werden.
„Nur niedrigere Kosten werden es Deutschland ermöglichen, sein Verkehrsaufkommen von vor Covid wiederherzustellen. Minister Wissing muss jetzt handeln, sonst werden deutsche Bürger weiterhin die höchsten Flugpreise zahlen“, warnt Wilson.
Ausblick auf die Zukunft
Die Entscheidung von Ryanair, den deutschen Markt stark zu reduzieren, könnte langfristige Folgen für die gesamte Branche haben. Experten sind sich einig, dass ohne signifikante politische Interventionen die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Luftverkehrs weiter abnehmen wird. Ryanair hat einen siebenjährigen Wachstumsplan präsentiert, der eine Verdopplung des Verkehrsaufkommens von 16 Millionen auf 34 Millionen Passagiere vorsieht. Doch bisher blieb die Antwort von Bundes- und Landesregierungen aus.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass der Luftverkehrsmarkt in Deutschland an einem kritischen Punkt steht. Es bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung die notwendigen Schritte einleitet, um die Luftfahrtbranche zu revitalisieren und die Mobilität der Bürger zu sichern. Angesichts der angespannten Situation und der fortwährenden Herausforderungen ist schnelles Handeln erforderlich, um nicht nur Ryanair, sondern auch anderen Airlines zu zeigen, dass der deutsche Markt wieder attraktiv werden kann.